Verbraucherschützer fordern Limo-Steuer für Deutschland
Berlin - Sie sind extrem süß, doch Kinder lieben sie: Limos mit Comicfiguren oder Fruchtsäfte in Trinkpäckchen. Die meisten Getränke für Heranwachsende enthalten viel zu viel Zucker. Die massiven gesundheitlichen Gefahren sind längst bekannt. Freiwillige Reduktionspläne der Industrie brachten bislang wenig. Daher fordern Verbraucherschützer nun mit Nachdruck eine saftige Limo-Steuer wie im britischen Königreich.
"Der Satz muss so hoch sein, dass Unternehmen einen Anreiz bekommen, die Rezepturen ihrer Produkte zu verändern und den Zuckergehalt zu senken", heißt es von der Verbraucherorganisation Foodwatch.
Denn laut ihrer aktuellen Marktstudie, die am Mittwoch vorgestellt wurde, enthalten 117 von 136 untersuchten Getränken mehr als fünf Gramm Zucker je 100 Milliliter.
Im Schnitt kommen Limos, Energydrinks und Fruchtsaftgetränke auf 7,8 Prozent Zucker, das sind mehr als sechseinhalb Zuckerwürfel pro Viertelliter.
Mit nur einem 250-Milliliter-Glas eines durchschnittlich gesüßten Getränks nimmt ein Kind also bereits knapp 20 Gramm Zucker und somit vier Fünftel der vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte maximal empfohlenen Tagesmenge an Zucker zu sich.
Für die Auswertung wurden den Angaben zufolge in fünf großen Supermärkten alle Getränke eingekauft, deren Verpackung Kinder ansprechen soll, etwa durch Aufdrucke mit Tieren und Comicfiguren.
Limo-Steuer für Deutschland nach britischem Vorbild?
Auch kindertypische Darreichungsformen wie Trinkpäckchen wurden einbezogen.
Foodwatch fordert die Bundesregierung nun erneut auf, endlich eine Limo-Steuer nach britischem Vorbild einzuführen. In Großbritannien haben die Hersteller als Folge der im April 2018 eingeführten Steuer den Zuckergehalt in ihren Getränken stark reduziert - und auch der Zuckerkonsum von Kindern sank.
Zum Vergleich: Während in Deutschland infolge der freiwilligen Zuckerreduktion der Industrie der Zuckergehalt in Getränken um etwa zwei Prozent sank, fiel er in Großbritannien im gleichen Zeitraum um etwa 30 Prozent.
Auch hierzulande wird seit Längerem über eine Limo-Steuer diskutiert.
Tatsächlich zeigen sich Ernährungsminister Cem Özdemir (58, Grüne) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (61, SPD) offen dafür, das FDP-geführte Finanzressort lehnt sie allerdings ab. Lebensmittel-Branchenverbände haben sich ebenfalls dagegen positioniert und verweisen auf breiter angelegte Ursachen von Übergewicht und anderen ernährungsbedingten Erkrankungen.
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