Bauernregeln rund ums Wetter: Wer hat Angst vor der kalten Sophie?
Deutschland - Gärtner bangen jedes Jahr: Wird es - wie so manche Bauernweisheit prophezeit - an den Eisheiligen noch Frost geben? Oder werden die Hundstage unerträglich heiß? Ob Bauernweisheiten zutreffen oder nicht, scheint ein wahres Glücksspiel zu sein. Doch immerhin: Sie bauen auf Erfahrungen aus mehreren Jahrhunderten auf. Wie zutreffend sind sie also?
Eisheiligen
"Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz" und "Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist" sind nur zwei von zahlreichen Bauernregeln im Zusammenhang mit den Eisheiligen.
So gelten Mamertus, Pankraz, Servaz und Bonifaz als "Eismänner". Hinzu gesellt sich noch die "Kalte Sophie". Alljährlich trüben diese Eisheiligen vom 11. bis 15. Mai, den Namenstagen der Heiligen, die Frühlingslaune der Deutschen.
Dann drohen noch einmal Kälteeinbrüche mit Nachtfrösten. Empfindliche Pflanzen wie Wein oder Obstbäume könnten Schaden nehmen.
Doch zum Glück ist die Trefferquote seit einigen Jahren nicht mehr überragend und regional sehr unterschiedlich.
Allerdings belegt die Statistik, dass nach dem 15. Mai die Wahrscheinlichkeit von Bodenfrösten rapide auf fünf Prozent sinkt.
Schafskälte
"Regnet es an Barnabas, schwimmen die Trauben bis ins Fass", ist eine bekannte Bauernweisheit. Namenspate ist der Apostel Barnabas, dessen Feiertag der 11. Juni ist.
Um dieses Datum herum gibt's häufig nochmal die sogenannte "Schafskälte" (4.-20. Juni). Die heißt so, weil Schafe oft im Juni ihre erste Schur erhalten und ein arktischer Kälteeinbruch dann eher ungemütlich und sogar gefährlich für die "nackten" Schäfchen werden kann.
Wie auch bei den Eisheiligen trifft die Schafskälte aufgrund des Klimawandels immer seltener zu und wenn, dann meist in den höheren Berglagen.
Dort kann es sogar nochmal Schneefall geben.
Siebenschläfer
"Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, ist es sieben Wochen bestellt." Gemeint ist der 27. Juni, der aber nicht den putzigen Tierchen gewidmet ist, sondern den "sieben Schläfern von Ephesus".
Der Legende nach wurden während der Christenverfolgung sieben junge Christen in einer Höhle nahe Ephesos (heute türkisch und mit "o" geschrieben) lebendig eingemauert.
Dort schliefen sie 195 Jahre lang, ehe sie am 27. Juni 446 entdeckt wurden. Kurz nach ihrem Aufwachen starben sie jedoch. So beständig ihr Schlaf, so stabil ist oft auch die Wetterlage Ende Juni.
Dann stellt sich nämlich häufig eine Großwetterlage ein, die über mehrere Wochen andauern kann.
Hundstage
"Wie das Wetter, wenn der Hundsstern aufgeht, so wird’s bleiben, bis er untergeht." Gemeint ist damit das Sternbild des Großen Hundes, das vom Aufgang bis zur vollständigen Sichtbarkeit bis zu 31 Tage braucht.
Aber: Dieser Prozess findet nicht mehr, wie vor 2700 Jahren, in der Zeit zwischen Ende Juli und Ende August statt, sondern inzwischen vier Wochen später. Schuld daran hat die Neigung der Erdachse und ihre Bewegung.
Nichtsdestotrotz werden die Hundstage immer noch auf die Zeit zwischen dem 23. Juli und dem 23. August datiert. So gelten die Hundstage als die heißesten Tage des Jahres.
Allerdings prognostizieren Meteorologen für diesen Zeitraum meist unbeständige Wetterlagen.
Altweibersommer
Auch zum Thema Altweibersommer lassen sich einige Bauernregeln finden: "Kommt der Michel (29. September) heiter und schön, wird's vier Wochen weitergeh'n", aber "Septemberwärme dann und wann zeigt einen strengen Winter an".
Dabei ist auf den Altweibersommer oft Verlass. Denn ab Mitte September bis Anfang/Mitte Oktober stellt sich regelmäßig eine stabile Wetterlage mit trocken-warmen Winden ein, die für herrliches Herbstwetter sorgt.
Seinen Namen hat der Altweibersommer wahrscheinlich von der Baldachinspinne, die sich im Herbst von Aufwinden mit ihren Spinnweben (daher das "weiber") durch die Luft wehen lässt.
Weihnachts-Tauwetter
"An Barbara (4. Dezember) die Sonne weicht, an Luzia (13. Dezember) sie wieder herschleicht." Dieses Phänomen kennen die Deutschen zu gut.
Kurz vor Weihnachten beginnt eine milde Wetterlage den vielleicht schon vorhandenen Schnee zu schmelzen und sorgt für Weihnachts-Tauwetter. Das war's dann mit den weißen Weihnachten.
Statistisch gesehen gibt's in Deutschland nur alle zehn Jahre Schnee zu Weihnachten.
Titelfoto: imago/Marius Schwarz