Von David Hutzler
Erfurt - Der Wohlstand in Deutschland muss hart erarbeitet werden. Das meint zumindest der Präsident der IHK Erfurt. Einige Entwicklungen stoßen ihm sauer auf. Nun macht er seinem Ärger Luft.
Weniger Homeoffice, weniger Teilzeit, weniger Geld im Krankheitsfall: Mit einem Brandbrief fordert der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, Dieter Bauhaus (71), mehr Leistungsbereitschaft.
Nicht die Innovationskraft, sondern die gesellschaftliche Bereitschaft, sich anzustrengen und Verantwortung zu übernehmen, entscheide über den wirtschaftlichen Erfolg des Landes, schreibt Bauhaus in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorab vorliegt.
"Meines Erachtens ist die Vorstellung von einer 'anstrengungslosen Gesellschaft', in dem Wohlstand durch geringe eigene Anstrengung oder übermäßige staatliche Fürsorge generiert wird, eine gefährliche Illusion", so der 71-jährige Kammerpräsident.
Er warnt vor einer Abwärtsspirale und Wohlstandsverlusten. Künftige Generationen müssten so mit einer anderen medizinischen Versorgung, niedrigeren Renten oder weniger Urlaub rechnen.
Von Krankentagen bis hin zu Schwangerschaft
Diese Forderungen stehen in dem Brief
- Krankentage: Hier plädiert er nicht nur für weniger Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, sondern auch für Eigenanteile der Versicherten bei Krankenkosten. Die telefonische Krankschreibung gehöre abgeschafft.
- Teilzeit: Die werde nicht nur für Kinderbetreuung und Pflege genutzt, sondern diene der Work-Life-Balance, meint Bauhaus. "Solange trotz Teilzeit mehrere Auslandsurlaube pro Jahr möglich sind, vielleicht dazu noch eine Kur, scheint ja alles in Ordnung zu sein."
- Homeoffice: Großzügige Homeoffice-Regelungen sollten aus seiner Sicht deutlich eingeschränkt werden.
- Schwangerschaft solle nicht als Phase gesehen werden, in der leichte Bürotätigkeiten immer öfter mit einem Beschäftigungsverbot verbunden sein müsse, wenn das medizinisch nicht nötig sei, so Bauhaus. Er wolle sich keine Zeit vorstellen, "wo es mal heißt, dass früher die Frauen noch gearbeitet haben, wenn sie schwanger waren".
Bundesweite Aktionen für Wettbewerbsfähigkeit
Bundesweit beteiligen sich heute etliche Verbände und Unternehmen an Aktionen für eine bessere Wettbewerbsfähigkeit. Aufgerufen dazu hatte die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). In Berlin ist eine Kundgebung geplant.
Die IHK beteiligt sich nach Angaben eines Sprechers nicht an den Aktionen - der Verband der Wirtschaft Thüringens hingegen schon. Dessen Hauptgeschäftsführer Matthias Kreft nannte die Lage "höchst dramatisch". Nach der Wahl brauche es eine Wirtschaftswende, forderte er.