Ist es etwa nur ein Mythos, dass Eicheln giftig sind?

Als Kind wurde man vielleicht immer wieder diesbezüglich belehrt, aber stimmt es überhaupt, dass Eicheln giftig sind?

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Frisch gesammelt sind Eicheln giftig. Doch man kann sie auch essbar machen.
Frisch gesammelt sind Eicheln giftig. Doch man kann sie auch essbar machen.  © 123RF/liudmilachernetska

Wenn es auf die kalte Jahreszeit zugeht, fällt nicht nur Laub von den Bäumen, auch ihre Früchte sind dann auf dem Boden verstreut.

Früher hat man sie beim Herbstspaziergang eingesammelt und aus ihnen kleine Figuren gebaut.

Beim Basteln von Herbstdeko mit Eicheln wurde dann immer gut darauf aufgepasst, dass sich die Kinder die runde Frucht ja nicht in den Mund stecken. Schließlich sind Eicheln giftig. Oder? Bei den Bucheckern, Kastanien und Eicheln handelt es sich botanisch gesehen um Nüsse. Aber sind sie deswegen essbar?

Kann man Eicheln essen? Oder sind die Früchte wirklich giftig? TAG24 verrät, unter welchen Bedingungen Eicheln giftig oder essbar sind.

Sind Eicheln giftig?

Auf die Frage, ob Eicheln giftig sind, gibt es eine ganz einfache Antwort: ja - im Rohzustand. Insbesondere unreife und unverarbeitete Eicheln dürfen daher nicht verzehrt werden, wenn man Vergiftungssymptome vermeiden möchte.

Was macht Eicheln giftig?

Eicheln - sowie auch Eichenblätter - enthalten einen hohen Gehalt an Gerbstoffen - genauer gesagt an Tannin. Dieser sorgt auch für den abschreckenden, bitteren Geschmack, der als Fressschutz dient und uns in der Regel vor dem weiteren Verzehr abhält.

Eine Vergiftung durch Tannine kann Magen- und Darmbeschwerden auslösen.

Blausäure enthalten Eicheln dagegen übrigens nicht.

Sind Eicheln giftig für Hund, Pferd und Schwein?

Für Haustiere wie Hunde sind Eicheln giftig. Mögliche Symptome einer Vergiftung können Müdigkeit und Appetitlosigkeit sein, aber auch Fieber, Durchfall oder Verstopfung. Bei kleinen Tieren kann es durch den Verzehr auch zu einem Darmverschluss oder einer Verletzung der Darmwand kommen. Der Verzehr von Eicheln kann im schlimmsten Fall sogar tödlich enden.

Für Pferde sind die Nussfrüchte in Maßen zwar noch ungefährlich. Mehr als eine Handvoll sollten sie von den Eicheln jedoch nicht fressen.

Waldtiere und Schweine vertragen die Gerbstoffe in den Früchten jedoch. Für letztere sind die kalorienhaltigen Eicheln ein Mastfutter.

Eicheln: giftig für Hund, Mastfutter für Schwein.
Eicheln: giftig für Hund, Mastfutter für Schwein.  © dpa/Sina Schuldt

Was passiert, wenn man Eicheln isst?

Die Gerbstoffe in den Eicheln können bei Menschen insbesondere Magen- und Darmprobleme als Vergiftungssymptome auslösen. Diese können sich in Bauchkrämpfen, Erbrechen oder Durchfall äußern.

Hat ein Kind nur wenige Eicheln zerkaut und nur leichte Symptome, ist es in der Regel nicht notwendig, einen Arzt zu kontaktieren. In diesem Fall reicht es, symptomatisch zu reagieren und viel zu trinken.

Beim Verzehr von größeren Mengen oder dem Verschlucken ganzer Eicheln sollte man jedoch eine Giftinformationszentrale oder einen Arzt aufsuchen.

Kann man Eicheln essbar machen?

Ohne Gerbstoffe sind die Eicheln essbar. Will man sie verarbeiten und anschließend verzehren, kann man die Eicheln essbar machen, indem man die Tannine auswäscht.

So gehst Du dabei vor:

Schritt 1: Kontrolliere die Nüsse zuerst auf Wurmstiche und sortiere gegebenenfalls aus.
Auch faulige oder von Maden befallene Eicheln kann man auslesen, indem man sie für kurze Zeit in Wasser legt. Schwimmen einige an der Wasseroberfläche, sollten diese entsorgt werden.

Schritt 2: Lege sie nun auf ein Backblech legen und lasse sie bei 150 Grad Celsius für etwa 20 Minuten im Ofen rösten.

Schritt 3: Sind sie anschließend etwas abgekühlt, können sie geschält werden. Auch die dünne Innenhaut sollte entfernt werden.

Tipp: Wurde die Schale der Eicheln bereits vorher eingeschnitten, platzt sie schneller auf und lässt sich so einfacher schälen.

Schritt 4: Die geschälten Kerne werden nun in einen durchlässigen Beutel gegeben, beispielsweise ein Wäschenetz oder aber auch ein Stoffbeutel.

Schritt 5: Zusammen mit dem Beutel werden sie nun vollständig in Wasser getaucht. Durch das Wässern werden die Gerbstoffe ausgespült. Das Wasser färbt sich dadurch bräunlich.

Schritt 6: Das Wasser wird dann einige Tage lang täglich gewechselt, bis es klar bleibt. Dann sind alle Gerbstoffe entfernt.

Schritt 7: Abschließend kann man die Eicheln bei 100 Grad im Ofen trocknen lassen - alternativ kann auch ein Dörrautomat verwendet werden - und dann entsprechend weiterverarbeiten.

Ist der Gerbstoff einmal ausgewaschen, kann man die Eicheln zerhacken, mahlen und weiterverarbeiten.
Ist der Gerbstoff einmal ausgewaschen, kann man die Eicheln zerhacken, mahlen und weiterverarbeiten.  © 123RF/heikerau

Können Eicheln gesund sein?

Verarbeitete Eicheln sind nicht einfach nur genießbar, sondern tatsächlich sehr nahrhaft.

Die Nussfrüchte sind nämlich voll mit ungesättigten Fettsäuren und B-Vitaminen. In der Nachkriegszeit wurden sie daher auch gerne zu Eichelbrot oder Kuchen aus Eichelmehl verarbeitet. Zu Pulver gemahlen eignen sie sich auch als koffeinfreier Kaffeeersatz.

Inzwischen ist diese Praxis etwas in Vergessenheit geraten, es lohnt sich allerdings noch immer.

Fazit

Es stimmt, dass Eicheln giftig sind. Dafür verantwortlich sind Gerbstoffe, die auch in Bucheckern und vielen Obstkernen zu finden sind. Allerdings kann man die Giftstoffe ganz einfach auswaschen und die Eicheln somit essbar machen.

Titelfoto: 123RF/liudmilachernetska

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