20-Jährige kratzte sich selbst die Augen aus: Jetzt erzählt sie, warum!
Anderson (South Carolina) - Die 20-jährige Kaylee Muthard hat ihr ganzes Leben noch vor sich - von nun an wird sie es aber blind verbringen. Schuld ist ihre Drogensucht.
Ende Februar ging ihre tragische Geschichte durch die Medien: die Amerikanerin kratzte sich selbst vor einer Kirche im Rausch die Augen aus. (TAG24 berichtete). Im Krankenhaus mussten die Ärzte schließlich feststellen, dass die Studentin ihr Augenlicht für immer verloren hat.
Gegenüber der Cosmopolitan sprach die junge Frau nun erstmals darüber, was wirklich geschehen war.
"Noch vor über einem Monat konnte ich sehen. Oder vielleicht sollte ich besser sagen: Ich hatte noch meine Augen, aber sie halfen mir nicht zu erkennen, wie gefährlich mein Leben geworden war", beginnt sie ihre tragische Geschichte.
Mit 17 war ihre Welt noch in Ordnung, sie ging zur Schule, war eine fleißige Schülerin mit dem Traum, eines Tages Meeresbiologin zu werden. Wegen Herzproblemen verpasste sie dann jedoch zahlreiche Unterrichtsstunden. Als ihre Noten immer schlechter wurden, beschloss sie, eine Pause zu machen, um ihre "akademische Laufbahn nicht zu beschmutzen".
Sie nahm einen Teilzeitjob an und begann, jede Menge Alkohol zu trinken und zu rauchen. Von härteren Drogen hielt sie sich stets fern, da es in ihrer Familie schon häufiger Drogenprobleme gab und sie sich als vorbelastet ansah.
"Aber als ich 19 war - letzten Sommer - kiffte ich mit einem Bekannten in seinem Haus und hatte einen total seltsamen Rausch. Ich googlete die Symptome, taube Lippen und das Gefühl, als ob ich über der Erde schweben würde." Das Gras sei scheinbar mit Kokain oder Crystal Meth versetzt gewesen, wie sie vermutete.
"Ich war überrascht, ich habe Gras nie als Einstiegsdroge wahrgenommen, aber da war ich plötzlich, abhängig von Substanzen, die ich nie in meinem Leben anrühren wollte."
Die Drogen ließen sie sich Gott näher fühlen, beschreibt die gläubige Christin. Wenn sie high war, begann sie in der Bibel zu lesen.
Um ihrem Bekannten nicht mehr über den Weg zu laufen, kündigte die junge Frau. Als sich wenig später auch noch ihr Freund nach zwei Jahren Beziehung von ihr trennte, rutschte Kaylee völlig ab, nahm auch noch jede Menge Beruhigungsmittel.
"Ende August beschloss ich mit einem anderen Bekannten, Meth zum ersten Mal zu rauchen. Ich blieb fast drei Tage wach und erlebte Halluzinationen, die ich nicht erwartet hatte - als ich in den Spiegel schaute, glaubte ich, Mitesser zu sehen, die mir aus dem Gesicht traten. Eine Stunde lang kratzte ich mein Gesicht auf bis es blutig war."
Kaylee rutschte immer tiefer in den Drogensumpf ab. An den Tag, an dem sie das letzte Mal das Tageslicht sehen würde, erinnert sie sich nur teilweise.
Im Rausch einer Dosis Crystal - höher als sie es je zuvor konsumiert hatte - lief sie zur Kirche, wo sie einen Bekannten vermutete.
"Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass jemand etwas Wichtiges opfern musste, um die Welt zu retten. Ich dachte, alles würde abrupt enden, und alle würden sterben, wenn ich nicht sofort meine Augen ausreiße. Ich weiß nicht, wie ich zu dieser Schlussfolgerung gekommen bin, aber ich hatte das Gefühl, dass es ohne Zweifel das Richtige und Vernünftige war", erinnert sie sich.
"Also schob ich meinen Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger in jedes Auge. Ich packte meine Augäpfel, verdrehte sie und zog, bis jedes Auge aus der Höhle kam - es fühlte sich an wie ein schwerer Kampf, das Schwerste, was ich jemals tun musste."
"Weil ich nicht mehr sehen konnte, weiß ich nicht, ob Blut da war. Aber ich weiß, dass die Drogen den Schmerz betäubt haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich versucht hätte, mich in mein Gehirn zu krallen, wenn ein Pastor mich nicht schreien gehört hätte: 'Ich möchte das Licht sehen!' und mich zurückhielt. Er sagte später, als er mich fand, hielt ich meine Augäpfel in meinen Händen. Ich hatte sie zerquetscht, obwohl sie irgendwie immer noch an meinem Kopf hafteten."
Eine Woche musste Kaylee nach dem Vorfall im Krankenhaus verbringen. Dann kam sie in eine stationäre psychiatrische Behandlung. Dort diagnostizierten die Ärzte eine Bipolare Störung. Diese machte die 20-Jährige auch anfälliger für Suchtkrankheiten.
Kaylee macht derzeit eine Therapie, um ihr neues Leben zu akzeptieren. Und sie macht enorme Fortschritte. "Natürlich gibt es Zeiten, in denen mich die Situation fertig macht, besonders, wenn ich nachts nicht schlafen kann. Aber ehrlich gesagt bin ich jetzt glücklicher als je zuvor. Ich bin lieber blind als drogensüchtig. Ich musste erst mein Augenlicht verlieren, um mich wieder auf den richtigen Weg zu bringen, aber bin aus tiefstem Herzen froh, dass ich hier bin."