Romy Schneiders 80. Geburtstag: Nach Schwarzers Doku redet ihr Ex-Mann Klartext
Köln/Wien - "Du darfst mich nicht verraten!" Das sagte Romy Schneider einst zu Alice Schwarzer. Eine Nacht lang sprechen die beiden. Es war ein intensives Gespräch unter zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Während über dem Kölner Dom die ersten Schneeflocken fallen, gibt Romy Schneider in einem kleinen Redaktionsbüro unterm Dach der engagiertesten Feministin der damaligen Zeit, Alice Schwarzer, ein ausführliches, nahezu heimliches, intensives Interview.
Vorweg: Leider gab es diese rührende Dokumentation mit bisher unveröffentlichtem Material nur bis Samstag >> hier bei ARTE zu sehen. Veröffentlicht wurden bisher unveröffentlichte Original-Aufnahmen von Romy Schneider. Das allein machte das Projekt einzigartig.
Schwarzer steckte in den Vorbereitungen zur Gründung ihres Frauenmagazins >> "Emma". Der 38-jährige Star Schneider war schon unendlich erfolgreich. "Der Swimmingpool", "Die Dinge des Lebens", "César und Rosalie" und "Das alte Gewehr" liegen hinter der zerbrechlichen Hauptdarstellerin. Sie ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.
Die Deutschen liebten sie (nur) als "Sissi", die Deutschen hassten sie für ihre Liebe und Flucht in Richtung Frankreich. Für die in Bayern aufgewachsene Wienerin und Wahl-Französin, die am morgigen 23. September ihren 80. Geburtstag feiern würde, war es stets ein Kampf gegen ein ihr selbst missfallendes Image.
"Die Spaziergängerin von Sans-Souci" sei "das letzte Dokument des viel zitierten 'gebrochenen Herzens', an dem Schneider kurz nach der Premiere starb". Romy Schneider wurde zehn Monate nach dem Unfalltod ihres Sohnes David am 29. Mai 1982 im Alter von 43 Jahren tot am Schreibtisch ihrer Wohnung in Paris gefunden.
Nach ihrem Tod gab es eine schier unübersichtliche Fülle an Romy-Stoffen. Bücher, Biografien und Artikel thematisierten, "was man bis dahin - aus Takt oder Angst vor Klagen - zurückgehalten hatte: Ihren Tabletten- und Alkoholkonsum, ihre Bisexualität, ihre Ausbeutung durch Männer", schreibt nun ihre Biografin Alice Schwarzer.
Frankreich war der Sehnsuchtsort der hochbegabten, aber nie als Schauspielerin ausgebildeten Schneider. "Ich fühle mich zu einem Viertel als Österreicherin und zu drei Vierteln als Französin", bekannte sie.
"Wir sind die beiden meistbeschimpften Frauen Deutschlands", habe ihr Schneider in dem Interview 1976 gesagt, so Alice Schwarzer. Es wird intensiv in der Dokumentation: "Nach der Liebe mit Alain war ich verbraucht, verloren, geschunden."
Romy Schneiders Alkohol- und Tablettensucht steigerte sich so sehr, dass sie oft in die bretonische Hafenstadt Quiberon zum Entzug fuhr. In "3 Tage in Quiberon" hat 2018 Marie Bäumer "die Schneider" gespielt (TAG24 berichtete).
Wir erfahren viel in Schwarzers ARTE-Doku. Alice Schwarzer ist korrekt im Zitieren, lässt "Schlüpfriges" aus, verziert aber auch nichts. Ungeschönt lässt uns Alice Schwarzer an diesem intensiven Abend teilhaben. Das schmerzt zum Teil.
Hierauf reagierte jüngst Romy Schneiders Ex-Mann Daniel Biasini (69). Er wehrt sich in der "GALA" gegen manche Äußerungen von Alice Schwarzer. Die Publizistin habe behauptet, Romy Schneider habe ihr 1976 anvertraut, ihre Mutter Magda Schneider hätte eine Affäre mit Adolf Hitler gehabt. Daniel Biasini sagt dazu:
"Das ist falsch, lächerlich und absolut grotesk. Nachdem die arme Magda schon die Mätresse von Goebbels und Bormann gewesen sein soll, wird sie nun auch noch zur Konkubine von Hitler gemacht. Für mich ist das ein Marketing-Coup von Alice Schwarzer, die ihr neues Buch verkaufen will."