Kratzer im Glas - helfen Zahnpasta, Nagellack und Co.? Tipps & Tricks
Kratzer machen Glastische hässlich, die Brille zum Störfaktor und die
Autoscheibe vielleicht sogar gefährlich. Viele fragen sich daher: Kann man Kratzer aus Glas entfernen? Glücklicherweise ja, sofern die Furchen nicht zu tief sind.
Weitere hilfreiche Tipps und die besten Hausmittel, um Dein Zuhause auf Hochglanz zu bringen, gibt's übrigens im Reinigungsratgeber.
- Womit kann man Kratzer im Glas entfernen?
- Hausmittel gegen Kratzer im Glas
- Kratzer in der Fensterscheibe entfernen
- Kratzer im Glastisch entfernen
- Lifehack: Kratzer im Glastisch mit Nagellack auffüllen
- Kratzer in der Frontscheibe entfernen
- Tiefe Kratzer in der Autoscheibe entfernen
- Leichte Kratzer aus Autoglas selbst entfernen
- Kratzer im Handydisplay entfernen
- Kratzer im Brillenglas entfernen
- Nur leichte Kratzer im Glas lassen sich selbst entfernen
Die wichtigsten Infos für Schnellleser:
- Leichte Kratzer lassen sich mit Zahnpasta, Ammoniak, Natron, Backpulver oder Metallpolitur auspolieren.
- Bei tieferen Kratzern kann eventuell Glaskeramikreiniger Abhilfe schaffen.
- Gebrauchskratzer in Windschutzscheiben können mit Poliermaschine und Autoglaspolitur behoben werden.
- Tiefe Kratzer in Frontscheiben gefährden die Fahrsicherheit und sollten bis zur Reparatur beim Autoglaser durch Abkleben gesichert werden.
Kratzer selbst entfernen - wie soll das gehen?
Die Atome in Glas liegen in ungeordneter Struktur vor und sind nur mit den nächsten Nachbarn in stabilen Mustern verbunden. Sie sind außerdem nicht sehr dicht gepackt, Glas weist damit insgesamt eine geringere Dichte auf als zum Beispiel Kristall.
Deshalb wird Glas auch metastabil genannt und kann erfolgreich per Hand poliert werden, während ein Kristall wie Diamant nur mit Diamanten geschliffen und auch nur mit diamantenbesetzten Tüchern poliert werden kann.
Beim Polieren wird eine ganz feine Schicht der Atome abgetragen, was die Oberfläche bei leichten Kratzern wieder gleichmäßig glatt macht. Wie das geht, welche Tricks helfen und welche Hausmittel geeignet sind, erfährst Du im Folgenden.
Womit kann man Kratzer im Glas entfernen?
Je nach Glas und Kratzer sind dafür sehr viele Substanzen geeignet, hier eine Aufzählung der besten und gängigsten Mittel:
Leichte Kratzer beseitigen:
- Ammoniak
- Natron
- Metallpolitur mit Ceroxid
Tiefere Kratzer beseitigen:
- Glaskeramik-Reiniger mit ganz feinen Abrasivstoffen
- spezielle Glaspolitur
Sehr tiefe Kratzer, Absplitterungen, Risse, Sprünge beseitigen:
Finger weg! Hier kann man ohnehin keine Erfolge erzielen, aber das Glas möglicherweise auseinanderspringen lassen. Tiefe Kratzer oder Sprünge quer durch eine größere Glasfläche sind ein Fall für die jeweiligen Profis (Glaser, Autoglas-Spezialist) und häufig ein Fall für eine Haftpflicht- oder Glasversicherung.
Hausmittel gegen Kratzer im Glas
Für Menschen, die ihren Haushalt mit möglichst umweltfreundlichen Mitteln reinigen, wurde mit Natron bereits ein Hausmittel aufgezählt. Ansonsten enthalten auch Backpulver und Zahnpasta (einfache weiße Zahnpasta ohne Scheuerkügelchen, kein buntes Gel) Inhaltsstoffe, mit denen oberflächliche Glaskratzer in Scheibe und Glastisch erfolgreich angegangen werden können.
Nicht zu empfehlen ist dagegen die Anwendung haushaltsüblicher Scheuermilch, weil auf Glasscheiben und Fensterglas nur ganz feine Poliermittel die klare Durchsicht erhalten. Scheuermilch enthält aber Polierstoffe mit recht grober Körnung, die eher schleifen als polieren.
Hilf Zahnpasta gegen Glaskratzer?
Kann man mit Zahnpasta Kratzer aus Glas entfernen? Das ist eine im Internet ziemlich heiß diskutierte Frage. Dabei ist es ganz einfach:
Mit einer weißen Zahnpasta ohne irgendwelche Zusätze, bei der die sogenannten Putzkörper aus feiner Schlämmkreide oder aus Marmorpulver bestehen, lohnt sich ein Versuch.
Wenn die Putzkörper einen "Whitening-Effekt" hervorrufen sollen und mit Nanopartikeln für besonders gründliche Reinigung angereichert wurden, kann die Zahnpasta beim Polieren selbst Kratzer erzeugen oder das Glas blind machen, ähnlich wie Scheuermilch.
Kratzer in der Fensterscheibe entfernen
Moment, nicht gleich loslegen, sondern vor jedem Handeln Kratzer und das gesamte Fensterglas genau betrachten:
1. Schritt: Glas gründlich reinigen
Zuerst sollte die Fensterscheibe gründlich mit einem Mikrofasertuch geputzt werden. Wenn auf der Glasscheibe Schmutz vom Regen oder Reste von Putzmitteln angetrocknet sind,
sollten diese vorsichtig eingeweicht werden. Denn wenn man die kleinen Teilchen mit hohem Druck wegwischen möchte, kann das Fensterglas zerkratzen.
In ungünstigen Fällen kann kräftiges Putzen aus einem Kratzer sogar eine kaputte Scheibe machen.
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2. Schritt: Kratzer begutachten und Lösung vorbereiten
Sieh Dir nun die saubere Scheibe ganz genau an: Handelt es sich um oberflächliche, feine Gebrauchskratzer? Oder geht es um einen tieferen Kratzer, der als feiner Riss bis zum Rahmen der Fensterscheibe läuft? Im zweiten Fall sollte lieber ein Glaser gerufen werden, weil die Scheibe schon bei leichtem Polieren brechen kann.
Bei oberflächlichen Kratzern kann man nun den Versuch starten, die Kratzer aus dem Glas zu polieren. Als Poliermittel eignen sich Natron, Backpulver oder Ammoniak (chemische Verbindung aus Wasserstoff und Stickstoff, die als 10-Prozent-Lösung in Apotheken erhältlich ist).
Wichtig: Bitte mit Handschuhen arbeiten, um die zarte Haut der Hände zu schützen, besonders beim Einsatz von Ammoniak.
Mische nun einen Esslöffel Natron oder Backpulver oder zehn Milliliter Ammoniak in einer tiefen Schüssel oder einem kleinen Eimer mit einem halben Liter Wasser.
3. Schritt: Glas mit Lösung polieren
Ein weiterer Eimer mit lauwarmem Wasser sollte in der Nähe des Fensters bereitgestellt werden. Nun die Stelle, wo der Kratzer im Glas sitzt, weitläufig etwa eine halbe Minute lang mit einem Mikrofasertuch polieren, das mit der Lösung benetzt wurde.
Die Reste der Lösung mit etwas saugfähigem Haushaltspapier (oder einem sauberen Tuch, das zwischendurch unter lauwarmem Wasser ausgewaschen wird) entfernen.
Wasche mit lauwarmem Wasser nach, bis sicher kein Natron, Backpulver oder Ammoniak mehr auf der Fensterscheibe ist.
Begutachte das Ergebnis und wiederhole die ganze Prozedur, bis auch schräg, also gegen das Licht. keine Kratzer mehr auf dem Glas zu sehen sind.
Kratzer im Glastisch entfernen
Bei feinen, oberflächlichen Kratzern kann ganz genauso vorgegangen werden, wie gerade beschrieben wurde.
Wenn Du gerade weder Backpulver noch Natron im Haus und auch keine Lust auf einen Ausflug zur Apotheke hast, kannst Du hier auch die Zahnpasta testen. Voraussetzung ist natürlich, dass es sich nicht um einem neuen und sehr teuren Designertisch handelt. Bei einem solchen Design-Modell sollte zuerst der Händler oder Hersteller zur Entfernung der Kratzer befragt werden.
Beim älteren Glastisch, der von Getränken, Fernbedienungen, Smartphones viele feine Kratzer bekommen hat, steht zunächst auch eine gründliche Reinigung an. Erst auch ohne viel Druck, um zu prüfen, ob die Kratzer keine gefährlichen Risse sind. Dann noch einmal mit etwas Druck und mit einem Mikrofasertuch: Möglicherweise handelt es sich bei einem Teil der Kratzer um Kunststoff-Spuren von Fernbedienung und Co., die bereits durch die Reinigung entfernt werden.
Was auf dem blanken glänzenden Tisch an Kratzern verbleibt, wird nun nach und nach mit Zahnpasta (oder den anderen genannten Mitteln) behandelt:
1. Schritt: Tupfe jeweils eine kleine Menge Poliermittel auf die Kratzer.
2. Schritt: Poliere die Stelle und den Umkreis des Kratzers rund eine halbe Minute lang kreisförmig.
3. Schritt: Wasche das Poliermittel mit Haushaltspapier oder einem sauberen Tuch und lauwarmem Wasser vollständig ab.
Wiederhole den Vorgang so lange, bis die Kratzer kaum oder nicht mehr zu sehen sind.
Lifehack: Kratzer im Glastisch mit Nagellack auffüllen
Tiefe Kratzer, die nach mehrmaligem geduldigen Polieren bleiben, lassen sich nicht wegpolieren. Du kannst aber versuchen, sie mit transparentem Nagellack aufzufüllen, das erfordert aber etwas Fingerspitzengefühl:
1. Schritt: Kratzer mit Nagellackentferner oder einem anderen Lösungsmittel entfetten.
2. Schritt: Nagellack mit ruhiger Hand von der Spitze des Pinsels in den Kratzer tropfen lassen. Möglichst so, dass er sich anfangs ganz leicht über der Tisch-Oberfläche wölbt, weil er beim Trocknen etwas einschrumpft.
3. Schritt: Lacke können unterschiedlich reagieren. Sollte sich der Lack kaum zusammenziehen beim Tropfen, kannst Du ihn auch wieder komplett entfernen, erneut eintropfen lassen und dann mit einem ebenen Gegenstand die Oberfläche glattziehen (z. B. einem Holzstäbchen). Überschüssigen Lack an den Seiten kann man mit Nagellack entfernen.
3. Schritt: Mindestens einen Tag lang trocknen lassen, am besten mit einer darüber gestülpten Schüssel, damit kein Staub an die Stelle kommt.
Tipp: Achte bei der Wahl des Lacks darauf, dass er ein glänzendes und
kein mattes Endergebnis hat (steht auf der Packung) - es sei denn, Du
möchtest Milchglas ausbessern. Das könnte klappen, allerdings hat
Milchglas oft einen grünlichen Schimmer, den matte Nagellacke meist nicht haben.
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Auch der Klarlack wird kaum genauso aussehen als sei der Tisch komplett unbeschädigt. Aber vielleicht ist die leichte optische Abweichung immer noch besser als ein tiefer Kratzer - so kann sich zumindest kein Dreck mehr in der Furche ansammeln.
Denke immer daran: DIY-Projekte können schiefgehen. Bei tiefen Furchen im teuren Glastisch ist der Glaser vermutlich die bessere Wahl als Nagellack.
Kratzer in der Frontscheibe entfernen
Zuerst kommt die Diagnose, ob Polieren möglich ist oder lieber gleich ein Profi eingeschaltet werden sollte: Reinige die Autoscheibe blitzsauber und prüfe, ob es sich um tiefe Kratzer, Steinschlag oder nur um die üblichen leichten Gebrauchskratzer oder sogar nur um Dreck und Abrieb (z. B. vom Scheibenwischer) handelt:
Tiefe Kratzer in der Autoscheibe entfernen
Tiefe Kratzer, insbesondere Risse, die sich bis zum Rand der Scheibe ziehen, gehören in die Werkstatt!
Sie können sich bei der nächsten Bodenwelle oder beim Überfahren von Schlaglöchern zu größeren Rissen ausweiten und im Extremfall die Scheibe springen lassen.
Bis der Wagen zum Autoglasers oder Kfz-Fachbetrieb gebracht werden kann, sollte man den Kratzer durch Abkleben provisorisch sichern: Schadhafte Stelle gründlich reinigen und gut trocknen lassen. Anschließend ein spezielles Scheibenpflaster (gibt es beim Autoglaser oder der Versicherung, kann vorsorglich ins Handschuhfach gelegt werden) oder einen Streifen Gewebeband aufkleben.
Ein Steinschlag ist ebenso gefährlich, außerdem lässt er sich durch Polieren bestimmt nicht beheben.
Er kann ebenfalls durch Abkleben gesichert werden und sollte zeitnah dem Autoglaser vorgestellt werden (der ihn heute oft mit speziellem Kunstharz repariert, sodass die Windschutzscheibe nicht ausgetauscht werden muss).
Leichte Kratzer aus Autoglas selbst entfernen
Ganz leichte, oberflächliche Kratzer, die das Sichtfeld des Fahrers nicht behindern, können selbst entfernt werden.
Sie sollten auch möglichst entfernt werden, weil Fahrbahn- und Scheibenwischer-Schmutz und das Eiskratzen im Winter die Autoscheibe nach und nach immer mehr zerkratzen. Auf Dauer schränkt das die Sicht ein, arg verkratzte Scheiben können bei tief stehender Sonne, schlechtem Wetter und Dunkelheit wirklich gefährlich werden. Außerdem wirst Du durch entgegenkommende Fahrzeuge sehr viel mehr geblendet, wenn Kratzer in der Windschutzscheibe das Licht brechen.
Deshalb nicht zu lange warten bei kleinen Kratzern, sondern schnell wegpolieren - was mit dieser Poliermethode nur etwa eine Stunde dauert:
1. Schritt: Frontscheibe grob reinigen, dabei harte Partikel und sichtbaren Schmutz vorsichtig entfernen.
2. Schritt: Dann speziellen Glasreiniger für Autoscheiben in angegebener Verdünnung in einen Eimer mit warmem Wasser geben. Scheibe mit der Mischung und einem weichen fusselfreien Tuch gründlich säubern und mit einem Trockenreibetuch gut trocknen.
3. Schritt: Eine Poliermaschine mit Drehzahl bis höchstens 600 Umdrehungen pro Minute (mehr würde das Glas zu sehr erhitzen, es könnte reißen) mit dem für Scheiben empfohlenen Politurfilz bestücken.
Spezial-Politur für Autoglas (aus dem Fachhandel) auf die Polierscheibe geben, Gerät anschalten und Scheibe mit kreisrunden Bewegungen polieren.
Dabei darauf achten, dass die Polierscheibe nicht austrocknet (bei großen Windschutzscheiben ggf. vorher etwas anfeuchten).
Wenn die gesamte Windschutzscheibe gleichmäßig und mit leichtem, sanftem Druck bearbeitet wurde, muss die Politur nur noch mit einem Tuch von der Scheibe entfernt werden. Dann kann für rundum freie Sicht die Heckscheibe poliert werden.
Kratzer im Handydisplay entfernen
Displays von Smartphones, Tablets und ähnlichen Geräten leiden oft und schnell unter der täglichen Nutzung.
Hier ist zu unterscheiden: Das Display einer "alten Möhre" kann mit Ceroxid-Metallpolitur, Natron, Backpulver oder Zahnpasta poliert werden. Meist werden die Displaykratzer zumindest etwas unsichtbarer, wobei auch hier die vorher empfohlene gründliche Reinigung manchmal schon Wunder bewirkt.
Wichtig: Alle Öffnungen vorher gut abkleben, denen Wasser überhaupt nicht guttut.
Geräte mit Displays sollten von Anfang an regelmäßig gereinigt werden. Und dann vielleicht auch poliert, aber besser nur mit einer speziellen Display-Politur, so kann man die Kratzer direkt entfernen, wenn sie noch klein sind.
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Bei tieferen Kratzern gibt es keine andere Wahl: Wenn das Gerät funktionsfähig bleiben soll, muss es zum Fachmann für einen Display-Tausch.
Kratzer im Brillenglas entfernen
Die Gläser günstiger Lesebrillen können nach gründlicher Reinigung mit einer Lösung mit Backpulver oder Natron poliert werden. Auch Metallpolitur mit Ceroxid ist einen Versuch wert.
Bei Brillen zur Korrektur von Sehschwächen sollte die Kratzer-Entfernung immer einem Optiker überlassen werden, der die Brille auch gleich einer Tiefenreinigung unterzieht und die Bügel wieder richtig einstellt usw.
Bei den meisten Optikern gehört das zum Service und kostet bei leichten Kratzern keinen Cent.
Nur leichte Kratzer im Glas lassen sich selbst entfernen
Leichte bis mitteltiefe Glaskratzer können durch Polieren oft ganz entfernt oder wenigstens so bearbeitet werden, dass sie unauffällig sind.
Hausmittel sind einen Versuch wert, aber nur bei notfalls leicht austauschbaren Gläsern eine Alternative zu käuflicher Glaspolitur, da sie das Problem verschlimmern oder das Glas blind machen können.
Tiefe Furchen kann man in manchen Fällen auffüllen, sind aber meist ein Fall für Fachleute - bei tiefen Kratzern in der Frontscheibe in jedem Fall, denn die stellen ein Risiko dar.
Titelfoto: 123RF/Andriy Popov