Ärger hört nicht auf: Städtebahn hat Insolvenz angemeldet
Dresden - Nach ihrer plötzlichen Betriebseinstellung am Donnerstag hat die Städtebahn Sachsen Insolvenzantrag gestellt - und zwar schon am Freitag, so Geschäftsführer Torsten Sewerin.
Die Entwicklungen seien auch für ihn ein Schock, er bedaure die Härten für die Fahrgäste. Er sieht die Städtebahn als "Bauernopfer".
"Wir wären sehr gerne bis zum Ablauf unseres Verkehrsvertrages im Dezember 2024 weiter auf 'unseren' Strecken gefahren", so Sewerin. Doch der Leasinggeber Alpha Trains habe ihnen fristlos die 15 Triebwagen gekündigt - wegen Querelen über Schäden an den Zügen (TAG24 berichtete). Ein Weiterbetrieb wäre rechtlich nicht möglich gewesen, da sie die Triebwagen sofort hätten abstellen müssen. "Es gibt in Deutschland keinen 'Markt' für gebrauchte Dieseltriebwagen, so dass wir auch keinen Ersatz beschaffen konnten", so Sewerin.
Die Städtebahn sei von Alpha Trains, Bahn und VVO ausgebootet worden - es gebe für die Strecken andere Interessen, unter anderem eine geplante Taktverdichtung, die der Vertrag der Städtebahn nicht hergegebe, behauptet der Städtebahn-Chef.
Der VVO, der sämtliche Vorwürfe zurückweist, arbeitet nach der Kündigung des Vertrages an einer Notvergabe. "Wir machen derzeit die Unterlagen fertig", so VVO-Sprecher Christian Schlemper zu TAG24. Schon Mittwoch, so der Plan, soll mit Bahnunternehmen gesprochen werden, die die Strecken übernehmen könnten.
"In der Region sind das die Mitteldeutsche Regiobahn, die Deutsche Bahn und die Länderbahn", so Schlemper. Ziel sei es, dass innerhalb von Wochen, nicht Monaten, wieder Züge auf den Gleisen rollen. Bis dahin gibt es Bus-Ersatzverkehr.
Bei Gesprächen am Montag zwischen VVO, Verkehrsministerium, der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) und dem Betriebsrat sei es auch um den Betriebsübergang der Städtebahnmitarbeiter gegangen. VVO-Chef Burkhard Ehlen: "Ein schneller Neustart ist nur möglich, wenn eine andere Bahngesellschaft mit dem gut ausgebildeten Personal rechnen kann." Das Verkehrsministerium kündigte Unterstützung an.
Die Städtebahn Sachsen hatte am vergangenen Donnerstag den Verkehr auf den Strecken von Dresden nach Königsbrück (RB 33), Kamenz (RB 34), Heidenau und den Kurort Altenberg (RB 72 und RE 19) sowie die Verbindung von Pirna nach Neustadt und Sebnitz (RB 71) überraschend eingestellt.
Die Linke im Landtag sprach von einer "Bankrotterklärung sächsischer Verkehrspolitik" und forderte ein Eingreifen von Minister Martin Dulig (45, SPD).
Titelfoto: Daniel Förster