SPD-Politiker lässt seine Eltern zwangsräumen, Hund muss betäubt werden
Zwickau - Das Drama um Familie Pecher nimmt kein Ende. Stadtrat Mario Pecher (57, SPD) hat seine eigenen Eltern aus deren Wohnung geklagt. Am Dienstag begannen Gerichtsvollzieher das Haus in Zwickau unter der Aufsicht von über 40 Polizisten zu räumen.
Mehrere Mannschaftswagen der Polizei fuhren am Dienstagmorgen am Haus von Waltraud Pecher (75) und ihrem pflegebedürftigen Mann Siegfried (78) vor. Ein Umzugsunternehmen begann in der Karl-Marx-Straße mit der Zwangsräumung. Der Familienhund wurde betäubt und in ein Tierheim gebracht.
Eigentümer des Hauses ist Mario Pecher. Der SPD-Stadtrat und Ex-Landtagsabgeordnete hatte 2018 Räumungsklage eingereicht. "Die Klage wurde mit schriftlichem Vorverfahren und Räumungsantrag zugestellt. Außerdem ist ein Versäumnisurteil ergangen. In allen Fällen ist kein Einspruch eingegangen", sagte Gerichtssprecherin Sibylle Peters.
Jens Conrad (58), Anwalt von Waltraud Pecher, spricht von einem Skandal: "Das ist für mich Terrorismus. Wir reden hier über eine Räumung auf einem Privatgrundstück mit 40 Beamten."
Das Urteil sei nie angekommen und Fristen nicht eingehalten worden. Seine Mandantin wohne seit 1995 als Untermieterin in dem Haus. Ihr kranker Mann Siegfried kommt vorübergehend in ein Pflegeheim. Waltraud Pecher muss sich um eine neue Bleibe kümmern. Sie und Mario Pecher waren am Dienstag nicht zu erreichen.
Schon seit Jahren liegen Mario und Waltraud Pecher im Streit. 2018 hatte der damalige Landtagsabgeordnete seine Mutter aus ihrer Gaststätte "Zum Sternblick" geklagt.
Titelfoto: Andreas Kretschel