Ölkäfer: Wandelnde Gefahr oder reine Panikmache?
Die dicken, schwarzen Ölkäfer krabbeln von März bis Mai vor allem auf sandigen Böden. Wer einem dieser Käfer im Garten begegnet, sollte ihn nicht anfassen. Ölkäfer sind giftig und stehen außerdem unter Naturschutz.
Jedes Jahr, vor allem von März bis Mai, tauchen sie in einigen Gegenden Deutschlands zu Hunderten zur Eiablage auf: die Ölkäferweibchen.
Besteht Grund zur Panik, wenn man diesen kleinen Krabbeltieren begegnet?
TAG24 berichtete bereits über einen Ölkäfer-Fall in Thüringen, wo in einer Schule, nach der Sichtung einiger Käfer, ein kleiner Teil des Pausenhofs gesperrt wurde.
Was ist also dran am "gefährlichen" Ölkäfer? In diesem Beitrag erfährst Du einiges über die Lebensweise der Tiere, wie Du Dich verhalten solltest und ob eine echte Gefahr von dem dunklen Käfer ausgeht.
Weitere hilfreiche Tipps rund um den naturbelassenen Garten findest Du im Themenbereich Naturgarten.
Schwarzblauer Ölkäfer: Stellt er eine Gefahr für Menschen dar?
Auch wenn es verführerisch ist, den Ölkäfer hochzunehmen und näher betrachten zu wollen, sollte man ihn seines Weges ziehen lassen und nur auf Abstand beobachten.
Denn tatsächlich ist der Ölkäfer giftig. Wenn er sich bedroht fühlt, sondert er aus Drüsen an den Beinen, in Form kleiner Tropfen, das Gift Cantharidin ab, das für die Verteidigung gegen Fressfeinde gedacht ist. Es handelt sich um ein für Menschen hochgradig wirksames Gift.
Daher gilt: Man sollte ihn nicht anfassen. Eltern sowie andere Erziehungsberechtigte sollten ihren Kindern unbedingt erklären, dass das Tier giftig ist und sie es in Ruhe lassen sollen. Bei Kleinkindern sollten Eltern ein Auge darauf haben, dass sich die Kleinen den Käfer nicht unbemerkt in den Mund stecken.
Sollte es zum Kontakt mit dem Käfer gekommen sein, sollte man gründlich die Hände waschen.
Echte Gefahr oder Panikmache?
Nichtsdestotrotz kann man einige Berichte über den Ölkäfer als Panikmache abtun, denn:
In Deutschland gibt es bislang weder bei Mensch noch Haustier bekannte Fälle von lebensgefährlichen Vergiftungen durch den Ölkäfer. Das Insekt ist äußerst selten anzutreffen, vor allem außerhalb der Zeiten der Eiablage. Die Zahl der Tiere schwindet sogar.
Zudem sei eine lebensbedrohliche Vergiftung selbst beim Verschlucken eines Tieres unwahrscheinlich, erklärt der NABU im Ölkäfer-Portrait.
In Zweifelsfällen bzw. bei Verdacht auf Vergiftung:
Giftnotruf-Nummer: 030 192 40
Ist der Ölkäfer giftig für Hunde?
Hunde haben einen guten Sinn dafür, was sie fressen dürfen und was nicht. Das giftige Sekret des Ölkäfers ist für feine Hundenase äußerst unangenehm. Dennoch gibt es Ausnahmen bei den Vierbeinern: Manche Hunde würden alles fressen.
Damit Du Deinen Liebling schützen kannst, rufe ihn zurück, sobald Du in Deinem Garten oder bei Spaziergängen den Ölkäfer siehst. Damit gehst Du sicher, dass Dein Hund mit der Schnauze bei Dir bleibt und keinen Ölkäfer frisst.
Der Käferkontakt kann zu Blasenbildung führen, wird er gefressen, können Magen-Darm-Beschwerden beim Vierbeiner auftreten.
Als Erste-Hilfe-Maßnahme solltest Du Deinem Hund Wasser anbieten, um die Vergiftungserscheinung abzumildern und den Tierarzt aufsuchen, rät ein Autor der Webseite des Hundeprofis Martin Rütter zum Schwarzblauen Ölkäfer.
Der Schwarzblaue Ölkäfer gilt als gefährdete Art
Der bis zu 3,5 Zentimeter große Ölkäfer wird zumeist mit mehreren seiner Artgenossen vor allem in den Monaten März, April und Mai beobachtet. Aufgrund seiner länglichen Form wird der Ölkäfer auch als Maiwurm bezeichnet. Man kennt ihn aber auch als Pflasterkäfer, Blasenkäfer und Schmalzkäfer.
In Mitteleuropa leben zwanzig Arten aus der Familie der Ölkäfer. In Deutschland werden vor allem der Schwarzblaue Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) und der Violette Ölkäfer (Meloe violaceus) gesichtet.
Er bewegt sich vorzugsweise in Gärten, auf sandigen Böden oder an Hängen mit wenig Baumbestand - vorzugsweise, wo sich viele Erdbienen tummeln.
Hier finden die Käfer den perfekten Platz für die Eiablage. Ein Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers kann etwa fünfmal, im Abstand von einigen Tagen, jeweils 3.000 bis 9.500 Eier ablegen.
Das ist zwar enorm, doch entwickelt sich nur etwa jede Tausendste Larve zum Ölkäfer.
Schlüpfen die Larven, finden sie sich an Halmen zusammen und bilden sogenannte Scheinblüten. Landen hier Fluginsekten, klettern sie darauf und fliegen mit.
Eine Larve braucht eine bestimmte Wirtsbiene, die sie in ihr Nest trägt. Dort frisst sie das Ei der Biene und schließlich alle Vorräte, bevor sie sich mehrfach häutet, im Boden überwintert, um nach zwei Jahren der Entwicklung zwischen März und Mai zu schlüpfen. Ein ausgewachsener Ölkäfer lebt etwa einen Monat. Er stirbt, sobald die Fortpflanzung und Eiablage abgeschlossen sind.
Wenn Du einen Ölkäfer im Garten findest, lass ihn weiter krabbeln. Dieser Käfer hat es nach langer Reise geschafft, adult zu werden, was nur die wenigsten erleben.
Die Ölkäfer-Larven sind bedingungslos auf am Boden lebende Wirtsbienen angewiesen. Durch die zunehmende Flächenversiegelung schwindet also nicht nur der Bestand dieser Bienen, sondern auch die Zahl der Ölkäfer.
Woher kommt die Angst vor dem Gift des Ölkäfers?
Der Käfer besitzt ein hochgradig wirksames Gift, mit dem er sich vor Ameisen und Laufkäfern schützt. Dieses Toxin hat man sich bereits im Altertum zunutze gemacht und es für Hinrichtungen verwendet.
Wie auch bei einigen Heilpflanzen macht die Dosis das Gift - das Cantharidin ist seit mehreren Tausenden Jahren Bestandteil unserer Kultur. Man hat es als Heilmittel gegen verschiedene Erkrankungen oder Leiden eingesetzt.
Bereits 1550 vor Christus haben die Altägypter aus dem Gift des Ölkäfers ein wehenerzeugendes Pflaster hergestellt. Außerdem wurde das Toxin bei Darmerkrankungen und als Aphrodisiakum bei Männern eingesetzt.
Fazit: Ölkäfer lieber beobachten, nicht anfassen
Ölkäfer können bei Bedrohung ein giftiges Sekret absondern. Es handelt sich um das für Menschen hochgradig wirksame Gift Cantharidin.
Doch Grund zur Panik besteht nicht. In Deutschland ist bisher kein Fall bekannt, bei dem sich Mensch oder Haustier eine tödliche Vergiftung durch Ölkäfer zugezogen hätte.
Das Insekt breitet sich laut NABU auch nicht großartig in Deutschland aus - im Gegenteil: Der Käfer des Jahres 2020 steht auf der Roten Liste bedrohter Tierarten.
Diese Insekten sind auf sandige Böden, in denen auch Wildbienen leben, angewiesen. Sie tauchen im Frühjahr in Gemeinschaft auf. Wenn Du einen Ölkäfer im Garten siehst, kannst Du ihn, mit etwas Abstand, beobachten.
Ist der Ölkäfer sehr beleibt, handelt es sich um ein Weibchen. Es sucht eine geeignete Stelle, um seine Eier abzulegen. Dafür gräbt es eine Mulde. Die geschlüpften Larven müssen dann mit einer bestimmten Bienenart mitfliegen.
Die Larven leben parasitär von Wildbienen. Ohne die geflügelten Ernährer können Ölkäferlarven sich nicht entwickeln und würden sterben.
Daher ist es für den Naturgarten wichtig, Lebensräume für Bienennester zu schaffen. Sandige Böden, die kaum bewirtschaftet werden und sonnenreich sind, eignen sich dafür sehr gut. Ölkäfer stellen keine Gefahr für Mensch und Haustier dar, wenn man sie in Ruhe lässt.
Titelfoto: tag24/jk