Rekordwert: Zahl der Firmenpleiten geht durch die Decke!

Halle - Die Zahl der Firmenpleiten ist nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) auf einen Rekordwert gestiegen.

Laut der IWH-Insolvenzforschung sei eine Schwächephase der deutschen Wirtschaft und die Corona-Pandemie ein Auslöser für die Pleiten. (Symbolbild)  © Hendrik Schmidt/dpa

Im dritten Quartal 2024 habe die Zahl der Insolvenzen so hoch gelegen wie in keinem anderen Quartal seit 2010.

Neben der aktuellen Schwächephase der deutschen Wirtschaft spielten auch Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie eine Rolle, sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller.

Damals sei die Zahl der Insolvenzen durch staatliche Stützungsprogramme künstlich niedrig gehalten worden. Viele der damals gestützten Unternehmen gerieten jetzt in Schwierigkeiten.

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Im dritten Quartal 2024 sei mit 3991 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften ein Höchstwert der vergangenen 14 Jahre verzeichnet worden. Zuletzt habe im zweiten Quartal 2010 mit 4071 Insolvenzen der Wert höher gelegen.

Damals habe noch die Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 nachgewirkt, heißt es in einer Mitteilung des IWH.

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Bundesregierung hatte Konjunkturprognose gesenkt

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) und die Bundesregierung setzen derzeit auf ihr Wachstumspaket, welchem Wirtschaftsinstitute skeptisch gegenüberstehen.  © Marco Rauch/dpa

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung die Konjunkturprognose gesenkt. Sie rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (55, Grüne) betonte dabei, dass die Wirtschaft wieder stärker wachse, wenn die Maßnahmen der Wachstumsinitiative entschlossen und von allen umgesetzt würden.

Die Bundesregierung setzt auf ihr Wachstumspaket mit Steuererleichterungen, Arbeitsanreizen und Strompreis-Vergünstigungen. Führende Wirtschaftsinstitute zeigten sich zuletzt jedoch skeptisch, ob das Paket überhaupt den nötigen Impuls bringen kann.

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Seit Juni vergangenen Jahres liegt die Zahl der monatlichen Insolvenzen zum Teil deutlich über dem jeweiligen Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019.

Ökonom und Politikberater: Keine schwere Rezession

Dennoch erlebe die Bundesrepublik derzeit keine schwere Rezession, sagte Lars Feld, Wirtschaftsprofessor und Berater von Finanzminister Christian Lindner (45, FDP), bei RTL/ntv. "An sich ist die Substanz der deutschen Wirtschaft immer noch sehr gut."

Unternehmen seien in unterschiedlichen Bereichen sehr innovativ unterwegs. Zudem sei die Finanzlage besser als in früheren Zeiten, als Deutschland der kranke Mann Europas gewesen sei. Im Vergleich zum dritten Quartal 2023 sei der Anstieg der Insolvenzen in den großen Bundesländern Bayern (+56 Prozent) und Baden-Württemberg (+42 Prozent) am stärksten gewesen.

Für seine Studie wertet das Institut die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus. Angesichts der Frühindikatoren rechnet das IWH in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Insolvenzzahlen.

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