"Historische" Sturmflut, orkanartige Böen und Dauerregen: Gefahr an der Küste!
Deutschland - Stürmische Aussichten für Norddeutschland! Anstatt eines "goldenen Oktobers" erwarten die Bewohner und Urlauber an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste orkanartige Windböen und eine schwere Sturmflut. Mancherorts kann es gefährlich werden.
Küstenbewohner seien gewarnt: Wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Rostock mitteilte, wird es für die Norddeutschen besonders am heutigen Freitag ziemlich ungemütlich.
Neben orkanartigen Windböen mit bis zu 110 Kilometern pro Stunde sind auch schwere Sturmfluten an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste zu erwarten.
Man rechne damit, dass die Wasserstände an der gesamten Küste auf mindestens 1,50 Meter über das mittlere Hochwasser steigen. An der Flensburger Förde können sogar über 2 Meter über das mittlere Hochwasser erreicht werden.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) und die Polizeidirektionen warnen die Bevölkerung vor dem zu erwartenden schweren Unwetter: "Ich appelliere auch an alle an der Ostseeküste lebenden Menschen, sich gut zu informieren und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen", so der Politiker.
Auch in Dänemark werden Anwohner und Urlauber gebeten, die Hotspot-Gebiete rund um die Küstenregion zu verlassen. Teilweise sprechen Meteorologen im Gesamten bereits von einer "historischen Sturmflut".
Der Deutsche Wetterdienst warnt auf X vor der Sturmflut
Tief Victor lässt Ostsee überlaufen
Ausgelöst wird der heftige Sturm an der Ostsee durch ein Duell zwischen Sturmtief Victor und einem Hoch, das über Nordskandinavien liegt. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) erreichen die Ausläufer des Tiefs Norddeutschland. Im Zuge dessen ist auch mit schweren Regenfällen in den betroffenen Gebieten zu rechnen.
Während sich das Unwetter am Freitagmorgen immer mehr zusammenbraute, erreicht es seine Höchststände gegen Mittag.
Die gute Nachricht: Zum Samstag zeigen sich der Ostseesturm und auch der Dauerregen dann rasch nachlassend.
Ostsee-Sturmflut hinterlässt Spuren
Und obwohl der Höhepunkt der Ostsee-Sturmflut noch bevorsteht, sind bereits jetzt Folgen des Unwetters in Teilen Norddeutschlands festzustellen.
Am Donnerstagnachmittag waren bereits 150 Strandkörbe in Kiel-Schliksee von der Flut mitgerissen worden und drohten abzutreiben. Die örtliche Feuerwehr war noch am gestrigen Abend im Einsatz, um die Strandkörbe im betroffenen Strandabschnitt aus dem Wasser zu retten. Am Freitagmorgen stand das Wasser nun schon "vor der Tür". "Das Wasser kommt, es ist schon sehr weit gedrungen", sagte eine Sprecherin der Polizei Flensburg dazu der Deutschen Presse-Agentur.
Auch in Lübeck-Travemünde hat sich das Wasser bereits seinen Weg bis an Land gebahnt und die Promenade unter Wasser gesetzt. Auf Fehmarn wurden Bewohner, vor allem im Westen der Insel, bereits mit Sandsäcken ausgestattet, sodass alle Vorräte schon am Donnerstag aufgebraucht waren. Die Freiwillige Feuerwehr kam noch am gestrigen Abend zusammen, um weitere Vorräte zu beschaffen.
Von einer ähnlichen Situation lässt sich nahe der Schlei bei Schleswig sprechen. Wegen Überschwemmungen und immer weiter steigendem Pegel wurden bereits Straßen gesperrt und empfohlen, betroffene Gebiete zu meiden.
Schifffahrt bis mindestens Samstag größtenteils eingestellt
Im Gegensatz zu Schleswig-Holstein kommt Mecklenburg-Vorpommern laut Vorhersage des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie etwas glimpflicher davon.
In der Region Greifswald und auf Usedom werden maximale Wasserstände von 1,40 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet.
Während an der Ostsee mit diesen enormen Wassermassen zu kämpfen ist, kommt es an der Nordsee zu extrem niedrigen Wasserständen, da durch den starken Ostwind das Wasser von der Küste wegdrückt wird. In Cuxhaven sollen die Wasserstände am Freitag mehr als 1,5 Meter unter dem mittleren Niedrigwasser liegen. In Hamburg soll der Wasserstand voraussichtlich sogar 2 Metern unter das mittlere Niedrigwasser fallen.
Wegen des Niedrigwassers sind auch die Fährverbindungen zu den Inseln und Halligen stark eingeschränkt. Laut Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH und Wyker Dampfschiffs-Reederei ist bis Samstag mit den Fahrplanänderungen zu rechnen.
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