Ein "Downburst"? Unwetter hinterlässt Schneise der Verwüstung
Nürnberg - Seit Donnerstagabend wütete ein Unwetter in Franken. Wegen der heftigen Regenfälle waren die Einsatzkräfte im Dauereinsatz.
Flüsse und Gewässer traten über die Ufer, Gullydeckel hoben sich - in Franken ging eine wahre Sintflut nieder. Überflutete Keller, beschädigte Gasleitungen und umgestürzte Bäume waren die Konsequenz.
In Unterfranken waren die Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg mit rund 600 Kräften an mehr als 350 Einsatzstellen gefordert.
In Oberfranken lag die Zahl der Einsätze nach Angaben der Behörden im dreistelligen Bereich. Mehrere Menschen wurden verletzt. Ein 71-Jähriger wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht, nachdem bei Thurnau (Kreis Kulmbach) ein Baum auf sein fahrendes Auto gestürzt war.
Aktivisten der "Letzten Generation" hatten ihre Blockaden in Nürnberg am Donnerstagabend unterbrochen: "Wir müssen nicht blockieren, die Klimakrise übernimmt für uns", hieß es in einer Erklärung nach dem Gewitter.
Naturgewalt knickt Bäume wie Streichhölzer um: Mehrere Verletzte, darunter Säugling
Im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hinterließ das Unwetter eine Schneise der Verwüstung.
Hunderte Bäume knickten um wie Streichhölzer: 40 davon trafen zwölf Autos auf der Staatsstraße 2222 bei Ramsberg. Binnen Minuten verwüstetet die Naturgewalt einen Streifen von rund 200 Metern.
Drei Menschen aus den Fahrzeugen mussten vom Rettungsdienst versorgt werden, darunter ein knapp zwei Wochen alter Säugling.
Die Ursache für das Chaos könnte ein gefürchteter "Downburst" gewesen sein, mutmaßte Kreisbrandmeister Matthias Geck vor Ort. Dabei handelt es sich um einen extremen Fallwind aus einer Gewitterzelle.
Die Bö schießt zu Boden und wird dann in verschiedene Richtungen abgelenkt. Dazu kommen meist heftiger Regen oder Hagel.
Nürnberg überschwemmt: Feuerwehr im Dauereinsatz
Dramatische Szenen spielten sich in Nürnberg ab, wo der Regen die Innenstadt unter Wasser setzte. Menschen mussten aus ihren Autos befreit werden, die Feuerwehr wurde zu Hunderten Einsätzen gerufen. Am Freitag liefen die Aufräumarbeiten an. Die Stadt reinigte die Straße und gab gesperrte Abschnitte Stück für Stück wieder frei.
Laut dem Netzbetreiber "N-Ergie" auf X (ehemals Twitter) sollen alle Kunden im Laufe des Tages wieder mit Strom versorgt werden.
Stand-Up-Paddler am Bodensee vermisst
Unwetter gab es am Donnerstagabend aber auch weiter südlich. Auf dem österreichischen Teil des Bodensees sucht die Polizei nach einem Sturm einen vermissten Paddler.
Wie die Wasserpolizei Vorarlberg berichtete, war der junge Mann bei Windstärke 6 weit vom Vorarlberger Teil des Seeufers abgetrieben.
Beeinträchtigungen im Bahnverkehr lösen sich langsam auf
Im Bahnverkehr kam es auch am Tag nach dem Unwetter zu Beeinträchtigungen. Eine Streckensperrung zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen konnte erst am Vormittag aufgehoben werden.
Die Betriebslage stabilisiert sich, teilte die Deutsche Bahn mit.
Erstmeldung 6.30 Uhr, zuletzt aktualisiert um 10.22 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Vifogra (2)