Hund hört nicht: Vermeide diese unbewussten Fehler bei der Hundeerziehung
Hundehaltung kann zu einer echten Herausforderung werden, wenn der geliebte Vierbeiner macht, was er will, und auf kein Kommando reagiert.
Das Zusammenleben mit einem Hund kann so entspannt sein, wenn Hundehalter klare Regeln aufstellen und ihren Hund gut erziehen.
Unabhängig von Größe, Alter und Rasse des Hundes ist es ebenso essenziell, eine gewisse Kontrolle über das Tier zu haben, um gefährliche Situationen für Tier und Mensch sicher zu überstehen.
Die erfolgreiche Hundeerziehung gelingt jedoch nicht von einem Tag auf den anderen. Die sensiblen und sehr aufmerksamen Tiere müssen die Kommandos und Verhaltensgrundsätze erst erlernen. Möchten die Besitzer, dass ihre Hunde gehorsam sind, sollten sie eindeutige Signale senden, stets konsequent bleiben und sehr geduldig beim Training mit ihren Vierbeinern sein.
Manchmal passiert es jedoch, dass der Hund trotz aller Bemühungen nicht hören will. Welche Ursachen dieses "Fehlverhalten" haben kann, erklärt Dir dieser Hunderatgeber.
Hund hört nicht: Mögliche Ursachen von Ungehorsam
Hört ein Hund nicht, dann liegt das meist nicht daran, dass das Tier böswillig ist und die Besitzer absichtlich ignoriert. Haben Hundehalter Probleme mit dem Gehorsam des Tieres, sollten sie sich folgende Fragen stellen, um mögliche Ursachen zu identifizieren.
1. Wie konsequent bist Du wirklich zu Deinem Hund?
Viele Hundehalter wissen, dass sie die Regeln bestimmen und stets konsequent im Umgang mit ihren Hund sein müssen, um sein Vertrauen zu gewinnen und ihn zu erziehen. Doch es gibt Situationen, wo Hundehalter glauben, dass sie die Entscheidung treffen, aber der Hund in Wahrheit seinen Willen durchsetzt.
In manchen Hundehaushalten ist es dem Hund z. B. nur erlaubt, auf das Sofa zu springen, wenn die Besitzer das Signal geben. Angenommen, der Hund liegt bereits mit dem Kopf auf dem Sofa und schaut die Halter ganz niedlich an. Bei diesem süßen und lieben Blick geben viele ihm dann doch das Signal, hoch auf das Sofa zu kommen. In diesem Fall haben nicht die Halter, sondern der Hund entschieden, was geschieht. Der Hund lernt dadurch, wie er bei seinen Besitzern seinen Willen durchsetzten kann.
Ebenfalls zu beachten ist die körperliche Nähe, die Halter zu ihrem Hund bewusst zulassen. Kommen sich Hunde untereinander zu nah, dann schnappen sie nacheinander oder halten den anderen durch Signale auf Abstand. Manche Hunde drängen sich ihren Besitzern geradezu auf, ohne dass diese es direkt bemerken. Sie schenken dem Tier eventuell noch Streicheleinheiten oder zusätzliche Aufmerksamkeit.
Wenn Halter gerade ihre Ruhe vor dem Hund haben möchten, dann sollten sie ihn immer wegschicken. Hunde brauchen zwar viel Aufmerksamkeit, aber sie müssen die Grenzen der Besitzer akzeptieren können.
In der Hundeerziehung gibt es keine Ausnahmen, da Hunde nicht verstehen, dass es eine Ausnahme ist und sie das Verhalten unter anderen Bedingungen nicht zeigen dürfen. Auch an Tagen mit viel Besuch darf sich z. B. ein Hund nicht unerwünscht aufdrängen.
Die Anweisung des Halters muss für den Hund im Alltag und in Ausnahmesituationen immer verbindlich sein.
2. Wie viel am Tag und in welchen Momenten redest Du mit Deinem Hund?
Halter, welche den ganzen Tag auf ihren Hund einreden und dabei vielleicht nicht immer direkt etwas von ihrem Hund möchten, werden die Erfahrung machen, dass der Hund sie irgendwann ignoriert. Hunde können meist nicht unterscheiden, ob es sich um ein relevantes Kommando oder belangloses Gerede handelt. In der Kommunikation mit dem Hund ist die seltenere und gezielte Ansprache wesentlich effektiver, da es dem Hund sofort signalisiert, dass jetzt etwas passiert oder er gefordert wird.
Besondere Aufmerksamkeit verdient der Einsatz des Hundenamens. Ein verbindliches Kommando mit dem Namen zu verknüpfen ist vor allem bei der Mehrhundehaltung sehr hilfreich. Verbindet man den Namen mit einer negativen Konsequenz, bewirkt dies bei dem Hund eine eher negative Assoziation. Er glaubt dann, dass immer etwas Schlechtes passiert, wenn er auf den Namen hört und wird nicht mehr reagieren.
3. Wie redest Du mit Deinem Hund?
Nicht zu unterschätzen ist die Wirkung der Stimmlage. Leise, aufgeregte und hohe Bitten haben weniger Effekt als ein schlichtes, deutliches und dennoch freundliches akustisches Signal. Ebenso wichtig ist es, die Körpersprache einzusetzen und mit dem Hund über den Raum zu arbeiten, indem man z. B. einen Schritt auf den Hund zugeht. Weicht man zurück, dann ist das für den Hund ein Zeichen für Unterwürfigkeit.
Aufgeregte Reaktionen des Halters werden auch den Hund erregen. Sitzt er auf Kommando ruhig da und wird dann mit schneller und hoher Stimme gelobt oder angesprochen, springt er wahrscheinlich wieder auf. Signalisieren Halter mit ihrer Stimme und Körpersprache Ruhe, dann bleibt auch der Hund ruhig und entspannt sich.
4. Wo liegt die Aufmerksamkeit Deines Hundes, wenn Du ihm die Anweisung gibst?
Alle Hunde hören und meistens mehr als die Besitzer glauben. Geräusche, Gerüche, Begegnungen und andere Umwelteinflüsse ziehen die Aufmerksamkeit von Hunden schnell auf sich. Konzentriert sich der Hund gerade nicht auf die Besitzer, nimmt er auch ihre Signale und Anweisungen nicht wahr. Hunde im intensiven Spiel mit Artgenossen sind nicht so empfänglich für Signale wie ein Hund, welcher die Besitzer direkt ansieht. Hundehalter sollten vor jedem Kommando sicherstellen, dass ihr Hund sich auch auf sie konzentriert und nicht andere Ereignisse spannender findet.
Zu diesem Aspekt gehört auch die Frage, wie spannend die Interaktion mit dem Halter für den Hund ist bzw. wie stark die Bindung zwischen Tier und Mensch ist. Schenken die Besitzer ihrem Hund beim Spielen, Spazieren oder Trainieren nicht die volle Aufmerksamkeit, weil sie z. B. nebenbei am Handy sind und ihn nicht fordern, dann beschäftigt er sich irgendwann nur noch mit sich selbst. Der Hund ignoriert sie, ohne damit zu rechnen, dass plötzlich doch etwas von ihm verlangt wird.
5. Ist Deine Anweisung für Deinen Hund eindeutig?
Nur wenn ein Hund versteht, was von ihm verlangt wird, kann er das Kommando auch ausführen. Das gilt auch für Fehlverhalten, dessen Korrektur sofort erfolgen sollte. Anderenfalls erschließt sich der Zusammenhang zwischen unerwünschtem Verhalten und Konsequenz für den Hund nicht.
6. Ist die Belohnung für Deinen Hund angemessen und erfolgt sie im richtigen Moment?
Einer der Grundsätze in der Hundeerziehung ist es, nicht nur das negative Verhalten des Hundes zu maßregeln, sondern das positive Verhalten durch eine Belohnung oder Ähnliches zu bestärken. Lohnt sich eine Handlung für Hunde, dann machen sie diese gern und wiederholen sie auch. Hundehalter sollten sich dabei im Klaren darüber sein, was ihren Hund in der aktuellen Situation wirklich motiviert.
Ein Leckerli ist nicht immer die passende Belohnung. Berücksichtige die persönlichen Interessen Deines Hundes. Mag er spezielle Spiele, hat er ein Lieblingsspielzeug oder bevorzugt er eine Streicheleinheit, dann kann das eine Belohnung für richtiges Verhalten sein.
Tobt er z. B. gerade auf einer Spielwiese mit anderen Artgenossen, wird vom Halter zurückgerufen, folgt der Anweisung und wird sofort angeleint nach Hause geführt, ist das für den Hund nicht sonderlich spannend.
Halter sollten darauf achten, aktive und intrinsisch motivierte Handlungen des Hundes zu bestärken, welche zu dem gewünschten Verhalten des Tieres passen. Durch eine Belohnung lässt sich z. B. ein Hund, welcher den Halter unterwegs ignoriert, darin bestärken, dass er beim Spaziergang seine Aufmerksamkeit immer wieder auf den Besitzer richtet. Praktisch heißt das, den Hund zu sich zu rufen und zu loben, wenn er aktiv den Blickkontakt zum Halter sucht.
7. Wie lange und in welchen Situationen hast Du mit Deinem Hund trainiert?
Hundeerziehung ist nicht mal eben schnell gemacht. Hund und Halter brauchen einige Zeit, Geduld und sehr viele Wiederholungen, bis sie ein eingespieltes Team sind. Rückschläge und Misserfolge gehören zum Hundetraining. Jeder Hund hat sein eigenes Tempo, wie lange er braucht, um die Aufgaben und Regelungen zu verstehen.
Es kann vorkommen, dass der Hund in der Wohnung einwandfrei hört und plötzlich beim Spazieren sein eigenes Ding macht. Eine neue Situation erfordert erneutes Üben, denn die Einflüsse von außen haben sich verändert (siehe Frage 5). Manche Hunde lassen sich sehr schneller ablenken als andere. Eine wichtige Voraussetzung für das Training unter Ablenkung und Impulskontrolle ist, dass die Grundlagen beim Hund bereits gefestigt sind.
Wie bei Menschen ist auch bei Hunden das ganze Leben ein ständiger und fortlaufender Lernprozess.
Hinweis: Hundeschulen und spezielle Trainer können ebenfalls eine Unterstützung bei der Hundeerziehung sein. Ist man sich absolut sicher, dass man im Umgang mit dem Hund alles richtig macht und verweigert dieser dennoch den Gehorsam, dann ist vielleicht ein Besuch beim Tierarzt hilfreich. Körperliche Schäden oder Fütterung mit minderwertigem Futter sind mögliche Ursachen für Konzentrationsschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden.
Hundehalter sollten ebenso bedenken, dass jeder Hund eine individuelle Persönlichkeit mit eigenen Bedürfnissen und Interessen hat. Nicht jede Trainingsmethode, jedes Spiel und auch nicht jede Belohnung ist für alle Hunde geeignet. Beschäftige Dich geduldig mit Deinem Hund, um zu erkennen, was er wirklich braucht.
Titelfoto: unsplash/Michał Bielejewski