Kann man altes Saatgut noch verwenden? Mit der Keimprobe findest Du es heraus!

Gelegentlich findet man vielleicht altes Saatgut, das im vorigen Jahr nicht gebraucht oder aber vergessen wurde. Ob dieses noch keimfähig und somit verwendbar ist, oder keine Kraft mehr zum Austreiben hat, findet man mithilfe einer einfachen Keimprobe heraus.

Weitere Artikel für einen erfolgreichen Anbau findest Du im Ratgeber zu Gartengestaltung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Samen aller Blumen- und Gemüsearten verlieren mit der Zeit Energie und Keimkraft.
  • Je nach Gemüsesorte bildet das Saatgut nach etwa einem bis acht Jahren keine Keimlinge mehr.
  • Bevor man die Samen auf gut Glück aussät, ist es ratsam, die Keimfähigkeit mithilfe eines Tests zu ermitteln.
  • Dass die Samenkörner bei der Keimprobe nicht austreiben und sprießen, kann allerdings auch andere Gründe haben als das Alter.
Können alte Samen noch keimen? Eine Keimprobe gibt Auskunft.
Können alte Samen noch keimen? Eine Keimprobe gibt Auskunft.  © 123RF/arenaphotouk

Der Winter ist für Hobbygärtner und -gärtnerinnen ruhig. Die Zeit vor dem Start der Gartensaison eignet sich daher, um das neue Gartenjahr zu planen und vielleicht etwas auszumisten.

Dabei findet man häufig noch das eine oder andere Tütchen Saatgut.

Damit die Anzucht gelingt und bei Nutzpflanzen Erträge verspricht, ist Saatgut mit guter Keimkraft nötig, ohne die die Samen kaum austreiben würden.

Auch um beispielsweise ein Saatband selber zu machen, Samenbomben herzustellen oder eine Blumenwiese anzulegen, sollte man daher gutes, keimfähiges Saatgut verwenden.

Während der Lagerung verliert das Saatgut allerdings Energie, die es für die Keimung benötigt, und die Keimfähigkeit nimmt ab. Manches Saatgut hat aus diesem Grund auch eine Art Mindesthaltbarkeitsdatum.

Kann man ermitteln, ob altes Saatgut noch keimfähig ist? Ein einfacher Test im Winter macht's möglich. So können gegebenenfalls rechtzeitig neue Samen gekauft und Zeit gespart werden.

Wie lange sind Samen haltbar?

Auch eingelagert benötigen Samen Energie und brauchen diese bei einer langen Lagerung auf. Dadurch sinkt die Keimfähigkeit, bis ein Austreiben nicht mehr möglich ist.

Aber nicht nur mit der Zeit, sondern auch, wenn sie nicht angemessen gelagert werden, geht diese Fähigkeit verloren.

Sachgemäß gelagert - kühl, trocken, dunkel und luftgeschützt - ist das Saatgut je nach Pflanze ein Jahr oder länger haltbar.

Blumensamen sind durchschnittlich etwa zwei bis fünf Jahre keimfähig.

Verschiedene Gemüsesorten keimen auch noch nach einem bis nach zehn Jahren:

  • ein bis zwei Jahre: Möhren, Lauch, Schnittlauch
  • zwei bis vier Jahre: Bohnen, Erbsen, Radieschen, Kopfsalat
  • vier bis fünf Jahre: Kürbis
  • fünf bis acht Jahre: Gurken
  • fünf bis zehn Jahre: Tomaten

Kann man abgelaufenes Saatgut noch verwenden?

Auf einigen Tütchen findet man eine Art Mindesthaltbarkeitsdatum. Statt einer Haltbarkeit garantiert es manchmal auch eine "hohe Keimfähigkeit bis mindestens …", oder es handelt sich zumindest um ein Abfülldatum, das ein ungefähres Alter und die Dauer der Lagerung einschätzen lässt.

Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen, fragt man sich vermutlich, ob man die Samenkörner dennoch noch aussäen kann.

Leider haben die Samenkörner dann vermutlich an Keimfähigkeit verloren. Je länger das Datum her ist, desto unwahrscheinlicher ist ein erfolgreiches Austreiben.

Investiert man Zeit und Ressourcen in die Aussaat, kann es passieren, dass man enttäuscht wird und die Zeit verschwendet hat. Oft ist es zum Moment der Realisation auch bereits sehr spät, um neue Samen der Pflanzenart zu besorgen und auszusäen.

Daher ist es sinnvoll, bei zweifelhaftem alten Saatgut bereits im Winter schon eine Keimprobe zu machen.

Saatgut abgelaufen? Für eine dichte, volle Blumenwiese sät man am besten Samenkörner mit hoher Keimkraft.
Saatgut abgelaufen? Für eine dichte, volle Blumenwiese sät man am besten Samenkörner mit hoher Keimkraft.  © 123rf/pasiphae

Woran erkennt man altes Saatgut?

Dass die Samen schon älter sind, erkennt man gegebenenfalls am Haltbarkeits- oder Abfülldatum beziehungsweise daran, dass das Tütchen bereits einige Jahre im Lager liegt. Eine Keimung ist dennoch nicht komplett ausgeschlossen.

Will man wissen, wie viel Keimkraft die Samen haben und wie erfolgreich ein Aussäen wäre, ist ein Test der Keimfähigkeit ratsam. Daher sollte man die Winterpause nutzen und bereits vor der Saison - also etwa von Dezember bis Februar - das alte Saatgut auf Keimfähigkeit testen.

Für einen solchen Test geht man vor wie folgt.

Keimprobe: Sind die Samen noch keimfähig?

Die Keimfähigkeit, also ob Samen noch keimen und sprießen können, lässt sich ganz einfach beobachten.

Benötigt werden dafür:

  • zehn bis 20 Samen,
  • eine flache Schale oder ein kleiner Teller,
  • Küchenpapier,
  • Klarsichtfolie,
  • Wasser.

1. Schritt: Befeuchte einige Lagen Küchenpapier und lege sie auf den Teller.

2. Schritt: Platziere die Samen darauf, sodass sie feucht, aber nicht in Nässe liegen. Liegen sie im Wasser, können sie zu faulen beginnen.

3. Schritt: Decke den Teller nun mit Klarsichtfolie ab und stelle ihn gegebenenfalls warm, beispielsweise auf die Heizung.

Je nachdem, ob es sich bei dem Saatgut um Licht- oder Dunkelkeimer handelt, stelle den Teller mit den Samen hell (auf dem Fensterbrett) oder dunkel (z.B. in einer Schublade).

4. Schritt: Kontrolliere alle zwei Tage, ob das Papier noch feucht ist und befeuchte die Samen darauf gegebenenfalls mit einer Sprühflasche.

5. Schritt: Mit der Zeit sollten sich Keimwurzeln bilden. Die Keimdauer ist je nach Gemüseart unterschiedlich. Bis ein Samen keimt, können zwei Tage bis etwa drei Wochen vergehen.

Anhand der Anzahl der keimenden Samen kannst Du einschätzen, inwieweit sich eine Aussaat des Saatguts lohnt.

Entscheidet man sich dafür, die Samen trotz geringer Keimrate zu verwenden, sollte man sie entsprechend dichter als geplant aussäen.

Mit der Keimprobe ermittelt man die Keimfähigkeit des Saatguts vor der Aussaat.
Mit der Keimprobe ermittelt man die Keimfähigkeit des Saatguts vor der Aussaat.  © dpa/Andrea Warnecke

So kann man die Keimrate genauer berechnen

Um die genaue Keimrate zu berechnen, dividiert man die Anzahl aller gekeimten Samen durch die Gesamtanzahl aller Samen, und multipliziert das dann mit 100.

Zum Beispiel: Bei elf keimenden Samen von 20 beträgt die Keimrate 55 Prozent.

11 : 20 x 100 = 55

Unter 50 Prozent gilt die Keimrate als gering. Entsprechend sollten bei der Gemüseanzucht mehr Samen ausgesät oder gegebenenfalls stattdessen besseres Saatgut verwenden werden.

Was ist der Schwimmtest?

Einige Hobbygärtner setzen auch auf den Schwimmtest. Nach diesem sollen sinkende Keime noch keimfähig sein, während an der Oberfläche schwimmende nicht mehr austreiben können sollen.

Das ist jedoch nicht immer so, was diese Art von Test nicht ganz verlässlich macht. Insbesondere bei kleinen, leichten Samen schwimmen viele noch keimfähige Exemplare auf dem Wasser, da sie zu leicht sind, um zu sinken. Andersherum garantiert ein Absinken ebenfalls nicht zwingend die Energie und Fähigkeit, auszutreiben.

Wer zuverlässig die Keimfähigkeit und -rate herausfinden möchte, sollte bei der Keimprobe bleiben.

Warum keimen die Samen nicht?

Dass sich aus Samen keine Keimlinge entwickeln, liegt meistens daran, dass sie zu alt sind. Aber auch falsche Bedingungen sowie eine falsche Lagerung können dafür verantwortlich sein.

Wurden sie erfolglos im Substrat ausgesät, kann die falsche Erde verantwortlich sein. Auch ein ungeeigneter Zeitpunkt und damit häufig verbundene nicht optimale Temperaturen oder (Luft-)Feuchtigkeit beeinträchtigen das Keimen.

Eine 100-prozentige Keimfähigkeit ist allerdings generell und selbst bei bestem Saatgut nicht realistisch.

Nicht alle Samen keimen so gut. Manchmal ist das Saatgut abgelaufen, falsch gelagert oder einfach nicht ausgereift.
Nicht alle Samen keimen so gut. Manchmal ist das Saatgut abgelaufen, falsch gelagert oder einfach nicht ausgereift.  © 123RF/alexdov

Wer altes Saatgut findet, kann mit einer Keimprobe ermitteln, ob sich die Aussaat mit den Samen noch lohnt. War es bereits eine Weile eingelagert, kann es mit der Zeit an Keimfähigkeit verloren haben, sodass die Samenkerne nicht austreiben.

Enttäuschung und eine Verschwendung an Zeit, Energie und Ressourcen bleibt einem dank der Probe erspart.

Titelfoto: 123RF/arenaphotouk

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