Meine Meinung: "Zufußgehende" statt Fußgänger?! Verschont mich bitte mit diesem Gender-Sprech!

Stuttgart - Politik kann oftmals verdammt trocken sein. Und so manche Formulierung klingt gewöhnungsbedürftig. Wer schon mal in einer Parlamentssitzung saß, der weiß das. Wie sich die Grünen nun aber in einem Antrag an der deutschen Sprache vergehen, das geht auf keine Kuhhaut!

Die Grünen mögen wohl Fußgänger nicht mehr besonders. In einem Antrag war jetzt konsequent von "Zufußgehenden" die Rede. (Symbolbild)
Die Grünen mögen wohl Fußgänger nicht mehr besonders. In einem Antrag war jetzt konsequent von "Zufußgehenden" die Rede. (Symbolbild)  © DPA

Das Ganze ist in Stuttgart passiert. Genauer: Im Stuttgarter Gemeinderat. Die Fraktion der Grünen hat den Antrag Nummer 48/2019 eingebracht. Eigentlich unscheinbar. Wäre da nicht der Titel.

"Schwabtunnel für Zufußgehende und Radfahrende aufwerten" heißt er. Das lässt nichts Gutes ahnen. Und dreht mir beim Anblick des Wortes "Zufußgehende" schon den Magen um. Von den "Radfahrenden" ganz zu schweigen. Die Wörter "Fußgänger" und "Radfahrer" wären wohl zu hardcore-männlich gewesen.

In dem Antrag heißt es dann: "Der Schwabtunnel ist nicht nur für Autofahrende, sondern auch für Radfahrende und Zufußgehende eine gute Verbindung zwischen West und Süd." Jetzt geht's los! Jetzt lassen sie uns nicht mal mehr die "Autofahrer". Stattdessen werden die einfach zu "Autofahrenden" verschlimmbessert.

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Mit dem Verhunzen der Sprache sind die Stuttgarter Grünen aber nicht allein. In Hannover etwa sollen künftig "geschlechtsumfassende Formulierungen verwendet werden", wie die Stadt auf ihrer Homepage schreibt. Dazu gibt's einen Flyer mit dem Namen "Für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache".

Stehen im Stau künftig keine Autofahrer mehr, sondern nur noch die "Autofahrenden"?
Stehen im Stau künftig keine Autofahrer mehr, sondern nur noch die "Autofahrenden"?  © DPA

Und wer den "Autofahrenden" schon für Quatsch hält, der findet darin etwa die "Redeliste" (statt Rednerliste) oder "die Mitarbeitenden" (statt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter).

Der Ansprechpartner wird ersetzt mit "Auskunft gibt" und es gibt demnach auch keine 20 Teilnehmer mehr sondern heißt in Zukunft genderkorrekt "teilgenommen haben 20 Personen".

Auch die bayerische Stadt Augsburg beteiligt sich am Gender-Sprech. Die städtischen Mitarbeiter sollen dort geschlechtsneutral informieren. Also etwa "ärztliche Hilfe" statt "Hilfe eines Arztes".

Versteht mich bitte nicht falsch: Ich finde Gleichberechtigung toll. Wer auch nicht? Ich finde allerdings auch die deutsche Sprache toll. Und ja, die verändert sich im Laufe der Zeit. Aber: Gender-Sprech ist ja keine natürliche Veränderung. Das ist eine Vergewaltigung der Sprache.

Deutsch ist nämlich super. Sehr präzise. Mann weiß etwa sofort, ob Männlein oder Weiblein am Steuer eines Fahrzeugs saßen, wenn vom Fahrer oder der Fahrerin die Rede ist. Oder ob die jugendliche Tochter einen Freund oder eine Freundin mit nach Hause bringt.

Stattdessen kommt in Zukunft dann womöglich... ja, was eigentlich? Der "Fahrende"? Der "befreundete Mensch"? Mich beschleicht das Gefühl, auf solche sprachlichen Ungetüme kommt nur, wer sonst keine Probleme mehr hat.

Wie so oft gilt für mich auch im Fall der Sprach-Verschlimmbesserung: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Und hier war es offensichtlich sehr, sehr gut gemeint. Denn das Ergebnis ist Bockmist.

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