So gefährlich sind Misteln im Baum wirklich

Im Winter fallen sie im kahlen Baum besonders auf - vor allem, wenn sie zu blühen beginnen: Misteln im Baum. Das hat es mit ihnen auf sich.

Weitere informative und hilfreiche Artikel findest Du im Ratgeber zu Pflanzenschutz.

Was sind Misteln in Bäumen?

Mistel: Symbiose oder Parasit? Misteln sind abhängig vom Wirt und schaden ihm.
Mistel: Symbiose oder Parasit? Misteln sind abhängig vom Wirt und schaden ihm.  © 123RF/avqqav

Was wir als Misteln kennen, ist meist die bei uns heimische Weißbeerige Mistel (Viscum album ssp. album; Viscaceae).

Bei den gelbgrünen, kugelförmigen Büschen handelt es sich um Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), die einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen können.

Der Name heißt übersetzt "Weißer Vogelleim". Die klebrigen Mistelbeeren wurden früher nämlich nicht nur in der Medizin, sondern auch als Vogelleim zum Vögelfangen verwendet.

Ab Ende Januar bis April zeigen sich die unauffälligen ebenfalls grüngelben Blüten sowie ihre weißen, fast glasigen, zentimetergroßen und klebrigen Beeren am Mistelzweig.

Letztere bieten einigen Vogelarten insbesondere im Winter eine wichtige Nahrungsmöglichkeit.

Wie entstehen Misteln in Bäumen?

Die Epiphyten wachsen an Bäumen, wenn Mistelsamen über Vogelkot oder durch klebrige Beerenreste an Vogelschnäbeln an der Rinde landen.

Vogelarten wie unter anderem die Wacholderdrossel, der Seidenschwanz, die Misteldrossel und die Mönchsgrasmücke sind daher wichtige Befähiger der Verbreitung.

Bei ausreichend Licht und Luftfeuchtigkeit beginnen sie zu keimen.

Bis zur Infektion, wenn die Mistel in den Wirt eingedrungen ist, vergeht etwa ein Jahr und auch dann wächst die Mistel nur sehr langsam.

Bis zur ersten Verzweigung zur typischen Wuchsform dauert es vier bis fünf Jahre. Dann blüht sie auch erst das erste Mal.

Sobald allerdings Früchte gebildet werden, verbreitet sich die Mistel durch Vögel oder herabfallende Samen blitzschnell auf untere Äste.

Im Spätwinter sind Mistelbeeren Nahrung für den überwinternden Seidenschwanz.
Im Spätwinter sind Mistelbeeren Nahrung für den überwinternden Seidenschwanz.  © 123rf/hawk111

In welchen Bäumen wachsen Misteln?

Misteln befallen vor allem Laubbäume. Häufig sind die folgenden Bäume Wirtspflanzen:

  • Apfelbäume,
  • Birnenbäume,
  • Pappeln,
  • Linden,
  • Ahornbäume,
  • Weiden,
  • Birken,
  • Robinien.

Aber auch Nadelbäume können gelegentlich betroffen sein.

Besonders anfällig sind insbesondere durch Trockenheit geschwächte Bäume.

Häufig befallen Misteln Apfelbäume.
Häufig befallen Misteln Apfelbäume.  © 123RF/tommeaker

Sind Misteln schädlich für die Bäume?

Die Aufsitzerpflanzen sind parasitär. Also sind Misteln in Bäumen schädlich? Ja, denn sie entziehen dem Wirtsbaum Wasser und Nährstoffe.

Das tun sie mithilfe von Haustorien - Saugorganen aus umgebildeten Wurzeln. Diese Saugwurzeln durchbrechen die Zellwand und dringen bis zu einem halben Meter tief in das Gewebe der Wirtspflanze ein.

Daher sind Misteln Schmarotzer - genauer gesagt Halbschmarotzer, denn sie betreiben dennoch eigenständig Fotosynthese, sind also nur teilweise auf eine Wirtspflanze angewiesen.

Ein starker Befall kann für ein reduziertes Wachstum sorgen und im schlimmsten Fall sogar zum Absterben der Wirtspflanze führen.

Besonders gefährlich ist ein Mistelbefall für geschwächte und kaum gepflegte Wirtsbäume.

Der Schmarotzer sorgt dafür, dass Bäume vertrocknen oder sogar absterben.
Der Schmarotzer sorgt dafür, dass Bäume vertrocknen oder sogar absterben.  © dpa/Jens Kalaene/dpa-Zentralbild

Übrigens: Sind Misteln giftig?

Mistelbeeren sind stark giftig, alle anderen Pflanzenteile schwach giftig. Dennoch enthalten sie Stoffe im Pflanzenextrakt, die in der Medizin verwendet werden.

Misteln im Baum: Was tun?

Anders als oft angenommen, stehen Misteln nicht unter Naturschutz.

Zum Schutz von Obstbäumen kann und sollte man Misteln entfernen.

Als Teil der regelmäßigen Baumpflege reicht es meist, die Misteln abzubrechen. So können keine Beeren produziert werden und die Misteln breiten sich nicht weiter aus.

Bis tief ins Gewebe wird die Mistel dadurch allerdings nicht entfernt. Sollen die Parasiten nachhaltig bekämpft werden, sollte die Wirtspflanze beschnitten werden.

Dabei sollte man mindestens 20 bis 30 Zentimeter ins Holz schneiden. Ohne den Baum dabei zu beschädigen, geht das jedoch nur bei äußeren Teilen der Baumkrone.

Dafür werden sie am besten im Spätwinter geschnitten. Wenn die Obstbäume kahl sind, sind die Misteln gut erkennbar. Zwischen dem 1. November und 1. März stört man Vögel außerdem nicht beim Brüten.

Wichtig ist zum Schutz vor Misteln auch eine angemessene Baumpflege, denn wird diese vernachlässigt, fördert man das Ausbreiten des Parasiten.

Lesetipp: Mistelzweig als Weihnachtsdeko: Darf man Misteln ernten?

Fazit

Hat man Misteln im Baum, möchte man gegen diese vielleicht vorgehen, um den Baum zu schützen. Dabei müssen Wirtsbäume nicht immer komplett zurückgeschnitten werden, um den Parasiten vollständig zu entfernen.

Häufig reicht auch ein Kontrollieren der Ausbreitung durch regelmäßiges Abtrennen der Mistelzweige.

Titelfoto: 123RF/avqqav

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