Immer spät abends und ganz früh am Morgen: Was ist das für ein Silberschleier am Himmel?
Deutschland - Es geht wieder los: Ganz spät am Abend und früh am Morgen kann man am Himmel einen leuchtenden Silberschleier entdecken. Aber was steckt hinter dem kuriosen Wetter-Phänomen?
Die nächsten Wochen werden himmlisch. Wie Meteorologe Björn Goldhausen von WetterOnline erklärt, gibt es im Juni und Juli bei klarem Himmel wieder die leuchtenden Nachtwolken zu sehen. Nächtliches Leuchten klingt skurril? Ist es auch!
Jeweils an den späten Abenden bis etwa Mitternacht und ab 3 Uhr wieder kann man in Deutschland das Wetter-Phänomen beobachten. Dafür muss die Sonne schon beziehungsweise gerade so noch untergegangen sein.
So trifft ihr Licht in einem Winkel von 6 bis 16 Grad auf Wolken, die mehr als sechsmal so hoch stehen als üblich. Werden diese vom Licht angestrahlt, der Rest der Erde aber noch nicht, ergibt das den fabulösen Silberschleier.
Der Meteorologe führt aus: "Wolken entstehen normalerweise nur in einer Höhe von etwa 13 Kilometern. Im Sommer jedoch können bei entsprechenden Bedingungen leuchtende Nachtwolken beobachtet werden, die in einer Höhe von etwa 81 bis 85 Kilometern entstehen."
Diese bestehen aus kleinen Eiskristallen, die so dünn und transparent sind, dass man sie tagsüber nicht sehen kann.
So entstehen die leuchtenden Nachtwolken
"Kurioserweise ist der Entstehungsprozess von leuchtenden Nachtwolken bis heute nicht vollkommen geklärt", erklärt Goldhausen weiter. Fest steht ihm zufolge bislang, dass es Feuchtigkeit, Staubteilchen und extreme Temperaturen von weniger als minus 120 Grad braucht, damit die Wolken entstehen können.
Verglühte Meteore oder feinste Rückstände von gewaltigen Vulkanausbrüchen dienen als Kern der Kondensation. In der sogenannten Mesosphäre, wo sich die Wolken bilden, heizt sich die Luft im Gegensatz zu den unteren Luftschichten im Sommer nicht auf. Sie kühlt sich ab und ist somit optimal geeignet für die Nachtwolken.
Die für die Entstehung nötige, extrem niedrige Temperatur wird auch nur im Hochsommer erreicht, weshalb die leuchtenden Nachtwolken nur im Juni und Juli zu sehen sind.
Wahrnehmen kann man sie übrigens nur auf der Nordhalbkugel der Erde, aber auch nicht überall.
Die Nachtwolken bilden sich nämlich über polaren Regionen. Da dort die Sonne nicht untergeht, sehen die Menschen, die dort leben, die leuchtenden Nachtwolken aber nicht. Für uns in Deutschland ist der Blickwinkel bei klarem Nachthimmel hingegen perfekt.
In diesen Farben und Formen gibt es das Phänomen
Nicht immer zeigen sich die leuchtenden Nachtwolken als Silberschleier. Das Phänomen tritt auch in Blautönen "und gelegentlich auch noch in blass gelblichen Farbtönen" auf, wie Björn Goldhausen weiß. "Alle anderen Farbbestandteile des Lichtes werden durch die Erdatmosphäre und die Ozonschicht gefiltert."
Manchmal sehen die Wolken auch rötlich aus. Doch das liegt nicht an den Nachtwolken selbst. "Unmittelbar über dem Horizont erkennt man oft auch noch einen rötlichen Schimmer, der aber durch die Morgen- bzw. Abenddämmerung in der unteren Atmosphäre entsteht", erklärt der Meteorologe.
Nicht immer nehmen die extrem hoch stehenden Wolken die Schleierform mit faserigen Strukturen an. Sie sind auch als Streifen, Bänder, Wirbel und Wellen mit diffusen oder scharfen Kanten zu beobachten.
"Für den Betrachter am Erdboden ergibt sich immer ein beeindruckender Farbverlauf mit faszinierenden Mustern", schließt der Wetter-Experte ab.
Titelfoto: PR/WetterOnline