Santiano singt Seemanns- und Piratenlieder jetzt auch "unplugged"
Lübeck - Die norddeutsche Band Santiano setzt ihrer Karriere die Krone auf: Die Rocker haben ein "MTV Unplugged"-Album aufgenommen.
Ihre Lieder handeln von Freiheit, hübschen Frauen, Alkohol, Zusammenhalt und natürlich dem weiten Meer.
Zu Musik der norddeutschen Band Santiano lässt sich trefflich feiern, schunkeln, wippen und auf robusten Holztischen Bier aus Krügen trinken.
Beinahe jedes Lied der Kultband zieht den Hörer sofort in die wilde Seemanns- und Piratenwelt.
Eine Nische? Mitnichten. Ein Phänomen? Schon eher. Das lassen zumindest die Verkaufszahlen vermuten: Mehr als 3,8 Millionen Tonträger hat die Band seit ihrer Gründung im Jahr 2011 eigenen Angaben zufolge verkauft.
Alle bisher erschienenen vier Alben schafften es auf Platz 1 der Album-Charts. Drei von ihnen blieben den Angaben von GfK Entertainment zufolge jeweils mehr als 100 Wochen lang in den Offiziellen deutschen Albumcharts.
Das sei noch keiner anderen deutschen Band je gelungen, sagt ein GfK-Sprecher dazu.
Band hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen
Santiano selbst bezeichnet sich mit Blick auf ihre Gold-, Platin- und Diamant-Auszeichnungen als die derzeit erfolgreichste Band des aktuellen Jahrzehnts.
Nun folgt mit dem Ruf zur Konzertreihe MTV Unplugged die nächste Stufe. "Nach sieben ereignisreichen Jahren ist das der nächste Ritterschlag", sagt Sänger Axel Stosberg im exklusiven Interview der Deutschen Presse-Agentur dazu.
Und das, obwohl man die ereignisreichen vergangenen Jahre noch gar nicht richtig gefeiert habe. Von einem "Kniefall" spricht auch sein Kollege Hans-Timm Hinrichsen.
"Und da sind wir auch hingekommen, weil die Fans uns dahin getragen und zu uns gehalten haben", ergänzt er. "Danke, danke, danke!"
Die Karriere der fünf waschechten Küstenjungs und erfahrenen Musiker startete - "der Sage nach, die wir unterstützen", wie Leadsänger Björn Both mit einem Augenzwinkern sagt - bei einer Party, auf der sie gemeinsam Seemannslieder gesungen haben sollen.
Ein Produzent sah eine Chance, brachte die Fünf im Studio erneut zusammen, und wenig später stand das erste Album "Bis ans Ende der Welt" in den Regalen.
Viele Gäste sind auf dem Album vertreten
Die eingängigen Interpretationen von Seemannsliedern in einer Mischung aus Irish Folk, Pop, Rock und Shantys kamen glänzend an.
Die Songs der rauen Seebären sind stimmgewaltig und oft hymnisch. Nicht das klassische Material für die Radiostationen.
Dennoch würden sie dort mittlerweile immer öfter gespielt. Bereits viermal räumten Santiano zudem den - mittlerweile eingestellten - Musikpreis Echo in der Kategorie Volkstümliche Musik ab.
Nun stehen sie musikalisch vor ihrer neuesten Reise.
Und dafür haben sie sich weitere bekannte Musiker an Bord geholt. 22 Lieder hat das Quintett in der Kulturwerft Gollan in Lübeck gemeinsam mit einem 35-köpfigen Orchester und mehreren musikalischen Gästen aufgenommen.
Vor dem beeindruckenden Ambiente der alten Industriehallen singen sie unter anderem mit Angelo Kelly, Wincent Weiss, Jennifer Haben, Eisbrecher, Michael Rhein von In Extremo und dem Rapper Alligatoah.
"Das wird auch die größte Überraschung sein", sagt Stosberg dazu. Gemeinsam mit dem Rapper haben die Seemanns-Rocker aus Schleswig-Holstein für die Aufzeichnung einen neuen Song geschrieben.
Viele bekannte Künstler waren bereits "Unplugged"
Die "Unplugged"-Konzertreihe des Musiksenders MTV hat eine lange Tradition. 1991 machte Paul McCartney den Anfang.
Ihm folgten unzählige Stars der Branche, darunter Mariah Carey, Bruce Springsteen, Nirvana, Bob Dylan, Sting und Herbert Grönemeyer.
Für den deutschen MTV-Kanal verzichteten später unter anderem Udo Lindenberg, die Ärzte, Die Toten Hosen und Samy Deluxe auf Keyboards, E-Gitarren und andere elektronische Instrumente.
Die Aufzeichnung des Konzertes wird vom 1. November an veröffentlicht. Damit könnte das fünfte Nummer-1-Album von Santiano in den Startlöchern stehen.
Bei nicht wenigen Stars der Konzertreihe war das "Unplugged"-Album das meistverkaufte.
So weit wollen Santiano aber noch nicht schauen. "Da versuchen wir immer auf Sicht zu fahren", sagt Frontmann Both dazu.
Titelfoto: dpa/Jörg Carstensen