Blei in Schuhen, Giftstoffe in Baby-Kleidern: So gefährlich sind Produkte von SHEIN wirklich
Berlin - Man lockt seine Kunden mit den billigsten Preisen, lustigen Gewinnspielen und überzeugenden Rabatt-Aktionen: Direktversender SHEIN hat sich in den vergangenen Jahren als Ultra-fast-Fashion-Unternehmen auf der ganzen Welt einen Namen gemacht. Dass eine Bestellung beim Online-Händler nicht nur moralisch verwerflich ist, sondern auch für unsere Gesundheit gefährlich werden kann, zeigt jetzt eine Untersuchung von Ökotest.
Wer auf TikTok, Instagram und Co. unterwegs ist, hat sie wahrscheinlich mindestens einmal schon angesehen: Die millionenfach geklickten Hauls der User, die Dutzende Teile für einen Spottpreis bei SHEIN ergattern konnten. Egal, welcher Trend - beim chinesischen Händler bekommt man im Grunde alles, was das Mode-Herz begehrt, und man muss dafür nicht sehr tief in die Tasche greifen.
Ökotest hat sich die Qualität der Klamotten und Accessoires einmal näher angeschaut. Bei der Untersuchung wurden 21 Kleidungsstücke für verschiedene Altersgruppen bestellt, darunter für Damen, Männer, Teenager und Babys. Zudem nahm das Team auch Schuhpaare unter die Lupe.
Man wollte herausfinden, ob sich in den Modeartikeln gesundheitsschädliche Schadstoffe befinden und wie viel Beanspruchung die Teile vertragen. Und die Ergebnisse waren ernüchternd: Die meisten Produkte fielen beim Test durch und erreichten maximal die Note "ausreichend".
Alle anderen SHEIN-Artikel wurden mit der Note "mangelhaft" und "ungenügend" bewertet.
Die Gründe? Erschreckend!
SHEIN-Artikel: Nervengift in Sandalen!
Bei acht der 21 bestellten Teile wurden Rückstände giftiger Chemikalien oberhalb der Abwertungsgrenzen festgestellt.
Und das sogar bei Kleidung für die Allerkleinsten: Bei einem Baby-Kleid für Mädchen mit Einhorn-Muster entdeckte man im Labortest toxisches Antimon, welches in die simulierte Schweißlösung überging. Das Halbmetall kann über den Schweiß aufgenommen werden und wirkt hochgiftig, wenn es ins Blut gelangt.
Bedenkliche Stoffe wurden auch in einem Teenageranzug gefunden. Das Labor wies in dem bunt schillernden Artikel Dimethylformamid nach, was in der EU als wahrscheinlich fruchtbarkeitsschädigend eingestuft ist.
Besonders schockierend waren allerdings die Ergebnisse im Schuh-Test: Die untersuchten SHEIN-Sandalen strotzen demnach nur so vor Chemikalien. Die Leo-Treter enthielten Blei und Cadmium. Während Blei als Nervengift gilt und die Sexualfunktion und Fruchtbarkeit bei Menschen beeinträchtigen kann, sorgt Cadmium in hohen Dosen für Nieren- und Knochenschäden.
In den Sandalen wurde in Labortests zudem Phthalate gefunden, die den REACH-Grenzwert um das 15-fache überstiegen. Im Material steckte zudem Dimethylzinnchlorid. Man vermutet, dass beide Stoffe unter anderem sogar das ungeborene Kind im Mutterleib schädigen können.
Und als wäre das nicht schon genug, enthielten die SHEIN-Schuhe auch das krebsverdächtige Naphthalin.
Schlechte Ergebnisse bei Materialtest
Neben der gefährlichen Chemie-Keule hielt die Schuhbekleidung eine weitere böse Überraschung bereit. Beim Materialtest brach bei den Damen-Sandalen bereits nach 14.000 simulierten Schritten die Sohle. Wer also täglich auf seine 10.000 Schritte kommt, darf sich relativ schnell von den SHEIN-Schuhen verabschieden.
Die getesteten Kleidungsstücke fielen auch in den Waschtests durch - entweder sie liefen übertrieben stark ein oder verloren nach wenigen Waschgängen schon Teile.
Wer in Zukunft nach Schnäppchen bei SHEIN sucht, sollte also lieber zweimal nachdenken, ob er für den "giftigen Schrott", wie es Ökotest in seinem Bericht treffend formuliert hat, tatsächlich Geld ausgeben und ein mehr als fragwürdiges Unternehmen unterstützen möchte.
Titelfoto: Bildmontage/Monika Skolimowska/dpa, 123rf/moxumbic