War die Erde ein Fehlkauf? Warum ist Torf schlecht?
Ob im Discounter, Baumarkt oder Gartencenter - will man Blumenerde kaufen, werben einige Anbieter mit torffreier Erde. Aber warum ist Torf schlecht?
Artikel rund ums Einpflanzen, Umtopfen und Co. findest Du unter: Gartenpflege.

Torf ist das organische Sediment in Mooren. Diese Masse aus Pflanzenresten nimmt Wasser sehr schnell auf, bindet es und gibt es wieder ab. Dennoch kann er aus unterschiedlichen Gründen - darunter Torfabbau - austrocknen. Ist Torf einmal ausgetrocknet, kann er kein Wasser mehr speichern.
Mit einem pH-Wert von 2,5 bis 3,5 ist Torf sauer und nährstoffarm. Das macht ihn verträglicher für Pflanzen, weil er sich gut mit Kalk und Nährstoffen an die gewünschte Erde anpassen lässt.
Deswegen ist Torf in einem Großteil aller Blumenerden enthalten - darunter auch Bio-Erden.
Torf wird nicht nur im Gartenbau benutzt. Er kommt auch als Brennstoff in Gebrauch und wird sogar bei der Whisky-Produktion verwendet.
Warum ist Torf schlecht? Hat torffreie Erde Nachteile? Antworten darauf und auf die Frage, warum torffreie Erde so wichtig ist, erhältst Du im Folgenden.
Entstehung und Abbau von Torf
Torf entsteht sehr langsam - jährlich etwa eine ein Millimeter dicke Schicht - durch eine nicht komplette Zersetzung von Pflanzenresten unter Sauerstoffmangel. Verantwortlich dafür ist die dauerhafte Sättigung des Bodens mit Wasser.
Durch den fehlenden Sauerstoff können sich Pflanzenteile nicht vollständig zersetzen. Sie sammeln sich als Torf an.
Um ihn zu verwenden, wird er abgebaut. Dafür wird das Moor entwässert, was jedoch gleichzeitig die Zerstörung des Moores bedeutet. Dann wird der Torf maschinell abgetragen.
Nicht nur für Lebewesen in Moorlandschaften, sondern auch für das Klima und die Umwelt hat dieser Torfabbau Folgen.

Warum ist Torf schlecht für die Umwelt?
Welche Umweltauswirkungen hat Torf und wie beeinflusst er den Klimawandel? Nicht die Masse an sich ist schlecht für die Umwelt. Stattdessen ist die Nutzung, allen voran der Abbau von Torf umweltschädlich.
Begrenzter Rohstoff
Torf entsteht über Jahrhunderte und Jahrtausende und wächst nur sehr langsam. Gleichzeitig wird er schneller abgebaut, als er sich bilden kann. Deshalb gilt Torf nicht als nachwachsender Rohstoff. Er ist also stark begrenzt und der Vorrat in 50 Jahren aufgebraucht, sofern nichts dagegen unternommen wird.

Zerstörung von Lebensräumen und Rückgang der Biodiversität
Beim Abbau von Torf werden mit den Mooren außerdem ganze Lebensräume zerstört. Betroffen sind neben Pflanzen auch Tierarten wie das Birkhuhn, Libellen sowie Amphibien. Dadurch geht Artenvielfalt verloren.
CO2-Emissionen
Zusätzlich fehlt durch den Abbau auch ein wichtiger Speicher für CO2. Aber nicht nur das: Gleichzeitig wird beim Entwässern der Moore das gespeicherte Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Diese CO2-Emissionen treiben die Erderwärmung an. Außerdem muss Torf häufig unnötig lange Distanzen transportiert werden, was sich ebenfalls negativ auf das Klima auswirkt.
Gibt es gesetzliche Regelungen zur Verwendung von Torf?
In der EU und deutschlandweit gibt es Bestrebungen und Strategien zum Schutz der Moore. Dabei soll vor allem im Hobbyanbau die Verwendung von Torf reduziert und bis 2026 ein kompletter Verzicht angestrebt werden. Für den Erwerbsgartenbau steht das Ziel, bis 2030 größtenteils auf Torf zu verzichten.
Die Strategien fokussieren sich dabei jedoch insbesondere auf Aufklärung. Gesetzliche Regelungen und Verbote gibt es bisher nicht.
Alternativen zu Torf
Glücklicherweise gibt es eine Reihe nachhaltiger Alternativen. Diese sind nährstoffreicher und als Substrat biologisch aktiver. Torffreie Möglichkeiten sind beispielsweise Substrate aus Kompost sowie mit Rindenhumus, Kokos- oder Holzfasern.
Kokoserde eignet sich zum Beispiel gut als Anzucht- und Aussaaterde, während Rindenhumus als saurerer Boden für entsprechende Pflanzen geeignet ist. Umweltfreundlicher ist auch Substrat mit Tonmineralen und Lavagranulat als Torfersatz.
Beim Kauf sollte man unbedingt auf "torffreie" Erde achten, denn selbst "torfarme" Erde hat häufig noch einen Torfanteil von 70 Prozent.

Hat torffreie Erde Nachteile gegenüber torfhaltiger Erde?
Torfhaltige Erde übertrifft torffreie Varianten vor allem in folgenden beiden Punkten. Erstens speichert sie Wasser besser und trocknet nicht so schnell aus. Und zweitens verdichtet sich Erde ohne Torf schneller, wodurch sie früher undurchlässig wird.

Das muss man beim Umstieg auf torffreies Substrat beachten
Beim Umstieg von torfhaltiger auf torffreie Erde sollte man sich der Unterschiede bewusst sein und auf einiges achten. Da torffreie Erde Wasser nicht so gut speichert, müssen Pflanzen eventuell häufiger gegossen werden. Allerdings kann dabei die Oberfläche trocken sein, während der untere Teil noch sehr feucht ist.
Erde kontrollieren
Mit dem Finger lässt sich testen, ob das Substrat auch in tieferen Schichten trocken ist. Manchmal reicht es auch, das Pflanzgefäß anzuheben, um einschätzen, ob noch ausreichend Wasser im Substrat ist oder es zu leicht und trocken ist.
Zubehör und Zugaben
Alternativ kann man einen Kübel mit Wasserspeicher und Messfühler verwenden. Mit Tongranulat kann man zum Beispiel für eine stabile Struktur der Erde und einen besseren Wasserspeicher sorgen.

Gießen
Man sollte am besten mit enthärtetem Wasser oder Regenwasser gießen, weil es kalkarm ist und die Torfersatzstoffe im Substrat meistens schon einen hohen pH-Wert haben.
Düngen
Abgebauter Torf enthält zwar selbst keine Nährstoffe, kann beigegebene jedoch besser speichern. Daher kann es sein, dass man torffreie Erde etwas häufiger düngen muss.
Fazit: Warum ist Torf schlecht?
Bei Torf handelt es sich um einen stark begrenzten Rohstoff, dessen Abbau Lebensräume zerstört, die Biodiversität gefährdet und den Klimawandel antreibt, obwohl es einfache nachhaltigere Alternativen gibt.
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