Sorgenkind Wohnungsbau: Angespannte Lage in ostdeutscher Baubranche
Leipzig - Die ostdeutsche Baubranche blickt wegen der Krise im Wohnungsbau angespannt auf das Jahr 2024.
Die deutlich gestiegenen Bauzinsen und die noch immer hohen Baupreise hätten sowohl die Auftragseingänge als auch die Zahl der Baugenehmigungen schrumpfen lassen, sagte Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Ost.
"Das bedeutet für den Wohnungsbau nichts Gutes, da ist die Krise voll angekommen." In anderen Bereichen wie dem Tief- oder dem Wirtschaftsbau sei die Lage noch etwas besser.
Der Auftragseingang im Wohnungsbau sei im Osten Deutschlands in den ersten zehn Monaten um 27,6 Prozent zurückgegangen. Noch mehr Anlass zur Sorge gäben allerdings die Baugenehmigungen, die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 38 Prozent abnahmen.
"Das, was heute nicht genehmigt wird, wird in zwei Jahren nicht gebaut", sagte Momberg. Insofern seien die Baugenehmigungen ein düsterer Ausblick in die Zukunft.
Gedrückte Stimmung bei Baubetrieben im Osten
Über alle Sparten betrachtet, sei die Lage im ostdeutschen Bau "ambivalent", sagte Momberg. "Die Umsatzzahlen sind gar nicht so schlecht." Die Erlöse legten demnach in den ersten drei Quartalen um 4,5 Prozent zu. Allerdings berücksichtige dieser Wert noch nicht die aktuellen Preisentwicklungen, und auch die Auftragseingänge seien mit minus 4,3 Prozent rückläufig.
Die Hälfte der Bauunternehmen rechne laut einer Blitzumfrage des Wirtschafts- und Arbeitgeberverbandes für 2024 mit sinkenden Umsätzen.
Kurzarbeit sei bei etlichen Mitgliedsbetrieben inzwischen ein Thema, sagte Momberg. "Es gibt auch schon Verlautbarungen über erste Entlassungen." Knapp 60 Prozent der Unternehmen erwarteten, dass ihre Mitarbeiterzahlen stabil bleiben. Allerdings rechneten auch etwas mehr als 20 Prozent mit sinkender Beschäftigung. Ebenso viele Betriebe erwarteten ein Beschäftigungsplus.
Der Bauindustrieverband Ost vertritt die Interessen von 260 Bauunternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa