Damit kreative Köpfe der Stadt nicht abwandern: So fördert Chemnitz junge Unternehmer
Chemnitz - Chemnitz wird zusehends zur Start-up-Hochburg: Auf dem Brühl entwickelt sich eine spannende Gründer-Szene. Und auch aus der TU gründen sich immer mehr Unternehmen. Gründe dafür sind neben Pioniergeist auch bessere Beratungs- und Fördermöglichkeiten durch die Stadt.
Aller Anfang ist schwer. "Selbstständige und Gründer müssen wissen, dass sie viel in Personalunion machen werden", sagt Gewerbeförderungs-Leiter Sören Ruppik (41) von der Handwerkskammer (HWK) Chemnitz. Seine Abteilung vermittelt kostenlos Berater.
Ruppik: "Diese helfen unter anderem in den Bereichen Recht, Umwelt, Inklusion, staatliche Fördermöglichkeiten - und kommen auch mal mit auf die Bank."
Die HWK kennt den Bedarf. "Ein Viertel der bei uns registrierten 22.300 Unternehmer geht in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand. Das sind vor allem Elektriker, Klempner, Feinmechaniker sowie Metall- und Heizungsbauer."
Gezielte Beratung - oder überhaupt die Möglichkeit dafür - sind mittlerweile maßgebend für viele Gründer. "Wir sind aus der Wissenschaft in die Selbstständigkeit gefördert worden. Das wäre ohne die Hilfe von Saxeed, die besonders auf der betriebswirtschaftlichen Schiene gut aufgestellt sind, nicht geschehen", sagt Diplom-Ingenieur Christoph Alt (37).
Der ehemalige TU-Mitarbeiter gründete Anfang 2018 "LiGenium" (Annaberger Str. 240): "Wir haben an der Uni die technischen Vorteile von Holz erforscht und produzieren nun bis zu 50 Prozent leichtere Fördertechnik aus Holz, zum Beispiel für die Autoindustrie."
Das Gründernetzwerk Saxeed der vier südwestsächsischen Hochschulen unterstützt den akademischen Unternehmergeist.
Fördermöglichkeiten durch Wettbewerbe
"Zielgruppe sind Studierende, Absolventen, das wissenschaftliche Personal und Promovenden. Allein an der TU Chemnitz haben wir 2018 insgesamt 32 Projekte betreut. 19 Unternehmen sind daraus hervorgegangen", erläutert die Chemnitzer Standortleiterin Dr. Susanne Schübel. Saxeed bietet Vorträge und Workshops sowie den Kontakt zu Bundes-Förderprogrammen wie "Exist".
"In Chemnitz selbst gibt es für Gründer primär Fördermöglichkeiten durch Wettbewerbe: Kreativraum Chemnitz (KRACH), TUClab der Uni, 'C-Town 360°' und den Kleinunternehmer-Fonds", führt Sebastian Gläser (31), Unternehmensförderer der Industrie- und Handelskammer Chemnitz (IHK) auf. Auch EU-Mittel sind möglich.
"Für den Ausbau werden wir wahrscheinlich Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung oder EFRE beantragen", sagt Tina Stapel (29) von "Dreamers" (Brühl 73).
Das vor einem Jahr gegründete Wholefood-Café brummt. Wie auch der Brühl als junge Start-Up-Szene. "Unsere Gewürzmanufaktur wurde zu groß für den Gründungsort Flöha, deswegen sind wir nach Chemnitz gezogen. Unser Team besteht aus fünf Menschen - alle unter 30", so Daniel Göpfert (26) von "Direkt vom Feld" (Hermannstraße 3).