Ex-Wirecard-Chefbuchhalter entschuldigt sich: "Es war für mich unvorstellbar"
München/Berlin - Der frühere Chefbuchhalter von Wirecard hat sich für den Betrugsskandal mit mutmaßlichem Milliardenschaden bei dem ehemaligen Dax-Konzern entschuldigt.
Es tue ihm leid, dass der Fall mit den Mechanismen innerhalb des Unternehmens nicht aufgeflogen sei, sagte der 46-Jährige am Donnerstag im Untersuchungsausschuss des Bundestags.
"Es war für mich unvorstellbar, dass so was passieren konnte."
Er habe eigentlich gedacht, Wirecard sei in Sachen Compliance, interne Revision und beim Aufsichtsrat gut aufgestellt, sagte der Chefbuchhalter. Er selbst habe keine Kenntnis von betrügerischen Machenschaften bei Wirecard gehabt, betonte er.
Der Chefbuchhalter berichtete, die Zahlen im Drittpartnergeschäft im Ausland, wo der Betrug abgelaufen sein soll, seien ihm nicht merkwürdig vorgekommen.
Es habe zwar immer wieder organisatorische Schwierigkeiten gegeben, alle nötigen Informationen für Wirtschaftsprüfungen zusammenzubekommen, Drittpartner und Treuhänder hätten die Salden aber unabhängig voneinander bestätigt.
1,9 Milliarden Euro spurlos verschwunden
Auf den Treuhandkonten sollten rund 1,9 Milliarden Euro liegen, angeblich Gewinne von Wirecard aus Geschäften in Asien.
Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gab es dieses Geld aber wahrscheinlich nie.
Nach Aufdeckung dieses Bilanzlochs hatte Wirecard im vergangenen Sommer Insolvenz angemeldet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall derzeit auch gegen den Chefbuchhalter.
Sie wirft mehreren Ex-Managern des Finanzunternehmens unter anderem gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa