Schließung! West-Konzern opfert Sachsens älteste Papierfabrik
Penig - Sie ist die älteste noch produzierende Papierfabrik Deutschlands: die Papierfabrik Penig. Doch nach 488 Jahren kommt nun das Aus. Der Osnabrücker Schoeller-Konzern will seinen 1991 erworbenen Ost-Betrieb schließen. Auch im Erzgebirge setzten die Niedersachsen radikal den Rotstift an.

Der Standort Penig werde noch in diesem Jahr geschlossen, teilte die Felix Schoeller GmbH & Co. KG in dieser Woche mit. Begründet wurde der Schritt mit der anhaltend schwachen Konjunktur und gestiegenem Wettbewerbsdruck.
Der Marktdruck werde sich auf absehbare Zeit nicht verbessern, sodass betriebswirtschaftlich keine andere Wahl bleibe, erklärte Unternehmens-Chef Hans Christoph Gallenkamp.
Den Facharbeitern unter den 119 Beschäftigten sowie den acht Lehrlingen bietet der Konzern eine Weiterbeschäftigung in seinen Fabriken im Schwarzwald und im Allgäu an.
Für viele familiär in Sachsen verwurzelte Mitarbeiter ist das jedoch keine Alternative.

1772 wurde hier das erste Papiergeld gefertigt

Die Geschichte der Peniger Papierfabrik reicht bis ins Jahr 1537 zurück, als der Glauchauer Papierschöpfer Burghardt Schmidt hier eine Papiermühle errichtete. Diese gilt auch als Wiege der Gelddruckerei in Sachsen.
Im Jahr 1772 wurde hier auf Geheiß von Kurfürst Friedrich August I. das erste Papiergeld gefertigt.
Reichlich sechs Jahrzehnte später machte Ferdinand Traugott Flinsch die alte Papiermühle zu einer der ersten maschinellen Papierfabriken in Deutschland.
Auch die zweite verlängerte Werkbank des Schoeller-Konzerns im deutschen Osten soll geschliffen werden. In der Papierfabrik Weißenborn (Erzgebirge) kündigte Gallenkamp am Mittwoch massive Stellenstreichungen an. Laut Gewerkschaft IGBCE sollen hier 148 der rund 700 Jobs wegfallen.
Titelfoto: Mario Hösel