Warum liegen plötzlich so viele tote Hummeln unter Linden auf dem Boden?

Die ersten paar toten Insekten hinterfragt man nicht. Findet man aber auffallend viele, wirkt das schnell nicht mehr ganz so normal. Aber warum findet man so viele tote Hummeln unter Linden?

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Sind Dir auch schon tote Hummeln unter Linden aufgefallen?
Sind Dir auch schon tote Hummeln unter Linden aufgefallen?  © Bildmontage: 123RF/bearok, 123RF/Isselee

Zu den fast 600 Wildbienenarten in Deutschland gehören auch 41 heimische Hummelarten. Sieben von ihnen sind besonders häufig und weit verbreitet, unter anderem die Erdhummel.

In der Regel werden Hummeln etwa zwei Monate alt. In dieser Zeit wirken sie auch als Bestäuber und sind für die Quantität und Qualität unseres Obstes und Gemüses verantwortlich.

In den Sommermonaten findet man oft viele tote Hummeln auf dem Boden. Dabei handelt es sich oft jedoch nicht um alte Hummeln, sondern tatsächlich noch Jungtiere.

Aber warum findet man so auffallend viele tote Hummeln unter Linden? Und warum nur Hummeln?

Lange war die Ursache unklar. Über die Jahre gab es viele Erklärungsversuche für das Hummelsterben. Entgegen den Thesen der letzten Jahrzehnte sind weder Altersschwäche noch Mannose, ein für Hummeln giftiger Zucker, für das Massensterben der Hummeln verantwortlich.

Diese Thesen konnten widerlegt werden, denn Forschende haben den Grund für dieses Phänomen herausgefunden.

Warum findet man so viele tote Hummeln unter Linden?

Auffällig sind die vielen toten Hummeln auf dem Boden vor allem im Hochsommer, also im Juli. Dabei handelt es sich auch um die Hochsaison von Hummeln. Die Hummelvölker sind dann am größten und die Nester voll.

Ein Staat kann 50 bis 600 Hummeln groß sein. Sie alle müssen versorgt werden.

Gleichzeitig sinkt jedoch das Nektar- und Pollenangebot ab Juli. Vor allem in Städten mit abgemähten Flächen und wenig Wildblumen herrscht Nahrungsknappheit.

Linden sind in den Sommermonaten eine Hauptnahrungsquelle. Allerdings tummeln sich zu viele Hummeln, auf der Suche nach Nahrung für sich und die Brut, um die Bäume.

Anders als die Sommer- und Winterlinde blühen die Krim- oder Silberlinde noch Ende Juli. Sie duften zwar verlockend, bieten jedoch kaum ausreichend Pollen und Nektar.

Auch aufgrund der Konkurrenz herrscht Knappheit, sodass viele Hummeln mehr Energie verbrauchen als sie aufnehmen. Geschwächt schwärmen sie, bis sie verhungern und zu Boden fallen.

Warum sterben vor allem Hummeln?

Hummeln legen sich gern auf ihre bevorzugten Blüten fest.
Hummeln legen sich gern auf ihre bevorzugten Blüten fest.  © 123rf/Gary Meulemans

Bei etwa 75 Prozent der toten Insekten unter Lindenbäumen soll es sich um Hummeln handeln. Doch warum sind es vor allem sie, die verhungern? Schließlich betrifft der Nahrungsmangel auch andere Insekten.

Hummeln sind blütenstet, bevorzugen also bestimmte Blüten, die sie immer wieder anfliegen, und lassen sich nicht so gut auf andere Pflanzen ein, wie es beispielsweise die jedoch ebenso blütensteten Honigbienen tun. Alternativlos verhungern sie daher eher.

Anders als Honigbienen haben sie - abgesehen von der überwinternden Königin - auch keinen Speicher oder Vorrat des Volkes, auf den sie zurückgreifen können.

Sie sind daher auf die verfügbaren Nahrungsquellen angewiesen. Wenn es nicht ausreichend gibt, verhungern sie, während andere Insekten von Reserven leben.

Was fressen Hummeln?

Hummeln ernähren sich bekanntlich von Pollen und Nektar. Sie sind täglich 18 Stunden unterwegs und besuchen etwa 3000 Blüten.

Hummeln sind blütenstet - mehr noch als Honigbienen -, bevorzugen also immer die gleichen Blüten und wechseln daher nur ungern ihre Trachtquelle.

Pflanzen, deren Pollen und Nektar sie gerne mögen, sind neben Linden unter anderem die folgenden:

  • Distelarten,
  • Glockenblume,
  • Kleearten,
  • Lavendel,
  • Löwenmäulchen,
  • Natternkopf,
  • Salbei,
  • Sonnenbraut.
Auch viele Wildpflanzen, die wir als Unkraut sehen und mähen, sind beliebte Nahrungsquellen von Hummeln.
Auch viele Wildpflanzen, die wir als Unkraut sehen und mähen, sind beliebte Nahrungsquellen von Hummeln.  © 123RF/dpotashkin

(Wie) Kann man sterbende Hummeln retten?

Will man junge Hummeln vor einem vorzeitigen Tod durch Verhungern bewahren, sollte man Nahrungsmöglichkeiten schaffen.

Insektenfreundliche Pflanzen im eigenen Garten versorgen Hummeln sowie ihre Konkurrenz im Sommer mit Pollen und Nektar. Wer keinen Garten hat, kann vielleicht bienenfreundliche Balkonpflanzen oder Kräuter anbauen.

Ratsam ist es dabei, auf eine Vielzahl verschiedener Pflanzen zu setzen.

An warmen Tagen kann zudem eine Bienentränke mit frischem Wasser hilfreich sein.

Einzelne Tiere kann man als akute Rettungsmaßnahme auch mithilfe eines Löffels und einer Zuckerlösung füttern.

Achtung: Hummeln und andere Wildbienen sollte man jedoch auf keinen Fall mit Honig füttern. Dadurch können Krankheiten übertragen und ganze Völker vernichtet werden.

Fazit

Liegen viele tote Hummeln unter Linden, sind diese vermutlich alle aufgrund von Nahrungsknappheit verhungert. Gerade in Städten finden sie häufig kein Nahrungsangebot.

Möchte man gegen das verfrühte Massensterben von Hummeln vorgehen, sollte man seinen Garten oder Balkon mit Nahrungsquellen durch insektenfreundliche Pflanzen bestücken.

Titelfoto: Bildmontage: 123RF/bearok, 123RF/Isselee

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