Heiße Spur nach 30 Jahren: Polizei sucht nach Leiche

Am 30. April 1987 wurde die damals 19-Jährige das letzte Mal gesehen bevor sie spurlos verschwand.
Am 30. April 1987 wurde die damals 19-Jährige das letzte Mal gesehen bevor sie spurlos verschwand.  © Polizei

Mühlhausen - Über 30 Jahre ist es her, dass die damals 19 Jahre alte Anke Beck spurlos verschwindet. Nun verfolgt die Polizei eine heiße Spur und gräbt nach der Leiche.

Es ist der 30. April 1987 als Anke Beck (19) spurlos verschwindet. An diesem Tag feierte die zukünftige Studentin mit ihren Kollegen im VEB Kraftfahrzeugewerk Gotha. Sie absolvierte dort ihr praktisches Jahr und wollte dann in Dresden Maschinenbau studieren.

Am späten Abend verließ die junge Frau die Feier und fährt gegen 23.30 Uhr vom Bahnhof Gotha-Ost in Richtung Mühlhausen. Dort kommt sie aber nie an.

Vermutlich sei sie im Zug eingeschlafen und mit dem Zug wieder zurück gefahren, heißt es damals aus Ermittlerkreisen der Morduntersuchungskommission (MUK) der Volkspolizei. Gegen 1.25 Uhr sei die Bahn wieder in Gotha angekommen und auf Gleis 1 abgestellt worden. Augenzeugen berichten damals, dass sie Anke Beck noch in der Wartehalle des Bahnhofs gesehen hätten. Offiziell bestätigt wird das aber nie.

Ermittler von BKA und LKA untersuchen den möglichen Fundort in einem Waldstück bei Volkenroda.
Ermittler von BKA und LKA untersuchen den möglichen Fundort in einem Waldstück bei Volkenroda.  © Marcus Scheidel

Danach verliert sich die Spur zu der Vermissten. Im November 1988 stellen die Ermittler der MUK die Ermittlungen vorläufig ein. Nun jedoch wurde der Fall wieder aufgerollt.

Die heiße Spur kommt 30 Jahre später von einer Pilzsammlerin. Die Frau habe Grabspuren in einem Waldstück unweit von Volkenroda (Unstrut-Hainich-Kreis) gefunden. Nach einem erneuten Zeugenaufruf der Polizei zu diversen anderen längst vergangenen Fällen meldete sich die Frau bei den Beamten.

Ein eingesetzter Spezialhund, der Leichen auch noch nach Jahrhunderten wittern kann, schlug in dem Waldstück zweimal an. Seit Montag graben dort Experten von Bundes- und Landeskriminalamt nach den mutmaßlichen Überresten.

Die Grabungen geschehen in akribischer Kleinstarbeit. Trotzdem arbeite man noch mit dem "groben" Gerät, erklärt einer der Kriminalbeamten vor Ort. Erst wenn man tatsächlich auf Leichenüberreste stoße, werde man mit den feinen Arbeitsmitteln wie Pinseln anrücken. Außerdem werde dann der Auffindeort wie ein normaler Tatort behandelt und die Gerichtsmedizin müssten anrücken.

Am Nachmittag rückte das THW an um die Ermittler bei der Arbeit zu unterstützen.
Am Nachmittag rückte das THW an um die Ermittler bei der Arbeit zu unterstützen.  © Marcus Scheidel

Gleichzeitig prüfen die Ermittler der Arbeitsgruppe "Gleis 1", benannt nach dem letzten bekannten Aufenthaltsort von Anke Beck, andere ähnliche Vermisstenfälle aus der Region. So ist 1981 die damals 21-jährige Maria H, spurlos in Mühlhausen verschwunden. 1983 verschwand Jutta C. (22) spurlos in Leinefelde.

Ein Ermittler erklärte, dass es schon sehr eindeutige Verbindungen in den Fällen gebe. Der kurze Tatzeitraum von sechs Jahren und die örtliche Nähe sprechen für einen Zusammenhang.

Derzeit ist noch unklar, wann die Ermittler am vermeintlichen Fundort fündig werden. Die gesamte Woche werde gegraben. Am Dienstagnachmittag rückte das Technische Hilfswerk mit einem Radlader an.

Die Ermittler (v.l.) Dorothee Kränzel, Bernd Isserstedt, Jürgen Werner und Rainer Köhler bilden die Arbeitsgruppe "Gleis 1".
Die Ermittler (v.l.) Dorothee Kränzel, Bernd Isserstedt, Jürgen Werner und Rainer Köhler bilden die Arbeitsgruppe "Gleis 1".  © Marcus Scheidel
Akribisch gingen die Tatortermittler an der Fundstelle vor. Damit war nach nicht mal 48 Stunden Schluss.
Akribisch gingen die Tatortermittler an der Fundstelle vor. Damit war nach nicht mal 48 Stunden Schluss.  © Tom Wunderlich