Nasser Winter beendet (vorerst) Dürre in Deutschland: Wer profitiert, wer leidet?

Leipzig - Der vergangene Winter ist nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes einer der nassesten seit 1881 gewesen. Für die Böden, die nach mehreren Dürrejahren in Teilen des Landes bis in tiefe Schichten ausgedörrt waren, bedeutet das eine Erholung. Ist damit Trockenheit für dieses Jahr kein Thema mehr? Welche Auswirkungen haben die nassen Böden noch? Und was ist künftig in Deutschland zu erwarten?

Noch im vergangenen Jahr führte die Elbe Niedrigwasser, doch das ist vorerst vorbei.
Noch im vergangenen Jahr führte die Elbe Niedrigwasser, doch das ist vorerst vorbei.  © Peter Gercke/dpa-Zentralbild/dpa

Seit 2018 hatte die Natur in Deutschland mit Dürre zu kämpfen, vor allem im Norden und Osten des Landes. Diese Extremsituation ist durch den nassen Herbst und Winter weitgehend beendet worden. Ausnahmen sind einige Regionen im äußersten Osten.

Der Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, Andreas Marx (47), erwartet für die Wald-, Forst und Wasserwirtschaft ein eher entspanntes Jahr 2024.

Es sei so viel Wasser im Boden, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass sich dieses Jahr eine kritische Situation entwickeln werde.

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Etwas zurückhaltender äußert sich dagegen der Agrarmeteorologe Falk Böttcher vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Er verweist darauf, dass es auch im April 2022 eine recht günstige Ausgangssituation gegeben habe.

Dann blieb der Niederschlag aus, und nach sechs Wochen sei die Trockenheit wieder Thema gewesen. "Es ist immer noch ein Tanz auf der Klinge", sagte Böttcher.

Landwirte kämpfen mit nassen Böden

Mittlerweile sind die Böden in vielen Regionen fast schon zu feucht. Vor allem Bauern haben zu kämpfen.
Mittlerweile sind die Böden in vielen Regionen fast schon zu feucht. Vor allem Bauern haben zu kämpfen.  © Jan Woitas/dpa

Der viele Regen im Winter ist für die Bauern zum Problem geworden. "Bis auf den Süden haben die Landwirte in allen Bundesländern große Herausforderungen mit zu nassen Böden", erklärte der Pflanzenbau-Experte des Deutschen Bauernverbandes, Johann Meierhöfer.

Die Böden seien "wassergesättigt" aus dem Winter gekommen, könnten also neue Regenfälle kaum aufnehmen. "In vielen Regionen Deutschlands sind die Feldarbeiten bislang nur schleppend in Gang gekommen."

Für die Entwicklung der Waldbrandgefahr in den nächsten Monaten lässt sich aus dem nassen Winterhalbjahr nichts ableiten.

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Zwar sind die Bodenwasserspeicher gut gefüllt, aber entscheidend für die Brandgefahr sind nach Angaben des Agrarmeteorologen Böttcher die oberflächennahen Schichten und die darauf liegende sogenannte Streuschicht.

Verdorren dort in Trockenphasen Laub, Zweige und abgestorbenes Material, steige die Brandgefahr schnell wieder an. Daher sei Anfang März in einigen Regionen Deutschlands schon wieder eine mittlere Waldbrandgefahr erreicht worden, erläuterte Böttcher.

Mückenplage nach nassem Winter?

Feuchte Ländereien können für Stechmücken förderlich sein.
Feuchte Ländereien können für Stechmücken förderlich sein.  © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Droht nach dem nassen Winter jetzt eine Mückenplage? Das lässt sich laut Professor Thomas Schmitt, Direktor des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts, so nicht vorhersagen.

"Generell ist es für Stechmücken förderlich, wenn im Winter ihre Entwicklungsgebiete feucht oder sogar überflutet werden. Das ist in diesem Jahr gegeben", erläuterte der Insektenforscher. "Ob es aber wirklich viele von ihnen geben wird, hängt sehr am weiteren Verlauf des Jahres."

Trocknen die Gebiete aus, ist das schlecht für die Stechmücken. Bleiben viele Tümpel stehen, die sich auch noch schnell erwärmen, dann ist das günstig für die kleinen Plagegeister.

Klimaforscher gehen davon aus, dass es in Zukunft mehr extreme Wetterlagen geben wird. "Da die globale Temperatur weiter ansteigen wird, und in Deutschland ist es im Durchschnitt schon zwei Grad wärmer, erwarten wir auch einen weiteren Anstieg der Anzahl und der Intensität von Klimaextremen", erklärte Fred Hattermann vom Potsdam Institut für Klimaforschung.

Für Deutschland bedeute das, "dass das Risiko für stärkere Hochwasser, aber auch für Dürren noch wächst", so der Wissenschaftler.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa

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