Misteln ernten verboten? So kann man den Weihnachtsschmuck pflücken
Wer zur Weihnachtszeit mit den schönen Zweigen schmücken möchte, kann, anstatt sie zu kaufen, auch bei Spaziergängen direkt von Bäumen Misteln ernten. Verboten ist das ja nicht, oder?
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Für viele Romantiker und Weihnachtsfans gehören ihre Zweige zum Fest oder zur Vorweihnachtszeit: Misteln (Viscum album). Die wintergrünen Büschel mit dekorativen weißen Beeren werden häufig mit rotem Band zu schönem Schmuck zusammengebunden.
Für Verliebte handelt es sich bei dem Aufhängen des Mistelzweigs um einen glücksbringenden Weihnachtsbrauch. Dieser erlaubt einen Kuss unter dem Weihnachtsschmuck.
Misteln sind im Winter in kahlen Baumkronen sichtbar. Die Mistelarten Tannen-, Kiefern- und Laubholzmisteln wachsen entsprechend auf Tannen und Kiefern sowie in Apfelbäumen, Ahorn, Birken, Linden, Pappeln, Robinien und Weiden.
In ihnen gelten sie als Halbschmarotzer. Durch Photosynthese bilden sie zwar eigene Nährstoffe, entziehen dem Wirtsbaum jedoch Wasser aus den Leitungsbahnen sowie darin enthaltene Mineralien.
Aber stehen sie dennoch unter Naturschutz? Ist das Mistelernten verboten? Wie und unter welchen Umständen darf man Misteln pflücken?
Darf man Misteln pflücken?
Anders als oft angenommen, stehen Misteln nicht unter Naturschutz.
Unter folgenden Bedingungen ist die Ernte von Misteln auch im öffentlichen Umfeld ganzjährig erlaubt.
Für private Zwecke ist laut Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG §39, Absatz 3) das Mistelnernten erlaubt, sofern die Wirtspflanze nicht beschädigt wird. Das ist häufig allerdings nicht ganz einfach, denn die Misteln sind oft in der Tiefe der Baumkrone verwachsen, sodass man nicht selten einige Äste entfernen muss.
Außerdem gilt die Handstraußregel, nach der man wild wachsende Pflanzen(-teile) - von öffentlichen Flächen ohne Betretungsverbot - in kleinen Mengen für den eigenen Bedarf abschneiden darf.
Für gewerbliche Zwecke benötigt man dagegen in der Regel eine Genehmigung der Naturschutzbehörde.
Bei einem Befall durch die Halbparasiten kann das Ernten und Entfernen der Mistel vom Wirtsbaum sogar hilfreich sein.
Wie kann man Misteln ernten?
Für die Mistelernte sollte man schwindelfrei sein, denn die Schmarotzer sitzen fest verwachsen in Baumkronen. Benötigt wird daher eine Leiter oder eine Teleskopsäge beziehungsweise -schere.
Entfernen kann man eine Mistel sowohl im Ganzen als auch teilweise.
Wichtig ist bei der Ernte jedoch, dass der Baum nicht beschädigt wird. Daher wird der Mistelbüschel nicht abgerissen, sondern sauber abgeschnitten. Auch Äste sollten dabei nicht abgebrochen werden.
Alternativ kann man auf den ersten Raureif des Winters warten. Nach diesem fallen oft ganze Büschel von allein ab, die man einfach aufsammeln kann.
Wann kann man Misteln ernten?
Ernten kann man eine Mistel prinzipiell ganzjährig. Optimal sind jedoch die Monate November bis Februar, da sich der Baum dann in einer Ruhephase befindet, die Misteln im Winter blühen und die Beeren zur Adventszeit reif sind.
Fazit
Anstatt einen Mistelzweig zu kaufen, mag der ein oder andere vielleicht einen vom Spaziergang mitbringen.
Beschädigt man den Wirtsbaum dabei nicht, kann man laut Bundesnaturschutzgesetz tatsächlich auch im öffentlichen Raum Misteln ernten. Verboten ist es also nicht.
Titelfoto: Bildmontage: 123RF/lanevskyi, 123RF/alenavesna