Thüringer Autozulieferer droht der Kahlschlag: Etwa 900 Beschäftigte bangen um ihre Zukunft
Brotterode - Beim Autozulieferer Marelli Automotive Lighting in Brotterode (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) sind Wut, Enttäuschung und Verärgerung groß. Der Grund: das Unternehmen soll offenbar definitiv geschlossen werden. Etwa 900 Beschäftigte stehen vor einer ungewissen Zukunft.
In der dritten Verhandlungsrunde am 8. Mai habe die Arbeitgeberseite die Karten auf den Tisch gelegt, heißt es in einer Mitteilung der IG Metall Mitte. Den Angaben nach soll der gesamte Standort im März 2024 geschlossen werden.
"Die Wut ist groß", sagte Uwe Laubach, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Suhl-Sonneberg, laut Mitteilung. In dieser heißt es ebenso, dass sich das Unternehmen in Hinblick auf den drohenden "Kahlschlag" in Brotterode auf "massive" Gegenwehr einstellen könne.
Es sei ein Skandal, was hier passiere, so Laubach. In den ersten beiden Verhandlungen sei man keinen Schritt vorangekommen. Die Beschäftigten hätten daraufhin zeitweise die Arbeit niedergelegt, um auf die angespannte Situation aufmerksam zu machen.
"Plötzlich erklärt das Management von Marelli in der dritten Verhandlungsrunde die komplette Werksschließung für März 2024. Eine solche Frechheit fordert uns jetzt zu einer Zuspitzung der Tarifverhandlungen heraus", betonte der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Suhl-Sonneberg. Man fordere Marelli auf, mit der IG Metall und den Beschäftigten "tragfähige Lösungen" zu entwickeln.
Erst drohte Stellenabbau, nun steht die Schließung im Raum
"Es macht sich bei mir das böse Gefühl breit, dass es aus Sicht des Weltkonzerns auf das Werk in Brotterode, ein Leistungsträger in der Lichttechnik, plötzlich nicht mehr ankommt", sagte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) laut einer Mitteilung der Thüringer Staatskanzlei vom vergangenen Freitag. Zu diesem Zeitpunkt kursierten noch Meldungen, dass Aufträge in etwa zwei Jahren ablaufen.
In einem Beitrag der Deutschen Presse-Agentur vom vergangenen Mittwoch hieß es, dass der Mutterkonzern des Südthüringer Unternehmens angekündigt hätte, dass bis 2025 nur etwa 125 Arbeitsplätze am Standort erhalten bleiben sollen. Dabei beruft man sich auf Angaben der Gewerkschaft.
Nun aber droht offenbar bereits im kommenden Jahr die komplette Stilllegung.
"Es handelt sich um einen der größten Industriearbeitgeber in Südthüringen mit hervorragend ausgebildeten Fachkräften, die heute seltener denn je sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da keine standortverträgliche Lösung gibt. Und dafür werden wir uns einsetzen", sagte Landrätin Peggy Greiser (52, parteilos) nach Angaben von insuedthueringen.
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