Heftige Unwetter suchen Sachsen heim: Superzelle über Gröditz gesichtet
Sachsen - Heftige Unwetter haben Sachsen heimgesucht. In Gröditz sorgte eine Superzelle für Chaos. Auf der nahegelegenen Eisenbahnstrecke zwischen Dresden und Berlin mussten Züge evakuiert werden. Die Einsatzkräfte haben auch am Mittwoch alle Hände voll zu tun.
Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller und abgedeckte Dächer: Ein schweres Unwetter hat am Dienstagabend im Landkreis Meißen gewütet.
Wie es von der Feuerwehr auf TAG24-Nachfrage hieß, zog der Sturm kurz vor 19 Uhr auf, fegte über Gröditz (rund 7000 Einwohner) hinweg und sorgte für große Schäden auch in den Nachbarorten Röderaue, Wülknitz und Zeithain.
Nach 20 Minuten war der Spuk dann vorbei, der Sturm zog in Richtung Thiemdorf weiter. Es sei "ein kurzes aber heftiges Unwetter gewesen", sagte ein Feuerwehrsprecher.
Mehr als 50 Mal mussten die Kameraden ausrücken - vor allem wegen der vielen umgestürzten Bäume. Personen kamen nach ersten Informationen nicht zu Schaden.
Ob es sich in der Tat sogar um einen Tornado handelte, war zunächst unklar. Inzwischen gab es eine klare Stellungnahme vonseiten des DWD.
Nach Sturm bei Gröditz: Bahnverkehr kommt zum Erliegen
Der Bahnverkehr zwischen Dresden und Berlin kam infolge des heftigen Unwetters zum Erliegen.
Zahlreiche Bäume stürzten im Raum Gröditz auf die Gleise. Zwischen Großenhain und Elsterwerda ging nichts mehr, teilte die Deutsche Bahn mit.
Zwei Züge mussten demnach sogar evakuiert werden. Andere Züge wurden zurückgehalten. Es kam deshalb zu massiven Verspätungen.
Die Aufräumarbeiten an der Bahnstrecke sollten laut DB zunächst bis in die Nacht andauern.
Superzelle über Gröditz: Hat in der Kleinstadt ein Tornado gewütet?
Mithilfe von Drohnenaufnahmen konnte die Feuerwehr Gröditz eine Schneise erkennen, die auf einen Tornado hinweisen könnte. Das teilte die Sprecherin der Stadtverwaltung Gröditz am Mittwochvormittag mit.
Rund 77 Einsätze habe es in der Kleinstadt infolge des Unwetters gegeben. Eine Expertengruppe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wertet nun die meteorologischen Daten aus.
"Einen Tornado können wir nach aktueller Sachlage nicht bestätigen. Derzeit deutet viel darauf hin, dass die Ursache für die Schäden geradlinige Winde (Fallböen) gewesen sind", sagte Marcus Beyer vom DWD. "Aufgrund der Bilder ist davon auszugehen, dass die Windgeschwindigkeiten höher als 140 km/h gewesen sein müssen."
Meteorologe Jörg Kachelmann (65) sprach auf X von einer Superzelle. Darunter versteht man Gewitter in ihrer mächtigsten Ausprägung, die durch einen anhaltend rotierenden Aufwind gekennzeichnet sind.
Bahnstrecke zwischen Berlin und Dresden weiter gesperrt
Nach Angaben der Deutschen Bahn bleibt die Zugstrecke zwischen Dresden und Berlin auch am Mittwoch aufgrund unwetterbedingter Schäden an der Oberleitung gesperrt.
Die Aufräumarbeiten und Reparaturen werden voraussichtlich den ganzen Tag über andauern. Züge werden währenddessen umgeleitet, hieß es vonseiten der Bahn.
Der Deutsche Wetterdienst hatte am Dienstag vor besonders heftigen Gewittern mit Hagel und Sturmböen über Sachsen gewarnt. Die Fanmeile am EM-Spielort Leipzig wurde bereits am Nachmittag geräumt.
Erstmeldung: 18. Juni, 20.52 Uhr, aktualisiert: 19. Juni, 12.37 Uhr
Titelfoto: Montage: xcitepress/rico loeb, Facebook/Alice Lenk