Zu lange, zu teuer, zu spät fertig: Das sind Deutschlands ewige Baustellen
Deutschland - Immer wieder blockieren Missmanagement und Baupfusch die pünktliche Einweihung von Großprojekten. Der Flughafen BER ist zu einem Symbol für extrem lange Bauzeit und ausufernde Kosten geworden. Doch er ist längst in guter Gesellschaft. Das sind die fünf größten Bau-Desaster in Deutschland in Zahlen.
Elbphilharmonie: 9 Jahre
Hamburg - Die Hamburger nennen sie liebevoll "Elphi". Baubeginn war 2007, die Eröffnung für 2010 geplant.
Doch dann wurden erst Kostensteigerungen bekannt, dann stellte der Baukonzern Hochtief 2011 seine Arbeiten am Dach für anderthalb Jahre ein - Sicherheitsbedenken.
Erst im November 2016 konnte die "Elphi" schließlich eingeweiht werden. Ursprünglich schätzten die Planer, dass der Bau mit rund 77 Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Letztendlich verzehrte der imposante Glasbau etwa 866 Millionen Euro.
Flughafen BER: 14 Jahre
Berlin - Schon 2011 sollte er fertig sein, doch bis zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens sollte es noch bis November 2020 dauern.
Bereits im August 2004 waren alle Genehmigungen eingeholt und es ging los. Was da noch keiner ahnte: Am Ende sollte sich der gesamte Flughafenbau auf insgesamt 14 Jahre erstrecken. Viele Fehlplanungen ließen die Kosten insgesamt auf etwa 7 Milliarden Euro anwachsen.
Geplant waren ursprünglich nur 2 Milliarden Euro.
Stuttgart 21: bislang 29 Jahre
Stuttgart (Baden-Württemberg) - Geplantes Bauende für den Tunnelbahnhof Stuttgart 21 war eigentlich Dezember 2019.
Das Projekt wurde 1995 in die Wege geleitet und damals mit 2,46 Milliarden Euro Baukosten beziffert. Inzwischen geht der Bundesrechnungshof von Gesamtkosten in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro aus - mehr als viermal so viel wie geplant!
Neuer Termin für die Fertigstellung: 2025. Vielleicht.
Rheintalbahn: mindestens 55 Jahre
Karlsruhe (Baden-Württemberg) - Die Strecke misst rund 200 Kilometer, soll Zugreisende schneller von Karlsruhe nach Basel bringen.
Erstmals wurde das Bauprojekt Mitte der 1980er-Jahre in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Ursprünglich waren rund zwei Milliarden Euro angesetzt. Mittlerweile werden die Baukosten auf über sieben Milliarden Euro geschätzt. Momentan liegt das Zieldatum für die Fertigstellung im Jahr 2035.
In manchen Abschnitten sollen die Schienen sogar erst 2042 erneuert werden.
Kölner Dom: 632 Jahre
Köln (Nordrhein-Westfalen) - Rekordhalter bei der längsten Bauzeit in Deutschland ist der Kölner Dom.
Unfassbare 632 Jahre dauerte der Bau dieser Kirche. Am 15. August 1284 legte der Erzbischof von Köln den Grundstein für die Kathedrale.
1520 wurden die Bauarbeiten dann für 300 Jahre eingestellt. Erst 1880 konnte der Bau vollendet werden. Mit seinen 157 Meter hohen Türmen war der Kölner Dom damals das höchste Bauwerk der Welt.
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