Spargelzüchterin will Schnecken auf den Speiseplan bringen!

Cobbel/Bernburg - Eine Spargelzüchterin in der Altmark (Sachsen-Anhalt) widmet sich der Schneckenzucht. Das Vorhaben wird auch wissenschaftlich begleitet - mit der Bedeutung für die menschliche Ernährung im Mittelpunkt.

Die Schnecken müssen gepflegt und gemästet werden. Grünzeug und 110 Kilogramm Kartoffel-, Spargel- und andere Reste vertilgen sie in zwei Tagen.
Die Schnecken müssen gepflegt und gemästet werden. Grünzeug und 110 Kilogramm Kartoffel-, Spargel- und andere Reste vertilgen sie in zwei Tagen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

"Die Tiere sind ganz schön mobil", sagt Carmen Kalkofen. Mit gezieltem Griff beendet die Landwirtin aus Cobbel (Landkreis Stendal) einen Fluchtversuch.

Der war von vornherein zwecklos, denn Sandstreifen zwischen den "Gehegen" verhindern das Entkommen der Tiere.

Gemeinsam mit ihrem Bruder Bodo Kalkofen, einem promovierten Physiker, hat sie sich der Schneckenzucht verschrieben. Die beiden wollen herausfinden, ob das eine Alternative zu ihrer bisherigen Haupteinnahmequelle, dem Spargelanbau, werden kann.

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Auf ihrem Hof in Cobbel stehen sogenannte Helix Pomatia und Helix Aspersa - gemeine und gefleckte Weinbergschnecken - im Mittelpunkt des Interesses.

Ziel des mit EU-Mitteln geförderten Modellprojektes sei die Entwicklung der Wertschöpfungskette für die vollständige Verwertung der ungewöhnlichen Zuchttiere. Sowohl das Fleisch als auch der Schleim und die Gehäuse sollen Verwendung finden.

Als wissenschaftliche Partner konnten die Altmärker namhafte Einrichtungen ins Boot holen.

Das Leibniz Institut für Polymerforschung Dresden beschäftigt sich mit der Verwertung des Schleims, etwa für die Kosmetikindustrie oder als Grundlage neuartigen Verbandsmaterials.

Verbraucher sind bereit, Neues zu probieren

Für den Premiumbereich sollen beispielsweise wurstartige Produkte und Fertiggerichte aus Schnecken entwickelt werden.
Für den Premiumbereich sollen beispielsweise wurstartige Produkte und Fertiggerichte aus Schnecken entwickelt werden.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Im Nachbarland Frankreich gelten Schnecken bekanntlich als Delikatesse. In Deutschland waren die Weichtiere einst als sogenanntes Armeleuteessen verbreitet, weiß die Züchterin.

Wie sie hofft auch Wolfram Schnäckel auf ein Aufleben der Tiere als Nahrungsmittel auf heimischen Tellern. Er leitet ein Forschungsteam für menschliche Ernährung an der Hochschule Anhalt Bernburg.

Die Verbraucher seien durchaus bereit, etwas Neues auszuprobieren, fasst der Professor erste Erfahrungen zusammen. Auf der Grünen Woche in Berlin seien von der Hochschule Anhalt entwickelte Produkte bereits gut angekommen.

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Egal, ob Ragout und Pastete aus Schneckenfleisch oder eingelegte Schneckenleber, die Probierteller seien schnell leer gefegt gewesen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) lobte die innovative Geschäftsidee. Zu einer Kostprobe hatte sich der Landesvater jedoch nicht überreden lassen.

Seine Begründung: "Wenn meine Frau das mitbekommt, darf ich ihr nie wieder ein Küsschen geben."

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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