Darum solltest Du Samen vorquellen - so einfach geht's

Bis das Saatgut austreibt, dauert es manchmal gefühlte Ewigkeiten. Wer ungeduldig ist, kann Samen vorquellen und den Prozess etwas beschleunigen.

Mehr rund um den Anbau im Garten findest Du auch unter: Gartengestaltung.

Welche Vorteile bringt es, Samen vorquellen zu lassen?

Man braucht nicht viel zum Samen-Quellen: Wasser reicht eigentlich aus.
Man braucht nicht viel zum Samen-Quellen: Wasser reicht eigentlich aus.  © 123RF/fotohelin

Beim Vorquellen, auch Vorkeimen genannt, löst man das Keimen aus, bevor man Saatgut aussät. Das tut man etwa einen Tag bevor man das Saatgut direkt im Beet aussäen oder das Gemüse auf der Fensterbank vorziehen möchte.

Diese Maßnahme ist nicht dringend nötig, hat jedoch einige Vorteile:

  • Beim Vorquellen wird Wasser vom Saatgut schneller aufgenommen als in der Erde. Die Samen saugen sich mit Wasser voll und platzen auf. Dadurch verkürzt sich die Keimdauer, sodass die Samen früher keimen.
  • Zusätzlich beginnen alle Samen gleichzeitig zu keimen, da sie zum selben Zeitpunkt und gleichmäßig Wasser aufnehmen.
  • Natürliche Keimhemmstoffe in Samen werden ausgespült und reduziert. Folglich ist auch die Keimfähigkeit beim Vorquellen besser, sodass auch harte oder alte Samen mit weniger Keimkraft ebenfalls noch austreiben können und für eine bessere Keimrate sorgen.
  • Nebenbei wird so gleichzeitig getestet, ob das Saatgut generell noch keimfähig ist.

Wie lässt man Samen vorquellen?

Das Saatgut vorquellen zu lassen ist ganz unkompliziert und geht schnell. Bei geeigneten Samen sind diese simplen Maßnahmen daher empfehlenswert.

Anleitung zum Samen-Vorquellen in Wasser

Schritt 1: Gib die Samen in ein kleines Gefäß und fülle dieses mit sauberem Wasser in Zimmertemperatur, sodass das Saatgut vollständig mit Wasser bedeckt ist.

Infos zur genauen Temperatur findet man meist auf den Päckchen des Saatguts.

Schritt 2: Lasse sie nun einen halben bis einen ganzen Tag im Wasser liegen, bis die Hülle bricht, sodass ein Keimling herauswachsen kann.

Die genaue Quelldauer ist abhängig von den jeweiligen Samen.

Schritt 3: Nimm die Samen aus dem Glas und lasse sie auf Küchenpapier abtropfen. Pflanze die Samen dann sofort ein.

So werden die Keimlinge in der Erde mit den benötigten Nährstoffen versorgt.

Samen vorquellen: Die Dauer hängt von der Art der Samen ab.
Samen vorquellen: Die Dauer hängt von der Art der Samen ab.  © 123RF/gatairis

Samen auf feuchtem Küchenpapier quellen lassen

Alternativ kann man insbesondere kleinere Samen wie von Paprika oder Tomate auch auf feuchtem Küchenpapier quellen lassen.

Decke sie am besten ebenfalls mit einem feuchten Tuch ab, sodass sie komplett von Feuchtigkeit umgeben sind.

Bei Wärme und Trockenheit muss man sie gegebenenfalls zwischendurch mit einem Bestäuber besprühen, um die Samen durchgängig feucht zu halten.

Saatgut beizen: Samen vorquellen in Kamillentee

Eine weitere Maßnahme ist besonders praktisch: Verwendet man beim Samen-Vorquellen Kamillentee anstelle von Wasser, kann man die Samen gleichzeitig beizen.

Beim Beizen werden die Samen mit entsprechenden Mitteln behandelt, um gegen Erreger geschützt zu sein, die an den Samen haften. Dadurch kann man Schimmelbildung sowie Keimlingskrankheiten (auch Auflaufkrankheiten oder Umfallkrankheiten) verhindern.

Kamillentee enthält Stoffe, die natürlich antibakteriell und fungizid wirken. Durch das Beizen werden Pilzsporen und Bakterien am Saatgut bekämpft und verringert, sodass das Saatgut erfolgreicher keimen kann.

Zum Schutz vor Krankheiten kann man Samen in Kamillentee einweichen.
Zum Schutz vor Krankheiten kann man Samen in Kamillentee einweichen.  © 123RF/gingerapple

Wie lange sollten Samen vorgequollen werden?

Etwa einen halben bis einen ganzen Tag soll man Samen quellen lassen, bis ihre Hülle aufreißt.

Meist reichen bereits acht bis zwölf Stunden. Manche Samen brauchen jedoch auch länger. Eine Einweichzeit von höchstens 24 Stunden sollte allerdings nicht überschritten werden, da sonst Fäulnis droht.

Die genaue angemessene Quelldauer ist abhängig von der Art der Samen und lässt sich in der Regel auch in den Anweisungen auf der Verpackung des Saatguts nachlesen.

Welche Samen sollte man vorquellen lassen?

Besonders ratsam ist es, Mais, Petersilie, Tomaten, Chili und Paprika vorquellen zu lassen. Pastinaken und Sellerie werden am besten auf einem feuchten Tuch quellen gelassen.

Bei schnell keimenden Radieschen ist ein Quellen jedoch nicht notwendig.

Vom Vorquellen profitieren also besonders …

  • Samen, die nur sehr langsam keimen,
  • große Samen mit harten Schalen (Artischocken, Bohnen, Erbsen, Kürbis, Zucchini) und
  • alte und überlagerte Samen.

Welche Samen werden nicht quellen gelassen?

Weniger geeignet sind sehr kleine und feine Samen (wie beispielsweise Möhren und Basilikum), die im Wasser verklumpen würden, sowie schleimbildende Samen (wie beispielsweise Rucola und Kresse).

Will man Möhren dennoch quellen lassen, kann man dies in einem Sandgemisch oder auf einem feuchten Tuch tun.

Kleine Samen verklumpen, schleimbildende Samen werden unhandlich.
Kleine Samen verklumpen, schleimbildende Samen werden unhandlich.  © 123RF/wollertz

Häufige Fehler, wenn man Samen quellen lässt

Folgende typische Fehler gilt es zu vermeiden:

  • Das Wasser ist zu warm oder kalt: Extreme Temperaturen können den Samen zusetzen und die Keimung beeinträchtigen.
  • Die Samen werden zu lange quellen gelassen: Durch einen Sauerstoffmangel können sie ersticken.
  • Viele verschiedene Arten werden im gleichen Gefäß vorgequollen: Dabei besteht ein höheres Risiko einer Kontamination.
  • Ungeeignete Samen werden quellen gelassen: Sie verklumpen beim Quellen.

Was passiert beim Quellen von Samen?

1. Wasseraufnahme (Imbibition)

Bei der Imbibition, oder ganz einfach der Durchtränkung, nehmen die Samen durch Osmose Wasser auf und saugen sich voll. Dabei wird auch die Samenhülle weicher.

2. Aktivierung der Enzyme

Die Wasseraufnahme aktiviert Enzyme in den trockenen, inaktiven Zellen, die Nährstoffe verarbeiten können.

3. Zellteilung

Die umgewandelten Nährstoffe werden zum Keimling (Embryo) geliefert, der sie zum Wachstum und zur Teilung der Zellen braucht.

4. Durchbruch der Samenhülle

Nach ausreichendem Wachstum dringen die Wurzel und anschließend der Spross leichter durch die vorgequollene, weichere Hülle.

Chili-Samen vorquellen: Ist der Keimling im Kern ausreichend gewachsen, stößt er durch die Hülle.
Chili-Samen vorquellen: Ist der Keimling im Kern ausreichend gewachsen, stößt er durch die Hülle.  © 123RF/thamkc

Fazit

Für eine schnellere und erfolgreichere Keimung kann man Samen vorquellen. Das geht ganz schnell und einfach, und lohnt sich bei vielen Samenarten.

Titelfoto: 123RF/fotohelin

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