Zu verschiedene Strategien: Bruch zwischen Aldi Nord und Aldi Süd möglich
Berlin - War bislang von vereinheitlichten Eigenmarken und gemeinsamer Werbestrategie die Rede, scheinen die beiden Schwester-Unternehmen Aldi Nord und Aldi Süd nun wieder getrennte Wege gehen zu wollen.
Darüber berichtete der Business Insider Deutschland. So standen die Zeichen zuletzt deutlich auf Kooperation. Neben einheitlichen Eigenmarken und gemeinsamer Werbestrategie war sogar ein geeinter Onlineshop geplant.
Doch kommt jetzt doch alles anders?
Besonders die Misere zwischen Sparsamkeit und Nachhaltigkeit mache den Discount-Schwestern im neuen Jahr große Probleme. Nicht nur Kunden hadern angesichts drastisch gestiegener Lebensmittelpreise. Aldi Nord will die Discounter-Linie verfolgen und besonders die geringen Preise in den Vordergrund rücken.
Aldi Süd hingegen setzt auf bewusste Ernährung und springt mit veganen sowie Bio-Produkten zum Jahresstart auf die Veganuary-Kampagne auf, welche in Deutschland für Kunden immer beliebter wird.
Einen Kompromiss bei so unterschiedlichen Ansätzen zu finden, scheint zumindest bisher unwahrscheinlich. Einheitliche große Werbekampagnen von Aldi Nord und Aldi Süd rücken in weite Ferne.
Laut Handelsexperte Gerrit Heinemann sei dies aber kein allzu großer Grund zur Sorge.
"Die beiden Unternehmen sind ja nie wirklich zusammengegangen, insofern sollte man das nicht überbewerten", erklärte er im Interview mit dem Business Insider, "Es ist durchaus plausibel, dass sie in Nord- und Süddeutschland unterschiedliche Kunden haben."
Aldi Süd ist weiter als Aldi Nord
Der Discounter im Süden Deutschlands konnte bereits in der Vergangenheit erfolgreich Bio-Produkte durchsetzen und habe es laut des Business Insider geschafft, ein vergleichsweise günstiges Sortiment aufzubauen.
"In den vergangenen Jahren war Aldi durch das Nachziehen von Supermärkten bei den Eigenmarken im Nachteil", sagt Heinemann, "Nachhaltigkeit ist für Aldi Süd eine Chance, vorzupreschen."
Angesichts der Inflation und infolgedessen auch steigender Preise sind Kunden im Moment weniger dazu geneigt, Bio-Produkte zu kaufen. So lagen die Umsätze von Bio-Märkten laut einer GfK-Studie im August circa 10,8 Prozent unter denen des Vorjahres. Günstige Discount-Bio-Produkte könnten die Lösung für viele Kunden sein.
Auch in Sachen Digitalisierung soll Aldi Süd die Nase vor Aldi Nord haben. Handelsexperte Heinemann meint: "Ich schließe nicht aus, dass Aldi Süd sagt: 'Da gehen wir eigene Wege, anstatt Aldi Nord als Klotz am Bein mitzutragen'."
Das könnte jetzt auf Kunden zukommen
In den USA soll für Aldi (Süd) schon das Pilotprojekt laufen: ein neuer Webshop, welcher schon in der ersten Jahreshälfte 2023 in Deutschland anlaufen werde. Damit einhergeht natürlich ein entsprechender Lieferdienst, damit Kunden künftig direkt von zu Hause aus bestellen können.
"Der ein oder andere Lieferdienst ist ja bereits gescheitert", sagt der Handelsexperte. "Die anderen Lieferdienste sind außerdem noch klein genug, dass Aldi mit geballter Kraft aufholen kann. Die Ressourcen hat der Discounter."
Eigentlich sind die Gebiete der Aldi-Schwestern streng aufgeteilt, wenn sich beim Online-Handel jedoch herauskristallisieren würde, dass ein Anbieter den anderen überholt, könnte sich dieser deutschlandweit ausbreiten.
Ob sich Aldi Nord oder Aldi Süd durchsetzt, wird jedoch erst in einigen Monaten oder vielleicht Jahren abzusehen sein.
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