Erkennen Hunde ihre Mutter wieder selbst nach Jahren der Trennung?
Hundewelpen werden oft schon früh von ihrer Mutter getrennt. Kommen sie in liebevolle Hände, leben sie sich schnell in neuen sozialen Strukturen ein. Vergessen oder erkennen Hunde ihre Mutter später wieder? Tatsächlich kann eine Familienzusammenführung gelingen und zu emotionalen Momenten führen - sowohl beim Tier als auch beim Menschen.
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Hunde erkennen den Geruch ihrer Mutter
Hunde sind überaus treue Gefährten, die ihre Menschen schon schwanzwedelnd an der Tür empfangen, obwohl ihre Besitzer soeben erst das Treppenhaus betreten haben. Hunde haben einen derart ausgezeichneten Geruchssinn, dass sie bekannte Gerüche sofort richtig einordnen.
Aber erkennen Hunde ihre Mutter wieder, wenngleich sie jahrelang voneinander getrennt waren? Diese Vorstellung ist nicht nur rührend, sondern auch wahr.
Hunde können ihre Mutter an ihrem persönlichen Geruch erkennen. Optik und Akustik spielt hingegen kaum eine Rolle.
Auch Ihre Wurfgeschwister lassen sich über die feinfühlige Nase wiedererkennen, obwohl ihr Zusammensein bereits nach wenigen Monaten endet - dazu später mehr.
Der Geruchssinn ist der schärfste Sinn des Hundes. Er ermöglicht es den Vierbeinern, Tiere, Menschen und Gegenstände zuverlässig zu erkennen und einzuordnen.
Schätzungen zufolge haben Hunde zwischen 200 und 300 Millionen Geruchsrezeptoren, während Menschen lediglich circa fünf Millionen aufweisen.
Biochemie: So erinnern sich Hunde an ihre Mutter und Geschwister
Bereits im Welpenalter nehmen Hunde zahlreiche Gerüche wahr. Das geschieht vollkommen unbewusst, aber die Erinnerung an bestimmte Gerüche bleibt beim Großteil der Hunde ein Leben lang bestehen - besonders die Gerüche von Mama, Schwestern und Brüdern gehört dazu. Aber es gibt auch Hunde, die diese Gerüche vergessen und somit ihre Mütter und Geschwister eher nicht wiedererkennen.
Untersuchungen sollen mehrfach gezeigt haben, dass es bei der Wiedererkennung von Hundemama und Wurfgeschwistern darauf ankommt, wie lange die Hunde zusammenlebten.
Dieser Zeitraum bewegt sich zwischen acht und 16 Wochen. Schließlich können sich Gerüche nur dann im Gehirn als Erinnerung verankern, wenn sich die unterschiedlichen persönlichen Duftstoffe manifestieren.
Welpen vergessen ihre Mutter innerhalb weniger Tage
Fühlt sich ein Hundebaby in seiner neuen Umgebung und bei seiner neuen Familie wohl, verfliegt der Trennungsschmerz zur Mutter innerhalb weniger Tage.
Während Menschen sich "filmartig" an Dinge in ihrem Leben zurückerinnern, erinnern sich Hunde auf eine vollkommen andere Weise.
Forscher gehen davon aus, dass Hunde diese bildliche Vorstellungs- und Erinnerungskraft nicht haben und sich stattdessen auf Assoziationen stützen. Bestimmte Gerüche und Gefühle wecken somit ihre Erinnerungen.
Damit lässt sich erklären, warum Hundewelpen ihre Mutter schnell zu vergessen scheinen, wenn sie bei einem neuen Menschen einziehen: Die Umgebung riecht anders und fühlt sich anders an als jene bei und mit Mama. Folglich verblasst die Erinnerung an die Hundemutter.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Gefühls- und Geruchserinnerung nicht wieder aufflammen, sobald sich die zwei Fellnasen wiedersehen - ganz im Gegenteil.
Auch nach Jahren der Trennung kann es zu rührendem Wiedersehen kommen
Treffen Hundemama und ihr Nachwuchs nach Jahren aufeinander, sind die Emotionen und Verhaltensweisen häufig überschwänglich und herzerwärmend. Anhand des persönlichen Geruches der Tiere ordnen sie die fürsorglichen und liebevollen Gefühle füreinander binnen Sekunden ein und zeigen Freude und Aufregung.
Ein Verhalten dieser Art zeigen Hunde auch bei ihren Hundegeschwistern - vorausgesetzt sie wurden nicht zu früh voneinander getrennt.
Weitere Infos dazu unter:
Erinnern sich Hundegeschwister aneinander, wenn sie sich nach Jahren begegnen?
Gesichtserkennung: So erkennen Hunde ihre Menschen
Während Hunde ihre eigenen Familienmitglieder primär am Geruch erkennen, erkennen sie ihnen bekannte Menschen überwiegend an ihren Gesichtern. Hunde nutzen also dabei vermehrt ihre Augen statt ihrer Nase. Durch die optische Gesichtserkennung unterscheiden sie zwischen bekannten und unbekannten Gesichtern.
Interessant ist hierbei auch, dass derselbe Teil des Gehirns dabei aktiviert wird, wie es bei Menschen der Fall ist, die ein gesehenes Gesicht zuordnen.
Hunde sind sogar in der Lage, Gesichtsausdrücke zu unterscheiden. Wichtig ist immer, dass sie das vollständige Gesicht des Menschen sehen. Wird das Gesicht ver- oder abgedeckt, fällt es den Vierbeinern äußerst schwer, seine Menschen auszumachen - da hilft dann vermehrt ihr nahezu unübertrefflicher Geruchssinn.
Rührende Randnotiz: Viele Hunde reagieren sehr enthusiastisch, sobald sie auf ihre früheren Besitzer bzw. Züchter treffen. Hierbei spielt vermehrt der Geruch eine Rolle, denn sie verknüpfen den bekannten Geruch mit dem fürsorglichen Verhalten und den daraus resultierenden positiven Emotionen.
Fazit: Hunde vergessen ihre Hundemama, können sie aber wiedererkennen
Die Nase eines Hundes ist wahrlich ein Wunderwerk der Natur. Wie genau der biochemische Mechanismus funktioniert, ist zwar noch nicht eindeutig geklärt, aber klar ist:
Hundewelpen vergessen ihre Mama und Geschwister zwar bereits nach wenigen Tagen nach der Trennung, durch ihren persönlichen Geruch werden sie ihre Liebsten jedoch sogar nach Jahren der Trennung wiedererkennen.
Titelfoto: 123rf/mvolodymyr