Tarifbindung in NRW geht weiter zurück: So wenige Menschen arbeiten im Tarifvertrag
Von Dorothea Hülsmeier
Düsseldorf - Die Tarifbindung in Nordrhein-Westfalen geht weiter zurück. Nur noch etwa die Hälfte (51 Prozent) der Beschäftigten im bevölkerungsreichsten Bundesland arbeitet mit einem Tarifvertrag. Das geht aus aktuellen Zahlen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.

Vor rund 30 Jahren wurden den Angaben zufolge noch 82 Prozent der Beschäftigten nach Tarif entlohnt. Inzwischen liegt NRW bei der tariflichen Abdeckung nur noch knapp über dem Bundesschnitt von 49 Prozent.
Die sinkende Tarifbindung hat nach Angaben des DGB NRW konkrete
Auswirkungen, beispielsweise beim Gehalt: Beschäftigte in tariflosen Unternehmen erhielten im Durchschnitt und bereinigt 8,5 Prozent weniger Lohn als in tarifgebundenen Unternehmen. Außerdem arbeiteten Beschäftigte in tariflosen Unternehmen rund 50 Minuten mehr pro Woche als tarifgebundene Arbeitnehmer.
"Gute Arbeitsbedingungen sind ein wesentlicher Hebel, um Berufe attraktiver zu machen", sagte die Vorsitzende des DGB NRW, Anja Weber (64).
NRW-Arbeitsminister Josef Laumann macht sich für Tarifverträge stark

Sie sprach von einem "fatalen Signal". Ministerpräsident Hendrik Wüst (49, CDU) habe ein Tariftreuegesetz versprochen, und die Landesregierung arbeite auch daran, sagte Weber. "Jetzt muss es auch Realität werden."
Öffentliche Aufträge dürften nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden. Das Tariftreuegesetz müsse auch für Kommunen gelten, denn über sie liefen rund zwei Drittel aller öffentlichen Aufträge in NRW.
In ihrem Koalitionsvertrag haben CDU und Grüne festgeschrieben, dass bei der öffentlichen Vergabe tarifgebundene Firmen bevorzugt werden sollen. Wo nötig, sollen dafür neue Regeln geschaffen werden. Das Land soll als Vorbild vorangehen.
Auch NRW-Arbeitsminister Josef Laumann (67, CDU) macht sich seit Langem für Tarifverträge stark.
Titelfoto: Gregor Fischer/dpa