Zahlen geschönt? Meinungsinstitut "Insa" wird AfD-Neigung vorgeworfen
Berlin/Thüringen - Mittwochnacht wurde es bei "Maischberger" in der ARD ab und zu hektisch. Einige Thesen landeten daraufhin im Faktencheck der Sendung mit überraschenden Ergebnissen.
Es diskutierten Katarina Barley (49, SPD, Bundesfamilienministerin), statt Kevin Kühnert (der Grippe-bedingt ausfiel) Annika Klose (25, SPD, Juso-Vorsitzende, #NoGroKo-Rednerin), Monika Grütters (56, CDU), Wolfgang Kubicki (65, Partei-Vize FDP), Birgit Kelle (43, CDU, Publizistin) und Dauer-Nörgler Hans-Ulrich Jörges (66, Journalist) im Maischberger-Rondell (TAG24 berichtete).
Dem "Stern"-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges stieß das starke AfD-Ergebnis der aktuellen Umfrage vom 20.2.2018 des Meinungsinstituts "Insa" auf, der zufolge die Partei mit 16 Prozent sogar vor der SPD rangiert.
Diese Zahlen seien mit deutlicher Skepsis zu betrachten. Das Institut Insa nämlich, so meint Jörges, weise eine Neigung zur AfD auf:
"Das sitzt nämlich in Thüringen und ist AfD-geneigt, seit langer Zeit"
Sandra Maischberger (51) fragte: "Im Osten macht sie (die AfD, Anm. d. Red.) sich dran, die stärkste Partei zu werden. Jetzt sind Sie seit so vielen Jahrzehnten politischer Beobachter – hat Sie das dann doch überrascht?"
Jörges antwortet daraufhin: "Bei diesem Institut nicht. Das sitzt nämlich in Thüringen und ist AfD-geneigt, seit langer Zeit.
Nicht alle Institute sehen dieses Ergebnis so. Da liegt die SPD noch deutlich vor der AfD. Ich zweifle etwas an dem Ergebnis, aber das sei jetzt dahingestellt. Die SPD ist jedenfalls sehr schwach und diese Umfrage hat, glaube ich, eine fürchterliche Wirkung in den Reihen der Mitglieder der SPD. Ich glaube jetzt, dass die aus meiner Sicht zu befürchtende Mehrheit für die Fortsetzung der Großen Koalition deshalb noch ausgeprägter wird, als sie sonst schon gewesen wäre."
Auf der Faktencheck-Homepage heißt es dazu:
"Das Meinungsforschungsinstitut Insa-Consulere mit Sitz in Erfurt ist eigenen Angaben zufolge ein unabhängiges Familienunternehmen, gegründet im November 2009. Im sogenannten Insa-Meinungstrend erhebt das Institut wöchentlich die Sonntagsfrage. Die Erhebung vom 20.2.2018 sah die AfD mit 16 Prozent erstmals als zweitstärkste Kraft noch vor der SPD (15,5 Prozent).
Es war auch der Insa-Meinungstrend, der der AfD im November 2015 erstmals ein zweistelliges Umfrageergebnis attestierte. Das allein legt natürlich noch keine politische Neigung des Instituts zur AfD nahe, schließlich folgten damals bald auch andere Demoskopen seiner Einschätzung."
"Doch bereits im September 2014 hatte die Insa (Institut für neue soziale Antworten) für Aufsehen gesorgt, als sie die Thüringer AfD-Landtagsfraktion ihre konstituierende Sitzung in den Institutsräumen abhalten ließ. Insbesondere Geschäftsführer Hermann Binkert, der erst 2014 aus der CDU ausgetreten war und die AfD in einem Artikel für die "Huffington Post" (25.3.2014) als einen "neuen demokratischen Aufbruch" würdigte, rückte in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Auch schloss er, kurz nach dem Einzug der AfD in den Thüringer Landtag, einen Beratervertrag mit der Partei. (Spiegel Online, 22.12.2015)"
Insa kann vorweisen, dass das Institut mit seinen bisher veröffentlichten Umfragewerten z. B. im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 von allen Meinungsforschungsinstituten am nächsten am späteren Endergebnis war.
Weiter heißt es: "Mit einer Gesamtabweichung von nur 7,3 Punkten lag Insa sogar vor den Umfragen der großen Sendeanstalten, wie der Forschungsgruppe Wahlen (beauftragt vom ZDF) und Infratest dimap (ARD), die beide eine Gesamtabweichung von 7,9 Punkten verzeichneten.
Dahinter rangierten Emnid (8,5), Forsa (9,5), Allensbach (10,5) und GMS (10,9). Der in Deutschland gebräuchliche Standard für Repräsentativumfragen sieht eine Untergrenze von 1000 Befragten vor.
In der Praxis gelingt es jedoch nicht immer, so viele Menschen per Telefon, Hausbesuch oder Onlineselbstanmeldungsverfahren zu erreichen, überdies im repräsentativen Verhältnis hinsichtlich Alter, Bildungsstand, Beruf und Wohnort – ein grundlegendes Problem solcher Erhebungen. (Die Welt, 23.9.2017)"