Ostsee-Sturmflut: Deich bricht nach Hochwasser, 75 Häuser in Gefahr

Schleswig-Holstein - Norddeutschland ist am Freitag von Tief Viktor getroffen worden. Auch in der Nacht auf Samstag kämpfte die Feuerwehr in mehr als 1500 Einsätzen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern noch gegen die Fluten, erst in den frühen Morgenstunden sanken die Wasserstände wieder. Der Katastrophenschutz erwartet Schäden in dreistelliger Millionenhöhe.

Die Straße vor den Cafés und Geschäften am Tiessenkai im Kieler Stadteil Holtenau ist vollständig von der Flut überrollt worden.
Die Straße vor den Cafés und Geschäften am Tiessenkai im Kieler Stadteil Holtenau ist vollständig von der Flut überrollt worden.  © Axel Heimken/dpa

Seit Donnerstagnachmittag werden Bewohner und Urlauber der Ostseeküste vor "historischen Sturmfluten", orkanartigen Windböen bis zu 110 Kilometer pro Stunde und Dauerregen gewarnt.

Am Freitag erreichte das Unwetter seinen Höhepunkt. Zahlreiche Ortschaften an der Küste wurden überflutet, über 2000 Menschen mussten in der Nacht auf Samstag evakuiert werden.

Zudem wurde in mehreren Ortschaften aus Sicherheitsgründen der Strom abgeschaltet, wie eine Sprecherin des Kieler Innenministeriums am Samstagmorgen mitteilte.

Drastischer Wetterumschwung im Anmarsch
Wetter Deutschland Drastischer Wetterumschwung im Anmarsch

Bereits am Freitagabend prognostizierte Ralf Kirchhoff, Leiter des Stabes Katastrophenschutz im Innenministerium Schleswig-Holstein, einem Hochwasserschaden in dreistelliger Millionenhöhe.

Über die aktuellen Entwicklungen zur Ostsee-Sturmflut berichtete TAG24 in einem Liveticker:

21. Oktober, 16.29 Uhr: Lage in Flensburg entspannt sich

Nachdem das Wasser am Samstag deutlich zurückgegangen ist, scheint Flensburg das Jahrhundert-Hochwasser überstanden zu haben.

Am Samstagnachmittag fiel der Wasserstand wieder auf etwa 0,70 Meter über Normalwert und damit unter die Kaikante, so ein Sprecher der Stadt.

Unwetter- und Hochwasserwarnungen wurden inzwischen wieder aufgehoben. Die Stromversorgung solle in den betroffenen Gebieten schnellstmöglich wiederhergestellt werden.

21. Oktober, 15.21 Uhr: Deich bricht nach Hochwasser an mehreren Stellen, 75 Häuser in Gefahr

Ein Deich in Wieck am Darß in Mecklenburg-Vorpommern hält aktuell zahlreiche Einsatzkräfte auf Trab. In der Nacht auf Samstag ist der Deich bereits an mehreren Stellen durchgebrochen und es drohen weitere, so Kay Mittelbach, der Kreisbrandmeister im Landkreis Vorpommern-Rügen, gegenüber dem NDR.

75 Häuser sind von den Wassermassen gefährdet, Mittelbach hofft, dass das Wasser bald zurückgeht und sich die Lage ein wenig entspannt. Zum aktuellen Zeitpunkt sehe es allerdings nicht so aus.

Der Deich in Wieck am Darß in Mecklenburg-Vorpommern ist an mehreren Stellen durchgebrochen.
Der Deich in Wieck am Darß in Mecklenburg-Vorpommern ist an mehreren Stellen durchgebrochen.  © Stefan Tretropp

21. Oktober, 15.18 Uhr: Munition angespült? Hafen vorsorglich geräumt

Nach Hinweisen von angespülter Munition beziehungsweise angespülter Munitionskisten ist in der Gemeinde Langballig das gesamte Hafengebiet geräumt worden.

Die Einsatzkräfte gehen derzeit den Hinweisen nach, das weitere Vorgehen werde noch geplant, so ein Einsatzleiter.

21. Oktober, 14.25 Uhr: Von Aufräumarbeiten betroffene Gebiete sollen gemieden werden

Die Regionalleitstelle Nord bittet die Bevölkerung darum, von Aufräumarbeiten betroffene Gebiete zu meiden, damit diese so reibungslos wie möglich ablaufen können.

Diese Aufforderung gelte besonders für die Bereiche Maasholm und Arnis.

21. Oktober, 13.42 Uhr: Höchste Sturmflut im dänischen Nordschleswig seit 119 Jahren

Nach Angaben der Online-Zeitung "Der Nordschleswiger" stieg die Sturmflut im dänischen Nordschleswig auf Rekordwerte.

In der Stadt Hadersleben stiegen die Wasserstände auf 2,14 Meter über dem Normalwert, in Sonderburg auf 2,10 Meter. Die höchsten Stände seit 119 Jahren.

21. Oktober, 12.26 Uhr: Drei Deichbrüche in der Nacht zu Samstag

Laut dem Kreis Schleswig-Flensburg sind in der Nacht zu Samstag an mindestens drei Stellen die Deiche gebrochen.

In Arnis an der Schlei entstanden dabei wesentliche Schäden an Infrastruktureinrichtungen. Die rund 300 Anwohner seien zuvor in Sicherheit gebracht worden. Das Hochwasser hatte dort auch zu Problemen bei der Versorgung mit Strom, Wasser und Abwasser gesorgt.

Bei Maasholm brach auf Höhe Gut Oehe ein Deich. Auch hier mussten die Anwohner evakuiert werden. Am Morgen wurden die Schäden sichtbar. Im Hafen waren mehrere Segelboote untergegangen.

Nach Angaben des Kreises war auch ein Deich in Weidefeld südlich des Olpenitzer Hafens gebrochen.

21. Oktober, 12.22 Uhr: SH-Ministerpräsident Günther schaut sich Sturm-Schäden vor Ort an

SH-Ministerpräsident Daniel Günther hat den weit über 2000 Einsatzkräften, die seit Freitag gegen die Sturmflut angekämpft haben, gedankt.

"Wir sind wirklich allen extrem dankbar, die in diesen Stunden geholfen haben", sagte der CDU-Politiker am Samstag. "Schleswig-Holstein hat zusammengestanden angesichts dieser schrecklichen Flutkatastrophe."

Derzeit könne noch nicht abgeschätzt werden, wie hoch die Schäden seien. "Klar ist aber, dass wir natürlich helfen werden", sagte Günther weiter.

Der Politiker selbst habe am Freitagabend in Eckernförde miterlebt, wie groß die Hilfsbereitschaft gewesen und wie schnell und wie umsichtig gehandelt worden sei. "Deswegen ist es mir ein besonderes Bedürfnis, als ersten Punkt heute in unserer Bereisung genau dort vor Ort zu sein und mit denjenigen zu sprechen, die dort geholfen haben."

21. Oktober, 12 Uhr: Schaden in Millionenhöhe, Landespräsidentin lobt "Tatkraft"

Auf eine Pressekonferenz in Kiel am Samstagvormittag sprach die Landtagspräsidentin Kristina Herbst (46, CDU) davon, dass die "Tatkraft" der Tatkraft der Menschen in Schleswig-Holstein Mut mache: "Vor und während der Sturmflut haben unzählige Einsatzkräfte, Helferinnen und Helfer durch ihren unermüdlichen Einsatz Schlimmeres verhindert."

Der Katastrophenschutz geht von einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. "Hinter diesen Zahlen stehen viele einzelne Schicksale", so Herbst am Samstag. "Die Betroffenen selbst, die Menschen an der Ostsee, die Kommunen, Land und Bund – alle sind jetzt gleichermaßen gefordert, die dramatischen Schäden dieser Sturmflut schnellstmöglich zu beheben."

In Sassnitz in Mecklenburg-Vorpommern sind Gehwegplatten durch den Sturm in der Nacht auf Samstag an der Strandpromenade weggeschwemmt worden.
In Sassnitz in Mecklenburg-Vorpommern sind Gehwegplatten durch den Sturm in der Nacht auf Samstag an der Strandpromenade weggeschwemmt worden.  © Georg Moritz/dpa

21. Oktober, 11.57 Uhr: Katastrophenalarm aufgehoben

Wie der Kreisfeuerwehrverband Rendsburg-Eckernförde mitteilte, wird der ausgelöste Katastrophenalarm im Kreis Rendsburg-Eckernförde für die Bereiche Stadt Eckernförde und Amt Schlei-Ostsee um 12 Uhr aufgehoben.

Es sind aber aufgrund der "Schadenlage" immer noch zahlreiche Einsatzkräfte im Einsatz.

21. Oktober, 11.27 Uhr: Seebrücke in Sassnitz stark beschädigt

Die Seebrücke in Sassnitz auf Rügen wurde stark beschädigt und musste gesperrt werden.
Die Seebrücke in Sassnitz auf Rügen wurde stark beschädigt und musste gesperrt werden.  © Georg Moritz/dpa

Der Sturm und das Hochwasser gingen nicht ganz spurlos an Sassnitz auf Rügen vorbei.

Nach Angaben der Polizei wurden durch das Hochwasser zahlreiche Bodenplatten der Strandpromenade beschädigt. Sie wurden angehoben und teilweise einfach weggeschwemmt. Zudem würde viel Treibgut herumliegen.

Getroffen hat es auch die Seebrücke, die durch den Wellengang stark beschädigt worden ist.

Titelfoto: Stefan Tretropp

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