Bus stürzt auf Bahngleise: Mindestens 21 Tote in Venedig - darunter ein Deutscher!
Venedig (Italien) - Bei einem schweren Busunglück in Venedigs Stadtbezirk Mestre sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Damit soll geklärt werden, warum der Bus am Dienstagabend bei der Fahrt aus der Lagunenstadt zurück aufs Festland von einer Brücke etwa 15 Meter in die Tiefe stürzte.
Spekuliert wird, dass der Fahrer wegen eines plötzlichen Schwächeanfalls die Kontrolle über den Bus verloren haben könnte. Auch andere Möglichkeiten werden nicht ausgeschlossen.
Von den Todesopfern konnten zunächst nur neun identifiziert werden. Darunter ist nach Angaben der italienischen Behörden auch eine Urlauberin oder ein Urlauber aus Deutschland. Auch mindestens einer der 15 Verletzten soll die deutsche Staatsangehörigkeit haben. Aus dem Auswärtigen Amt gab es dafür bis zum Vormittag keine Bestätigung. Mindestens vier der Todesopfer kommen aus der Ukraine.
Der hybrid-betriebene Bus war gegen 19.45 Uhr von der Brücke auf eine darunter verlaufenden Bahnstrecke gestürzt und hatte dann sofort Feuer gefangen. Nach ersten Angaben wurden auf der Straße keine Bremsspuren entdeckt, was als Hinweis auf einen Schwächeanfall des Fahrers gedeutet wurde. Auch der Zustand der etwa 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden.
Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben. Der Bahnverkehr musste stundenlang unterbrochen werden.
Bundesregierung erklärt: "Botschaft in Rom ist eingeschaltet"
Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera. An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten.
Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung. "Wir sollten den nächsten Bus nehmen. Aber der kam nicht. Und dann haben wir es gehört", erzählten junge deutsche Touristen, die ebenfalls auf dem Campingplatz waren, im Fernsehen. "Es ist eine Tragödie."
Viele Venedig-Touristen kommen nur für wenige Stunden in die Lagunenstadt und kehren dann aufs Festland zurück - mit dem Auto, mit dem Bus oder mit der Bahn. Dort sind die Preise niedriger.
Im Jahr zählt Venedig - eines der bekanntesten Urlaubsziele der Welt - mehr als fünf Millionen Besucher. In der Hochsaison sind häufig mehr als 100.000 Fremde gleichzeitig in der Stadt. Vom nächsten Jahr an will die Stadt von Kurzbesuchern, die nicht über Nacht bleiben, an bestimmten Tagen fünf Euro Eintritt verlangen.
Von der Bundesregierung gab es für deutsche Opfer am Dienstagabend zunächst keine Bestätigung. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte lediglich mit: "Unsere Botschaft in Rom ist eingeschaltet und steht in Kontakt mit den italienischen Behörden, um zu klären, inwieweit deutsche Staatsangehörige betroffen sind."
Aus vielen Ländern kamen Solidaritätsbekundungen. Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne) schrieb auf Englisch auf der Online-Plattform X (vormals Twitter): "Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden."
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (46) zeigte sich ebenfalls bestürzt. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro (62), sprach von einer "schrecklichen Tragödie" und hinterfragt die Entstehung. "Wir verstehen nicht, wie das passieren konnte." Brugnaro empfindet den Unfall als "eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte."
In der Region sollen die Flaggen am heutigen Mittwoch vor allen staatlichen Gebäuden auf halbmast wehen.
Erstmeldung vom 3. Oktober, 21.58 Uhr. Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober, 9.53 Uhr.
Titelfoto: Slow Press/Livemedia/Lapress/LaPresse via ZUMA Press/dpa