Aus der Traum: Chemnitz lässt Talsperre Euba verfallen
Chemnitz - Aus der Traum: Die Stadt will die Talsperre Euba offenbar endgültig trockenlegen.
Zu hohe Investitionen und zu wenig Einnahmen - das geht aus einer Beschlussvorlage hervor, die noch nicht ans Tageslicht gelangt ist. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
Die Profis haben gerechnet. Die Eissport und Freizeit GmbH Chemnitz (EFC) betreibt den Stausee Rabenstein. Mit Erfolg: Rund 440.000 Euro an Einnahmen aus den Eintrittsgeldern der 60.000 Besucher, Parkgebühren, Veranstaltungen und auch dem Umsatz im Imbiss spült das Badegewässer in die Kassen. Die Ausgaben liegen bei 442.000 Euro.
Ines Saborowski (51, CDU) setzte sich für die Wiederbelebung der Talsperre Euba ein. Baubürgermeister Michael Stötzer (45, Grüne) empfiehlt die endgültige Trockenlegung.
Fotos: Sven Gleisberg, Klaus Jedlicka
Das Minus von 2.000 Euro ist zu verkraften - dank des jährlichen Zuschusses aus der Stadtkasse von rund 1,2 Millionen Euro.
Die Erfahrungen aus Rabenstein hat die EFC auf die Talsperre Euba umgelegt. Bei prognostizierten 13.000 Besuchern stünden 95.390 Euro Einnahmen 109.520 Euro Ausgaben gegenüber. Macht ein Minus von 14.130 Euro. Jahr für Jahr.
Klare Sache für Baubürgermeister Michael Stötzer (45, Grüne). Aufgrund "des negativen Ergebnisses der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung und in Abwägung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses" soll die Stadt die "Wiedereinrichtung eines Naturbades nicht weiterverfolgen", heißt es in der Vorlage für den Stadtrat.
Die Abgeordneten sollten eigentlich schon im Juni den Beschluss fassen. Es gab offenbar Druck. Die Vorlage verschwand in der Versenkung. Nun soll sie im Herbst erneut Thema im Stadtrat sein, erfuhr Ines Saborowski (51, CDU) auf Anfrage. Sie und die 400 Mitglieder des Vereins "Rettet die Talsperre Euba!" kämpfen seit Jahren um eine Wiederbelebung (TAG24 berichtete).
1988 wurde das Naturbad geschlossen, 2009 ließ die Stadt Chemnitz das Wasser ab. Still ruht der (Rest-)See seitdem. Die Staumauer bröckelt.
Das bislang unter Verschluss gehaltene Konzept geht von rund 8,7 Millionen Euro an Investitionen aus, um die Mauer zu sanieren, einen Parkplatz, Einlass und Imbiss zu errichten.
Titelfoto: Sven Gleisberg