Hängepartie vorbei: Insolvenz-Flughafen Hahn hat einen neuen Besitzer
Hahn/Trier - Der insolvente Hunsrück-Flughafen Hahn hat einen neuen Besitzer. Die Trierer Triwo AG des Präsidenten der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Peter Adrian (66), hat den einstigen US-Fliegerhorst gekauft.
Das teilte der Hahn-Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner am Dienstag mit. Der Immobilienentwickler Triwo, der bundesweit an 30 Standorten vertreten ist, habe den höchsten Kaufpreis geboten. Die Summe, deren Höhe geheim blieb, sei bereits auf ein Treuhandkonto überwiesen worden.
Mit der noch frischen Unterschrift auf dem Kaufvertrag geht eine lange Hängepartie zu Ende: Der Airport ging im Herbst 2021 in Insolvenz und sorgte danach immer wieder für Schlagzeilen - zunächst mit einem geplatzten Deal, dann mit Bietern, die die Gläubiger nicht wollten. Bis Adrian, der bereits vier Flugplätze im Portfolio hat und selbst Pilot ist, neu ins Rennen einstieg.
Wichtige Botschaften des Insolvenzverwalters am Tag eins des Neustarts: Alle rund 400 Beschäftigten am einzigen größeren Verkehrsflughafen in Rheinland-Pfalz werden vom Investor übernommen.
Und: Der Flugbetrieb wird fortgeführt. 30 Jahre ist es her, dass die US-Streitkräfte den Hahn zur zivilen Nutzung übergeben haben.
Die Beschäftigten atmeten auf: "Der Betriebsrat freut sich, dass die Hängepartie vorbei ist. Und der Betriebsrat freut sich, dass ein sehr solides Unternehmen das Rennen gemacht hat", sagte der Rechtsanwalt des Hahn-Betriebsrates, Georg Wohlleben, der dpa.
Triwo AG bot den höchsten Kaufpreis: Stillschweigen über genaue Summe
Die 1972 in Trier gegründete Triwo-Unternehmensgruppe will dem Hahn wieder Aufwind verschaffen: "Wir schätzen die Zukunftschancen des Flughafens Frankfurt-Hahn als gut ein", sagte Triwo-Chef Adrian. "Deshalb wollen wir gezielt in die Flughafeninfrastruktur investieren, weiteres Wachstum im Passagier- und Frachtverkehr erreichen und eine nachhaltige Immobilienentwicklung umsetzen."
Die Vorschusslorbeeren für den 66-Jährigen und sein Unternehmen sind groß. Die Gläubiger stimmten laut Insolvenzverwalter in allen Versammlungen jeweils einstimmig für den neuen Käufer. Plathner räumte ein, dass auch die anderen Bieter, die zuletzt dabei gewesen seien, den Flughafen "in eine gute Zukunft" geführt hätten. "Letztendlich war die Höhe des Kaufpreises entscheidend."
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (50, FDP) sagte, Adrian genieße "hohes Ansehen in Wirtschaft und Politik". Mit der Triwo als Käufer seien "die besten Voraussetzungen" geschaffen, um den Hahn in eine gute Zukunft zu führen.
Das ist dringend notwendig, hat doch der Airport, an dem Nachtflug erlaubt ist, seit 2016 viele Tiefs erlebt. Rheinland-Pfalz verkaufte seine einstigen 82,5 Prozent am Flughafen 2017 für rund 15 Millionen Euro an den chinesischen Mischkonzern HNA.
Dieser geriet später aber in finanzielle Schieflage. Das Land Hessen hält noch 17,5 Prozent an dem Airport.
Große Vorschusslorbeeren für Peter Adrian und die Triwo AG
Nach der Insolvenz von HNA wurde der Hahn Ende Juni 2022 mehrheitlich an die Investorengruppe Swift Conjoy GmbH in Frankfurt verkauft. Diese bezahlte aber den Kaufpreis nicht - sodass der Deal platzte.
Nach dem Ausfall von Swift Conjoy rückten dann die Bieter mit den zweit- und dritthöchsten Angeboten in den Fokus: die Nürburgring-Besitzgesellschaft NR Holding um den russischen Unternehmer Viktor Charitonin (50) und die Mainzer Immobiliengruppe Richter.
Beide unterzeichneten einen Kaufvertrag und überwiesen die Kaufsumme auf ein Treuhandkonto - bekamen aber kein grünes Licht der Gläubiger und keine Lizenz für den Flugbetrieb. Im Februar dann startete Plathner überraschend den Investorenprozess.
Die Triwo AG ist an bundesweit rund 30 Standorten präsent - mit großen Industrie- und Gewerbeparks, die die Gruppe entwickelt und an Firmen vermietet.
Zur Gruppe mit mehr als 200 Mitarbeitern gehören auch vier Flugplätze in Egelsbach (Hessen), in Oberpfaffenhofen (Bayern), Zweibrücken (Pfalz) und Mendig (Kreis Mayen-Koblenz) sowie herstellerunabhängige Autotestzentren.
Titelfoto: dpa/Kay Nietfeld