Containerriese blockiert wichtigen Kanal: Frachter in Hamburg gefürchtet
Kairo/Hamburg - Dieser Riesenpott macht nur Probleme: Die "Ever Given" blockiert den Suezkanal in Ägypten. Das ist eine der wichtigsten Welthandelsrouten.
Der Frachter der Reederei Evergreen Marine Corp (Taiwan) sei laut Behörden am Dienstag auf Grund gelaufen, weil der Kapitän schlechte Sicht wegen eines Sandsturms hatte.
Die Folge: Die "Ever Given" stellte sich quer!
Der Vorfall hatte zu einer Blockade der wichtigen Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa geführt.
Sowohl nördlich als auch südlich des Kanals bildeten sich Staus von Containerschiffen. Dem Versicherungskonzern Allianz wurden von Reedereien mehr als 100 wartende Schiffe im Kanal gemeldet.
Acht Schlepperboote sind nach Angaben der Suezkanal-Behörde im Einsatz, um den Frachter zu befreien. Wind und die Größe des Schiffs erschweren ihre Arbeit laut Seefahrts- und Logistikunternehmen GAC jedoch.
Am Mittwochnachmittag sei es aber gelungen, den Frachter zu bewegen. Wartende Schiffe sollen wieder fahren dürfen, sobald er in eine andere Position gebracht wird, teilte GAC unter Berufung auf die ägyptische Suezkanal-Behörde mit.
Suezkanal ist eine Schlagader des Welthandels
Die "Ever Given" ist 400 Meter lang und knapp 59 Meter breit. Das 2018 gebaute Schiff fährt unter der Flagge Panamas, es sei aus China gekommen und auf dem Weg nach Rotterdam in den Niederlanden. Nach Expertenangaben gehört der Frachter zu den größten Containerschiffen der Welt.
Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer. Nach Angaben der Allianz laufen rund zehn Prozent des Welthandels durch diesen Kanal.
Um den Suezkanal führen in der Schifffahrt nicht viele Wege herum. Den Seeweg von Europa nach Indien verkürzt er etwa um etwa 7000 Kilometer. Das ist wichtig im eng getakteten Welthandel.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hofft auf ein möglichst schnelles Ende der Blockade.
"Je länger die Sperrung andauert und je länger die Ungewissheit andauert, desto drastischer werden die Auswirkungen dieser Sperrung sein", sagte Verbandssprecher Christian Denso der Deutschen Presse-Agentur.
"Ever Given" zerdrückte eine Fähre im Hamburger Hafen
Das Hauptproblem sei, dass niemand wisse, ob sich der Umweg um das Kap der Guten Hoffnung lohne. Schiffen drohen teure und langwierige Umwege, warnte die Allianz.
Je länger der Stau dauere, "desto ruhiger wird es im Hamburger Hafen werden", sagte Denso. Danach kämen die Schiffe dann jedoch geballt.
Die "Ever Given" ist in Hamburg keine Unbekannte. Im Februar 2019 kollidierte der Containerriese am Anleger Anleger Blankenese mit einer dort festgemachten Fähre.
Der damals 27 Jahre alte Schiffsführer der Fähre leicht verletzt, zwei weitere Besatzungsmitglieder konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Außerdem entstand ein Sachschaden in Höhe von rund einer Million Euro.
Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen den Kapitän der "Ever Given" auf.
Es stand die Frage im Raum, ob der Frachter überhaupt ablegen durfte angesichts des starken Windes auf der Elbe.
Ölpreise steigen wegen des Unfalls
Der Bundesverband der Deutschen Industrie warnte vor steigenden Kosten für Unternehmen, die auf Seetransporte angewiesen sind.
Lieferketten gerieten unter anderem wegen der unpünktlichen Schiffe ins Stocken, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
Die Lage im internationalen Container-Seeverkehr sei ohnehin angespannt, die Blockade verschärfe sie nun noch einmal.
Im Jahr 2020 durchfuhren nach Angaben der Suezkanal-Behörde fast 19.000 Schiffe den Kanal, im Schnitt gut 50 am Tag.
Von einem "kritischen Engpass" sprach die US-Energiebehörde in der Vergangenheit auch für den Handel mit Öl, Gas und Erdölprodukten.
Das machte sich am Mittwoch auch bei den Ölpreisen bemerkbar - sie legten kräftig zu.
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