Nach Brandbrief von IHK-Präsident: Gegenwind ebbt nicht ab, Forderung nach Reform!

Von David Hutzler

Erfurt - Mit seiner Forderung nach mehr Leistung hat Dieter Bauhaus, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt, eine Debatte losgetreten. Der Gegenwind ebbt nicht ab. Nach dem umstrittenen Brandbrief des IHK-Präsidenten fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine Reform des Kammersystems.

Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen. (Archivbild)
Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

"Die aktuellen Aussagen von Herrn Bauhaus verdeutlichen erneut, dass die Interessen der Beschäftigten in den bestehenden Kammerstrukturen überhaupt keine Rolle spielen", sagte der Chef des DGB Hessen-Thüringen, Michael Rudolph.

Die IHKs seien nicht nur eine Interessenvertretung der Unternehmen, sondern hätten auch eine soziale und gesellschaftliche Aufgabe. Es sei inakzeptabel, wenn Repräsentanten der Kammern das ignorierten und Positionen vertreten würden, die gegen die Beschäftigten gerichtet seien.

Der DGB fordere daher eine Arbeitskammer in Thüringen. "Der völlig einseitigen neoliberalen Dauerbeschallung durch die Industrie- und Handelskammern muss endlich eine starke Arbeitnehmerperspektive entgegengesetzt werden", sagte die stellvertretende Landesvorsitzende Renate Sternatz.

In diesem Beruf müssen die Thüringer mit dem Verlust ihres Jobs rechnen
Thüringen Wirtschaft In diesem Beruf müssen die Thüringer mit dem Verlust ihres Jobs rechnen

Im Saarland etwa gibt es bereits eine Arbeitskammer. Die Beschäftigten sind dort Pflichtmitglieder und zahlen als Mitgliedsbeitrag 0,15 Prozent ihres monatlichen Bruttoentgelts. Dafür erhalten sie Beratung oder Bildungsangebote. Die Kammer äußert sich auch öffentlich.

Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (55, CDU) stellte sich gegen die Forderung des DGB nach einer Arbeitskammer. (Archivbild)
Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (55, CDU) stellte sich gegen die Forderung des DGB nach einer Arbeitskammer. (Archivbild)  © Michael Reichel/dpa

Thüringens Wirtschaftsministerin ruft zu mehr Sachlichkeit auf

Der Präsident der IHK Erfurt, Dieter Bauhaus, hatte vergangene Woche in einem Brandbrief zu mehr Leistungsbereitschaft aufgerufen und damit eine Debatte in Thüringen losgetreten. In seinem Schreiben hatte der 71-Jährige für weniger Homeoffice, weniger Teilzeit und weniger Geld im Krankheitsfall argumentiert.

Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (55, CDU) stellte sich gegen die Forderung des DGB nach einer Arbeitskammer. "Der DGB und die Gewerkschaften artikulieren ihre Perspektive doch sehr deutlich. Da gibt es nichts hinzuzufügen", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Ihrer Einschätzung nach sollten auch im Bereich der Arbeitnehmervertretungen Doppelstrukturen vermieden werden.

Der Präsident der IHK Erfurt, Dieter Bauhaus, hatte vergangene Woche in einem Brandbrief zu mehr Leistungsbereitschaft aufgerufen und damit eine Debatte in Thüringen losgetreten. (Archivbild)
Der Präsident der IHK Erfurt, Dieter Bauhaus, hatte vergangene Woche in einem Brandbrief zu mehr Leistungsbereitschaft aufgerufen und damit eine Debatte in Thüringen losgetreten. (Archivbild)  © Martin Schutt/dpa

Generell rief sie zu mehr Sachlichkeit in der Debatte auf. Der Ton sei sehr schrill. "Wir brauchen die Kammern und wir brauchen die Gewerkschaften. Es wäre schön, wenn wir hier in Thüringen einmal mit gutem Beispiel vorangehen und einen neuen Debattenton setzen könnten, der es erlaubt, die Probleme sachlich und auf Augenhöhe miteinander zu diskutieren."

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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