Bielefeld – Die Universität sorgt erneut mit einem Workshop für Furore: Ein provokanter Kurs soll Frauen das Pinkeln im Stehen erklären.

Nach einem vermeintlichen Masturbations-Workshop veranstaltet die Universität Bielefeld erneut einen Kurs, der für einige erregte Gemüter sorgt.

Eine Studentengruppe hat nun mit der Veranstaltung "Toilet Talks & Practice: Pissen gegen das Patriarchat" ein provokatives Thema angesprochen, berichtete die Neue Westfälische.

Während des Workshops zeigte eine Referentin Techniken, die es Frauen ermöglicht Pissoirs nutzen zu können. Die Gruppe forschte zu allen möglichen menschlichen Bedürfnissen. Zum Schlaf, zum Essen, zur Sexualität.

Die Referentin beschäftigte sich in ihrer Massenarbeit mit dem Thema Urinieren: "Im Laufe meines Lebens fiel auf, dass es als Mensch mit Vulva nicht so einfach ist, dem Bedürfnis nachzugehen", erklärte sie.

Ausschlaggebend dafür war die Toiletten-Situation der Frau auf Festivals, Demonstrationen oder in Stadtparks. In dem Bereich sah die Referentin ein großes Problem für das weibliche Geschlecht, denn "Die Stadt ist von Männern für Männer geplant."

Ein weiteres Argument für ihre These sieht die Workshop-Leiterin in der kostenpflichtigen Benutzung von Sitztoiletten, während die öffentlichen Urinale meist kostenlos sind.

"Die Art und Weise, wie wir urinieren, ist antrainiert", argumentiert die Referentin. "Ich stelle mich nicht wie selbstverständlich an einen Baum und pinkele los". Sie identifiziert das Wildurinieren als offensichtliche "Zelebration der Männlichkeit". Denn Pinkeln im Stehen, das könnten Frauen auch.

Und viele Frauen hätten das auch schon getan: Bei der Aussicht dreckige und öffentliche Toiletten benutzen zu müssen, werden viele Damen erfinderisch und pinkeln lieber im Stehen. Die Leiterin geht noch weiter: "Ich kann genau so gut Urinale nutzen und mache das auch."

Deshalb fand auch ein Praxisteil statt: Fingertechniken wurden vorgestellt und Urinellas, trichterartige Urinierhilfen, im Gebrauch erklärt. Mit dem nötigen Wissen und der Handhabung sollen Frauen in Zukunft auch Pissoirs nutzen können.

Das Thema der Veranstaltung und auch der Titel machen neugierig, online gab es vermehrt kritische Äußerungen. "Ich kann verstehen, dass Leute nachfragen", erläuterte die Referentin. Größtenteils Männer hätten unangemessen reagiert und sich "in ihrer Männlichkeit bedroht gefühlt".

Ort und Zeit des Workshops wurden geheimgehalten.