Wenn der Gasnotfall ausgerufen wird: Bleiben die Öfen in Thüringens Krematorien aus?

Schmalkalden - Steigende Energiepreise treffen zahlreiche Branchen. Auch Bestatter und Krematorien sind davon nicht ausgeschlossen.

Der Vorsitzende des Bestatterverbandes Thüringen, Landesinnungsmeister Gerd Rothaug, glaubt nicht, dass es keine Einäscherungen mehr gibt, sollte der Gasnotfall ausgerufen werden. (Archivbild)
Der Vorsitzende des Bestatterverbandes Thüringen, Landesinnungsmeister Gerd Rothaug, glaubt nicht, dass es keine Einäscherungen mehr gibt, sollte der Gasnotfall ausgerufen werden. (Archivbild)  © Rolf Vennenbernd/dpa

Preiserhöhungen bei Bestattungen mit Einäscherung gibt es derzeit in Thüringen trotz stark gestiegener Gaspreise nicht auf breiter Front.

Von der Erhöhung der Gaspreise sei die Branche zum Teil noch nicht betroffen, sagte der Vorsitzende des Bestatterverbandes Thüringen, Landesinnungsmeister Gerd Rothaug, der dpa. Viele Betriebe hätten noch eine Festpreisbindung bis ins kommende oder sogar bis ins übernächste Jahr, wenn diese Bestand habe und nicht gesetzlich geändert werde.

Dennoch werde auch bei den Bestattern darüber nachgedacht, wie die mit Gas betriebenen Öfen in den Krematorien optimiert werden können. Allerdings seien nach der Bundesimmissionsschutzverordnung scharfe Grenzwerte einzuhalten. Besser arbeiten könnten unter Umständen neue Anlagen.

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Jedoch dauere es mehr als ein Jahr von der Planung bis zur Umsetzung. Zudem müsse jedes Unternehmen überlegen, ob es wirtschaftlich überhaupt in der Lage sei, eine neue Anlage zu realisieren.

Rothaug glaubt nicht, dass es keine Einäscherungen mehr gibt, sollte der Gasnotfall ausgerufen werden. "Ich gehe davon aus, dass wir dann zu den Gruppen gehören, die bevorzugt weiter Gas beziehen dürfen", sagte er. Dass Einäscherungen eingestellt werden müsste, glaubt er nicht. "Wir können die Leichname ja nicht einfach verscharren." Auch in einer Zeit wie dieser sei die Wahrung der Pietät und menschlichen Würde oberstes Gebot.

In Erfurt stehen die Öfen tageweise still

Im privat betriebenen Krematorium in Gotha kostet die Einäscherung inzwischen rund 10 Prozent mehr, was an die Bestatter weitergereicht wird. (Symbolbild)
Im privat betriebenen Krematorium in Gotha kostet die Einäscherung inzwischen rund 10 Prozent mehr, was an die Bestatter weitergereicht wird. (Symbolbild)  © 123RF/dolgachov

Die meist kommunalen Krematorien in Thüringen denken bereits über Erhöhungen der Preise nach. Derzeit müsse man von 25 bis 30 Euro Mehrkosten für Gas pro Einäscherung ausgehen, teilte das Krematorium Weimar mit.

Diese ließen sich jedoch nicht unbedingt eins zu eins auf die Gebühr aufschlagen, da zum Beispiel auch Kosten bei der Neukalkulation der Gebühr durch inzwischen entfallene Abschreibungen oder zurückgezahlte Kredite minimiert werden. Aktuell erfolge eine Neukalkulation der Friedhofsgebühren und der Kremationsgebühren.

In Jena wurden die Preise für eine Einäscherung letztmalig im Februar 2022 angepasst, diese betragen jetzt 270 Euro. Eine erneute Preiserhöhung sei momentan nicht geplant, die aktuelle Preisentwicklung werde aber genau beobachtet.

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In Erfurt werden zur Minimierung des Gasverbrauchs die Sterbefälle gebündelt kremiert, um eine volle Auslastung der Kremationsöfen tageweise zu erreichen. Im Zuge dessen stehen an ein oder zwei Werktagen die Öfen still.

Derzeit würden die Preissteigerungen nicht an die Bestatter weitergegeben, teilte die Stadt mit. Eine Nachkalkulation werde erst im Jahr 2023 erstellt. Anders stellt sich das im privat betriebenen Krematorium in Gotha dar: Dort kostet die Einäscherung inzwischen rund 10 Prozent mehr, was an die Bestatter weitergereicht wird.

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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