Dürfen Kinder alkoholfreies Bier trinken?
Bier, Sekt und selbst Gin ohne "Umdrehungen" erobern seit Jahren den Markt. Doch ob auch Kinder alkoholfreies Bier trinken dürfen, ist eine ganz andere, kontroverse Frage.
Weitere Tipps gibt es außerdem im TAG24-Ratgeber.
Die Nachfrage nach alkoholfreiem Bier steigt in Deutschland seit einigen Jahren rasant. Immer mehr Menschen pflegen einen bewussten Umgang mit Alkohol inklusive einem reduzierten Konsum, möchten aber gleichzeitig nicht auf das würzige Hopfengetränk verzichten.
Darüber hinaus wird alkoholfreies Bier immer wieder als gesundes Sportlergetränk angepriesen, enthält es doch gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe und wirkt isotonisch.
Mehr Infos zum Thema:
Ist Bier gesund? Mythen und Fakten rund ums Hopfengetränk.
Darüber hinaus möchten viele Eltern ihre Kinder zum Beispiel bei Feierlichkeiten an den Trinkritualen wie dem auf-etwas-gemeinsam-Anstoßen teilhaben lassen.
Da kommt ein alkoholfreies Bier auch für Kinder doch gerade richtig - oder doch nicht? TAG24 klärt auf.
Alkoholfreies Bier für Kinder: Das sagt das Gesetz
Laut Jugendschutzgesetz ist alkoholfreies Bier kein alkoholisches Getränk, erklärt der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e. V. (BVLH) im Ratgeber Jugendschutzgesetz. Das bedeutet, gesetzlich verboten ist es nicht, Kindern alkoholfreies Bier zu geben. Als Kind gilt in Deutschland übrigens, wer das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Gesetzlich betrachtet spricht also nichts dagegen, einem Kind alkoholfreies Bier anzubieten.
Dennoch sprechen auch Gründe dagegen, Kindern alkoholfreies Bier zu reichen.
Viele alkoholfreie Biere enthalten geringe Mengen an Alkohol
Auch wenn "alkoholfrei" etwas anderes suggeriert, in den meisten Bieren ist noch Restalkohol drin. Laut Gesetz darf bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten sein, um noch als alkoholfreies Bier verkauft werden zu dürfen.
Das klingt zunächst schockierend, ist aber tatsächlich für die Gesundheit wenig bedenklich, zumal es zahlreiche Lebensmittel gibt (wie beispielsweise Obst), die von Natur aus kleine Mengen an Alkohol enthalten.
Anders sieht es beim Kind aus, das noch im Bauch ist: Schwangere, die Lust auf ein kühles Blondes haben, sollten unbedingt auf das Etikett schauen, denn es gibt auch Biere mit 0,0 Prozent Alkohol.
Schon geringe Mengen Alkohol können dem Fötus schaden.
Alkoholfreie Biere können Kinder zum Alkoholgenuss animieren
In einem Land, in dem Bier ab 16 Jahren nicht nur erlaubt ist, sondern für einige schon zum guten Ton gehört und mit positiv konnotierten Merkmalen wie Maskulinität, Stärke oder Reife assoziiert wird, möchten viele Eltern auch ihren Kindern das süffige Getränk nicht vorenthalten. Wenn sie unter 16 Jahre alt sind, eben als alkoholfreies Bier.
Doch auch wenn die eine Flasche keine gesundheitlichen Konsequenzen nach sich zieht, so birgt regelmäßiger Genuss das Risiko, einen späteren Alkoholmissbrauch zu fördern.
Ein regelmäßiger Konsum kann der Anfang einer Alkoholsucht sein, da man früh an den Geschmack gewöhnt wird und dem Kind zudem beigebracht wird, dass der Genuss von Bier zum Alltag gehört. Früh übt sich quasi.
Besonders schnell kann diese Gewöhnung passieren, wenn man Kindern alkoholfreies Radler anbietet, da es lecker süß schmeckt - genau das, was Kinder mögen.
Natürlich macht der Genuss eines alkoholfreien Bieres noch keinen Alkoholiker. Doch verinnerlichen Kinder früh, dass Bier zum Leben dazugehört, in einem Alter, wo sie es selbst noch nicht einordnen können, wird der Weg zum Alkoholmissbrauch zumindest eher geebnet, als wenn ihnen man klar macht, das Bier nichts für Kinder ist, egal ob mit oder ohne Prozente.
Das heißt: Kinder sollten am besten auch kein 0,0-Bier trinken.
Alkoholfreies Bier für Kinder - Eltern sollten vorsichtig sein
Letztendlich können Eltern selbst entscheiden, ob sie ihren Kindern
alkoholfreies Bier erlauben oder nicht - laut Gesetz darf man das.
Doch Eltern sollten sich auch die Risiken vor Augen führen und nicht vergessen: Die frühe Gewöhnung an den Geschmack kann dazu führen, dass die Hemmschwelle alkoholhaltiges Bier zu trinken dann auch früh sinkt und sich eventuell so in den Gewohnheiten des Kindes verankert. Daraus kann eine Alkoholsucht entstehen.
Titelfoto: 123RF/Simona Pilolla