Rettet uns Künstliche Intelligenz bald vor Hochwasser und Wetterkatastrophen?
Offenbach am Main - Ist der traditionelle Wetterdienst bald passé? Dass das zumindest rein theoretisch möglich sein könnte, dafür will Googles Wetter-KI "Graphcast" sorgen. Doch können Maschinen wirklich besser Wetter? Und haben sie den bisherigen Instanzen sogar etwas voraus?
Schneller, genauer, günstiger - so bewirbt Google sein Produkt "Graphcast". Dahinter steckt eine Künstliche Intelligenz (KI). Das KI-Modell sei in der Lage, "mittelfristige Wettervorhersagen mit beispielloser Genauigkeit zu erstellen", schwärmt Remi Lam vom "Graphcast"-Forschungsteam.
Die KI-basierte Wettervorhersage von Google verspricht nicht nur schnellere, sondern auch präzisere Warnungen vor extremen Wetterereignissen. Laut Lam könne sie Wirbelstürme, Flüsse mit Überschwemmungsrisiken und extreme Temperaturen mit großer Genauigkeit vorhersagen.
Im Vergleich mit dem Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage schnitt "GraphCast" in 90 Prozent der Metriken besser ab. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betrachtet solche KI-Ankündigungen kritisch. Andreas Walter, Meteorologe beim DWD, betont, dass KI möglicherweise schneller, aber keinesfalls besser sei.
Er sieht Defizite bei der Vorhersage von bisher nicht aufgetretenen Extremen. Der DWD verwendet herkömmliche numerische Wettervorhersagen, die auf physikalischen Grundgleichungen basieren und nicht nur historische Daten nutzen.
Walter erklärt, dass das numerische Verfahren des DWD sicherer sei, da es auf physikalischen Grundlagen beruht und nicht nur auf historischen Ähnlichkeiten.
KI soll nur ergänzen: Qualität steht beim Thema Wettervorhersage weiter über der Geschwindigkeit
Der Fokus des DWD liegt auf der besten Wettervorhersage, nicht auf der schnellsten. Geschwindigkeit sei nicht entscheidend, sondern die Qualität der Vorhersagen. Der DWD plant, KI als unterstützendes Werkzeug zu nutzen, jedoch nicht als Ersatz, und testet KI in verschiedenen Bereichen, um die gesamte Prozesskette von der Datenerhebung bis zur Kundenkommunikation zu verbessern.
Rechnerleistung bleibt ein limitierender Faktor, und der DWD plant in etwa zwei Jahren einen neuen Großrechner mit steigenden Kosten. Der könnte übrigens um die 160 Millionen Euro verschlingen.
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa