Weiße Kondensstreifen am Himmel: Vergiftung der Atmosphäre durch "Chemtrails"?
Deutschland - Wer ab und zu den Blick vom Handy in den Himmel schweifen lässt, dem ist vielleicht schon einmal ein gitterartiges Muster aus streifenförmigen Wolken aufgefallen. Doch sind Ecken und Kanten in der Luft nur das Ergebnis von Kondensstreifen durch den Flugverkehr ... oder doch sogenannte "Chemtrails", welche die Atmosphäre absichtlich vergiften?
Wie The Weather Channel Deutschland berichtet, wurden die streifenförmigen Wolken vor dem Jahr 2000 wohl nicht gesichtet - auf alten Fotos finde man die Kondensstreifen angeblich auch nicht.
Ein ehemaliger Wetterbeobachter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) kann dies allerdings nicht bestätigen: Marc Joussen beobachtete von 1997 bis 2013 das Wetterphänomen der Kondensstreifen und weiß: "Sie sind eigentlich nur ein Beiprodukt des Flugverkehrs".
Auch Bilder der streifenförmigen Wolken gibt es, nur eben nicht so viele wie heute.
"Früher hat man nicht so viel dokumentieren können. Heute ist das anders. Jetzt läuft die Beobachtung automatisch", erklärt Joussen.
Jeder hat ein Handy mit Kamera und kann die Wolkengebilde so festhalten. Außerdem hat auch der Flugverkehr zugenommen. Ergo: mehr Kondensstreifen als früher.
Überall hinterlassen Flugzeuge Kondensstreifen - Ein Grund zur Sorge?
Immerhin lässt sich zweifelsfrei beobachten, wie Flugzeuge, die durch den Himmel sausen, die weißen Linien hinterlassen. Diese Tatsache bringt viele Menschen auf den Gedanken, dass sich hinter den Kondensstreifen sogenannte "Chemtrails" verbergen.
Das Wort ist eine Zusammensetzung aus den englischen Begriffen für Chemikalien und Kondensstreifen (eng. "Contrails") und lässt darauf hindeuten, dass sich in den weißen Gebilden nicht nur Wassertröpfchen befinden (so wie in normalen Wolken).
Auch am heutigen Dienstagmorgen konnte man am Himmel ungewöhnlich viele der Streifen sehen, die einander kreuzten und sogar ein Gittermuster entstehen ließen.
Lebensdauer von künstlichen Wolken
Entscheidend für die Haltbarkeit der Kondensstreifen ist die Luftfeuchtigkeit: "Es handelt sich um Wasserdampf, der sich in den Höhen hält", so der ehemalige Wetterbeobachter, "Bei trockener Luft verschwinden sie sofort."
Aber auch die Temperatur spiele eine Rolle: Je kühler und feuchter es ist, desto länger halten sich die streifenförmigen Gebilde im Himmel. An einem wolkenlosen und trockenem Sommertag lässt sich beobachten, wie die weißen Streifen schon kurz nach dem Vorbeifliegen des Flugzeugs verschwinden.
"Bei sehr feuchter Luft in den höheren Schichten breiten sich die Kondensstreifen aus und sind nicht mehr als solche erkennbar", sagt Joussen.
Metallpartikel und bösartige Chemikalien?
Chemtrails sollen aus einem Menschen gemachten Sprühnebel bestehen und ganz bewusst in den Himmel gesetzt werden. Den Chemikalien und Metallpartikeln in den Streifen wird nachgesagt, einen Teil des Sonnenlichtes zurück ins All zu reflektieren und so gegen die Erderwärmung anzukämpfen.
Auftraggeber der geheimen Sprühaktion im Namen des Klimaschutzes soll die US-Regierung sein. Verfechter der Chemtrail-Verschwörungstheorie gehen jedoch auch davon aus, dass dies nur eine Lüge sei und die Streifen in Wahrheit die Atmosphäre vergiften.
In Wirklichkeit sollen die Chemtrails nicht der Erderwärmung entgegenwirken, sondern große Konzerne unterstützen, die Gewinneinbuße durch die Klimapolitik verzeichnen sollen.
Wetter-Experte Marc Joussen, der 16 Jahre lang die Kondensstreifen beobachtete, klärt auf: "Sie bestehen hauptsächlich aus Wasser und ein bisschen [Flugzeugtreibstoff] Kerosin." Auch CO2 und Ruß können sich in den Streifen befinden, womit Flugzeuge die Luft aber nicht mehr verpesten, als Diesel-Autos auf der Straße.
Titelfoto: Bildmontage: Privat, Screenshot: Twitter/Xrealraisincain