Vom Luxus-Leben in den Knast: Der tiefe Fall des Rotlicht-Königs
Stuttgart - Wegen mutmaßlicher Förderung von schwerem Menschenhandel, Ausbeutung von Prostituierten, Zuhälterei und Betrug steht Jürgen Rudloff, Chef einer Bordellkette, von Freitag 9 Uhr an vor dem Landgericht Stuttgart.
Der 64 Jahre alte Geschäftsführer des "Paradise"-Clubs sitzt seit September in Untersuchungshaft. Mit dem Bordellkönig sind drei seiner Mitarbeiter angeklagt. Jürgen Rudloff hatte das "Paradise" 2007 zusammen mit Investoren gebaut. Unter diesen Investoren soll laut Stuttgarter Nachrichten aus Willi Weber, der Ex-Manager von Michael Schumacher gewesen sein. Die Investitionen erwiesen sich aber schnell als wertlos. Auch deshalb steht Rudloff jetzt vor Gericht.
Der Bordellkönig war bis zu seiner Verhaftung eine schillernde Persönlichkeit in Stuttgart. Man traf ihn auf nahezu jedem gesellschaftlichen Ereignis, kaum eine Party stieg ohne ihn. Und er war gerngesehener Gast in diversen Talkshows. So war er noch wenige Monate vor der Razzia in seinem Bordell bei Günther Jauch und sprach über das Thema, ob Prostitution in Deutschland verboten werden soll.
Er hatte ein Image als der saubere Zuhälter, bei dem es keine Zwangsprostitution gibt. Mit dem Leben im Luxus und Rampenlicht ist es aber längst vorbei. Seit September 2017 sitzt er in U-Haft.
Nach Angaben des Gerichts gibt es 175 Ermittlungsordner, die Anklage ist 145 Seiten stark. Es sind Termine bis März 2019 eingeplant.
Die Anklage geht zurück auf eine Razzia im Rockermilieu Ende 2014 unter Federführung des Landeskriminalamts. Nach der Razzia stellte sich heraus, dass im "Paradise" Frauen zur Prostitution gezwungen worden sein sollen. Die Frauen seien für die Rocker der "United Tribuns" anschaffen gegangen und das keineswegs freiwillig. Sie hätten auch bei Krankheit und Schmerzen arbeiten müssen, so die Anklage.
Rudolf behauptet, davon nichts gewusst zu haben, da in seinem Bordell nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hätte. Allerdings gilt das als unwahrscheinlich, da er sogar Trauzeuge des Tribune-Chefs war.
Elf Personen, die zur Tatzeit den Gruppen United Tribuns oder Hells Angels zuzuordnen waren, wurden im sogenannten "Lover Boy Prozess" bereits angeklagt und zu Haftstrafen zwischen einem und sechs Jahren verurteilt. Der Betreiber der Großbordelle hatte sich laut Staatsanwaltschaft zunächst ins Ausland abgesetzt, kehrte aber nach Stuttgart zurück.
Menschenhandel kann laut Staatsanwaltschaft mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden. Die Anklage lautet auf Beihilfe in acht Fällen.